Silberband 066 - Kampf der Paramags
Mikroskop der gleiche Vorgang wie im ersten Manipulator ab: Die Viren vermehrten sich, indem sie die Zellen des Nährbodens absorbierten und umwandelten. Danach machten die so entstandenen Viren jedoch eine Verwandlung durch, die einer Metamorphose gleichkam. Durch den Einfluß der PEW-Strahlung schlossen sie sich zu Zellverbänden und ganzen Kolonien zusammen – und das Ergebnis konnte man mit freiem Auge beobachten: Es entstanden Kollektive, so groß wie die Faust eines Mannes, die sich in ständiger Bewegung befanden, aus denen jedoch kein einziges Virus mehr ausbrach. Der Individualtaster bestätigte die Vermutung, daß diese Viruskollektive Intelligenz besaßen, die mit der Vergrößerung des Kollektivs wuchs.
Jetzt unternahm der Virologe seinen ersten Versuch: Er trennte mit einem Traktorstrahl ein Virenkollektiv gewaltsam und verschleppte es in den ersten Manipulator. Dort konnte er sehen, wie das Virenkollektiv in Minutenschnelle zusammenfiel. Unter dem Mikroskop wurde deutlich, daß die Viren außerhalb des PEW-Strahlungsbereichs degenerierten. Sie standen untereinander nicht mehr in Beziehung, und der Individualtaster konnte nicht mehr die Spur einer Intelligenz anmessen.
Der Virologe hob nun den gesamten Zellboden des Manipulators I mitsamt den darauf befindlichen Viren hoch und brachte ihn mittels des Traktorstrahls in den Manipulator II, wo das stark strahlende PEW-Metall untergebracht war.
Es dauerte nicht lange, da mutierten die Viren unter dem Einfluß der Strahlung, schlossen sich zu Ketten, Verbänden und schließlich zu ganzen Kolonien zusammen, die man mit bloßem Auge sehen konnte.
Damit hatte der Virologe noch zusätzlich bewiesen, daß ehemals ›intelligente‹ Viren, die auf die Stufe von zum Parasitismus degenerierten Lebewesen zurückgefallen waren, durch neuerliche PEW-Bestrahlung wieder zu intelligenten Kollektiv-Viren mutiert werden konnten. Dieser Zyklus konnte beliebig wiederholt werden.
Ein Ezialist hätte diese Forschungsergebnisse mit Rhodans Überlegungen verbinden können und wäre zweifellos zu einem alarmierenden Ergebnis gekommen. Aber der einzige Ezialist der MARCO POLO war nicht einsatzfähig und schwebte zwischen Leben und Tod.
25.
Sein Geist war die ganze Zeit über wach gewesen – in einem von Transitionsschocks erschütterten Gastkörper. Insgesamt hatte er drei Entmaterialisierungen und drei Wiederverstofflichungsschocks registriert. Die Folge davon war, daß sich sein Paramagkörper nicht erholen konnte und die ganze Zeit über in tiefer Besinnungslosigkeit dalag.
Jetzt schien die Schockwirkung jedoch langsam wieder abzuflauen. Der Geist des Paramags, der enger an den Körper gebunden war als er, begann sich zu regen. Das Unterbewußtsein des Magnetläufers gab die Herrschaft an das Ich weiter und zog sich in die tieferen Regionen des Gehirns zurück.
Ralf Marten wartete den richtigen Zeitpunkt ab, dann übernahm er blitzschnell seinen Gastkörper. Er verspürte die kurze, heftige Gegenwehr des degenerierten Paramags, hatte jedoch keine Schwierigkeiten, seinen Geist zu verdrängen.
Nur kurz flammte das paramagsche Ich noch auf, dann zuckte es unter Martens parapsychischem Griff, ohne jedoch seine Verdrängung verhindern zu können. Marten hatte noch einen nachhaltigen Eindruck von der Ungewißheit des Paramags; das Echo der bangen Fragen klang in ihm nach.
Der Teleporter beherrschte nun wieder seinen Paramagkörper. Jeder Nerv gab seine Empfindungen über das Gehirn an ihn weiter.
Sein Körper erschauerte unter der Nachwirkung der drei aufeinanderfolgenden Transitionsschocks. Von seinen feingliedrigen Händen gingen Schmerzimpulse aus, die jedoch bereits im Abklingen waren.
Wie mochte es erst seinen Kameraden in den Körpern von Asporcos ergangen sein, wenn schon die an die Transitionsschocks gewöhnten Paramags in permanente Bewußtlosigkeit verfallen waren!
Marten bekam durch seine Facettenaugen verschwommene Eindrücke. Er sah die Felswand mit den PEW-Adern tausendfach reflektiert. Erst als er das durch die unzähligen Facettenflächen einfallende Licht bewußt in einem Brennpunkt vereinte, bekam er ein klares Bild seiner Umgebung.
Von irgendwoher drang ein schriller Heulton an die empfindlichen Gehörnerven seiner riesigen Ohren, so daß er sie unwillkürlich einrollte.
Um ihn lagen die sieben Asporcos in seltsam verrenkten Haltungen. Keiner von ihnen bewegte sich.
Marten drehte seinen Kopf, bis er die ganze Höhle überblickt hatte. Die beiden
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