Silberband 066 - Kampf der Paramags
sollten, wenn für die Mutanten Lebensgefahr besteht.«
Atlan hob erstaunt eine Augenbraue. »Du tust ja geradezu so, als hätten die Mutanten auf dem Meteoriten paradiesische Zustände vorgefunden.«
»Das gerade nicht, aber sie haben andererseits die Gefahr gesucht«, erklärte Rhodan. »Unter einer echten Bedrohung verstehe ich, wenn sie Gefahr laufen, zurück in den Hyperraum geschleudert zu werden.«
»Dazu kann es kommen, wenn der Paradox-I-Komplex seine Entwicklung abgeschlossen hat«, sagte Professor Waringer, der hinter Rhodan aufgetaucht war.
»Ich gebe mich geschlagen.« Rhodan seufzte vernehmlich. »Wenn wir den Meteoriten gefunden haben, werde ich den Mutanten dringend raten, Unterstützung von uns anzunehmen.«
Die Alarmsirene heulte auf. Gleich darauf meldete sich der Chef der Ortungszentrale über Rhodans Interkom.
»Es sieht so aus, als hätten wir den Meteoriten gefunden. Alle erfaßten Ortungskomponenten stimmen überein – Masse, 5-D-Emission, Fluggeschwindigkeit und Größe …«
»Das genügt«, unterbrach Rhodan.
Er ließ die Koordinaten des Meteoriten über Hyperfunk an alle ausgeschleusten Beiboote durchgeben. Dann startete die MARCO POLO zu einer kurzen Linearetappe über knapp eineinhalb Lichtjahre. Die neunundvierzig Kreuzer folgten.
»Für die nächste Zeit ist mit keiner weiteren Transition zu rechnen«, meldete die Ortungszentrale.
»Das ist beruhigend«, sagte Rhodan und befahl dem Emotionauten, die MARCO POLO näher an den Meteoriten heranzufliegen.
Als die MARCO POLO nur noch zwanzig Kilometer über der zerklüfteten, atmosphärelosen Oberfläche des Meteoriten schwebte, trafen Gucky und Fellmer Lloyd in der Kommandozentrale ein.
»Hast du das Teleportieren verlernt?« erkundigte sich Rhodan, als er den Mausbiber an der Seite des Telepathen aus dem Antigravlift treten sah.
Gucky zeigte seinen Nagezahn und belehrte Rhodan: »Man kann mit einem Körper nicht an zwei Orten sein, und man kann keine telepathische Unterhaltung führen und gleichzeitig teleportieren. Ich stand bis zuletzt mit Betty in Verbindung.«
»Und?«
»Es geht den Mutanten blendend.«
»Weiter«, drängte Rhodan.
»Es gibt nicht mehr viel zu sagen«, fuhr Gucky fort. »Nach der Transition ist wieder Ruhe im Meteoriten eingekehrt. Betty kann die Paradox-Intelligenz immer noch spüren, aber sie sagt, daß die Suggestivausstrahlung lange nicht mehr so stark wie vor der Transition ist. Nach dem Sturm ist Ruhe eingekehrt.«
»Hoffentlich hält diese Ruhe an«, sagte Waringer aus dem Hintergrund.
»Betty hat gebeten, daß wir vorerst nichts unternehmen sollen«, berichtete Gucky weiter. »Die Mutanten wollen erst einmal abwarten und die neue Situation sondieren.«
»Wie haben sie den Transitionsschock überstanden?« fragte Rhodan.
»Ausgezeichnet«, antwortete Gucky. »Ihre Asporcokörper befinden sich immer noch in einem tiefen Koma, doch ihnen selbst konnte der Hyperschock nichts anhaben. Betty hat aus den Gedanken der anderen erfahren, daß sie alle wohlauf sind.«
Rhodan nickte. »Warten wir also ab.«
Tako Kakuta war hellwach, aber er konnte sich nicht bewegen. Sein paramagscher Wirtskörper hatte den Transitionsschock noch nicht ganz überwunden. Aber er erholte sich schnell – ebenso wie die anderen Paramags rundum.
Das ließ darauf schließen, daß der paramagsche Organismus an den gewaltsamen Entmaterialisierungs- und Wiederverstofflichungsprozeß bei der Transition gewöhnt war. Und das nach einem wahrscheinlich Jahrzehntausende währenden Tiefschlaf.
Kakuta konnte zuerst die sechs Finger der einen Hand bewegen; er spürte es förmlich, wie ein belebendes Kribbeln seinen Gastkörper durchwanderte. Dann gelang es ihm, den anderen Arm zu bewegen.
Durch die Facettenaugen sah er, wie sich die Paramags auf der Plattform bewegten und nacheinander auf die Beine kamen. Er selbst war einer der letzten.
Er sammelte alle seine Kräfte, um zu teleportieren. Doch wieder versagte seine parapsychische Fähigkeit. Fast sehnsüchtig blickte er zu der Plattform an der Felswand hinüber, wo seine Kameraden waren.
Dann betrachtete er die PEW-Schienen, die von den Maschinenanlagen nach allen Seiten zum Felsmassiv führten. War die Paratransdeformation die letzte Möglichkeit, zu seinen Kameraden zu kommen?
Vielleicht konnte er es riskieren, denn der Paradox-I-Komplex erschien ihm schwächer als vor der Transition. Die fremdartige Mentalstrahlung war für ihn als Nichttelepathen fast gar nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher