Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
daß die Absicht deshalb noch nicht klar wurde, weil es den Unbekannten nicht möglich ist, sie in vollem Umfang auszuführen …«
Atlans Stimme wurde wieder schrill und so verzerrt, daß Rhodan Mühe hatte, den Sinn der Worte zu verstehen. Noch einmal meldete sich Atlan, bevor Rhodan endgültig den Kontakt zu ihm verlor.
»Die Unbekannten beherrschen die Gewalten nicht, mit denen sie spielen …«
Diese Worte hallten noch lange in Rhodans Geist nach. Das konnte eine Antwort auf seine Fragen sein. Vielleicht hatte er den Sinn der mysteriösen Geschehnisse nur deshalb nicht erkennen können, weil alles keinen Sinn hatte. Vielleicht wollten die Unbekannten etwas ganz anderes, als tatsächlich geschah.
Rhodan hatte es früher schon erlebt, wie Mutanten wüteten, die ihre Fähigkeiten nicht unter Kontrolle halten konnten. Hier war nun eine Macht, die unzählige Mutanteneigenschaften in sich vereinigte, sie jedoch nicht koordinieren und zweckentsprechend einsetzen konnte. Das war eine mögliche Erklärung für die Vorkommnisse, die sinnlos Opfer forderten, Vernichtung und Verderben brachten.
Als Rhodan irgendwann – es konnten inzwischen Stunden oder auch Tage vergangen sein – mit Ribald Corello zusammentraf, erhoffte er sich von dem Supermutanten eine befriedigendere Antwort.
Doch Corello war nicht ansprechbar. Sein Körper war zwar an Bord der TIMOR, aber sein Geist schien die Unendlichkeit zu durchwandern.
Rhodan versuchte, ihm auf den Fersen zu bleiben, doch das war schwerer als erwartet. Manchmal wurde ihm der Befehl einsuggeriert, umzukehren. Dann wieder wurden telekinetische Kräfte wirksam, die ihn in eine andere Richtung als Corello treiben wollten. Daraus erkannte er die Absicht der parapsychischen Macht, ihn von dem Supermutanten fernzuhalten, fand aber gleichzeitig Atlans Verdacht bestätigt, daß die Unbekannten trotz ihrer phänomenalen Fähigkeiten Schwierigkeiten hatten.
»Corello, können Sie mich hören?« sagte Rhodan beschwörend und stemmte sich gegen die Anziehungskraft, die von einer Wand auf ihn wirksam wurde.
»Ich bin der Vermittlungspol«, sagte Corello mit entrückter Stimme. »Ich fühle, daß die parapsychischen Fremdkräfte von allen Seiten auf mich wirksam werden, um mich ans Ziel zu führen …«
»Corello!« schrie Rhodan und versuchte, auf den vor ihm durch den Korridor stelzenden Tragerobot zu klettern. Aber kaum hatte er ihn berührt, bekam er einen so starken elektrischen Schlag, daß er zurückzuckte.
»Ich werde das Rätsel lösen«, fuhr Corello flüsternd fort. »Ich verstehe, ja, das leuchtet mir ein. Es ist nicht alles schwarz, was das Auge als schwarz registriert, und Weiß beinhaltet tatsächlich das ganze Farbspektrum. Brich Weiß, und du hast ein buntes Kaleidoskop vor dir. Betrachte deinen Körper und erkenne, welche Verschwendung es ist, nur einen Geist darin wohnen zu lassen … Durch den Hyperraum ans Ziel …«
Rhodan wurde nicht klug aus dem, was Corello sagte. Deshalb störte es ihn auch nicht besonders, als eine unsichtbare Kraft seinen Körper in eine hyperenergetische Spirale verwandelte und ihn an anderer Stelle wieder verstofflichte. Rhodan war in die Ezialistische Abteilung teleportiert worden.
»Zwiebus!« rief er erstaunt und erschrocken zugleich.
***
Lord Zwiebus hatte gegen unmenschliche Umweltbedingungen anzukämpfen. Aber er war entschlossen, sein Vorhaben auszuführen: Er mußte Heydrac Koat töten, um die Männer der TIMOR von dem Fluch zu befreien.
Von dem Asporco ging alles Übel aus. Nur wenn er tot war, würden wieder Ruhe und Ordnung herrschen.
Zwiebus hatte nichts gegen Heydrac Koat, aber er verspürte einen unbändigen Haß gegen das Fremde, das den Asporco beherrschte. Dieser Haß ließ ihn alle ethischen und moralischen Werte, die er sich durch das Zusammenleben mit den Terranern erworben hatte, wieder vergessen. Er war wieder der Wilde, für den es nur das eine Gesetz gab: töten oder getötet werden.
Aber es wurde ihm nicht leichtgemacht, sein Ziel zu erreichen.
Auf ihm lastete eine unerträgliche Schwerkraft. Jede Bewegung kostete ihn unheimlich viel Kraft. Er war schon lange zu Boden gesunken und bewegte sich auf allen vieren vorwärts. Jedesmal, wenn er einen Arm oder ein Bein nach vorne schob, mußte er sich von dieser Anstrengung einige Minuten erholen. Sein Körper war schweißnaß. Sein Mund war ausgedörrt. Aber er gab nicht auf.
In den letzten Stunden (oder waren es Tage?) hatte er von den zehn Metern
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