Silberband 066 - Kampf der Paramags
Antwort war niederschmetternd: »Wir benötigen wenigstens zwanzig Stunden, um wieder flott zu werden.«
»Dann ist es zu spät für uns. Wir müssen es früher schaffen.«
Der Chefingenieur schüttelte den Kopf. »Wenn's so ist, dann müssen wir das Schiff verlassen, Bourax.« Er fuhr sich mit der linken Hand über die Stirn. Atlan sah, daß die Finger des Mannes bluteten. »Ich kann aus einem Trümmerhaufen nicht in einer Stunde ein funktionstüchtiges Triebwerk machen.«
»Weißt du, was das bedeutet?«
»Natürlich, Bourax. Wir werden uns wieder an den Militärdienst der Solaren Flotte gewöhnen müssen.«
Der Kommandant fluchte anhaltend. »Geh an die Arbeit! Versuch dein Bestes! Wir werden uns bemühen, so lange wie möglich durchzuhalten.« Er schaltete ab.
»Warum geben Sie keinen Notruf an die MARCO POLO durch?« fragte Atlan. »Man wird uns herausholen.«
»War das ein Befehl?«
»Nein. Noch sind wir hier in relativer Sicherheit. Auf der MARCO POLO hat man jetzt vermutlich alle Hände voll zu tun. Der Meteor ist gestartet. Andere benötigen die Hilfe dringender als wir.«
»Sie denken an die Asporcos?«
Der Lordadmiral nickte. »Die MARCO POLO wird ihnen helfen. Wir werden hier ausharren und versuchen, die UNTRAC-PAYT wieder flottzubekommen.«
Bourax verzog das Gesicht. »Wieviel Zeit geben Sie uns?«
Atlan blickte auf sein Chronometer. »Zehn Stunden maximal. Dann müssen Sie es geschafft haben.«
Er erhob sich und schaltete. Die Bilder auf den Bildschirmen wechselten. Verblüfft blickte Atlan auf den Gebirgszug, der zwischen der UNTRAC-PAYT und dem Riesenkrater aus dem Bogen gestiegen war. Jetzt begriff er, weshalb sie sich in einer relativ ruhigen Zone befanden. Das Land hob sich auch jetzt noch an, aber so langsam, daß die Antigravitatoren des Schiffes die Erschütterungen ausgleichen konnten. Die Ebene, auf der der Raumer stand, neigte sich jedoch immer mehr. Atlan fragte sich, wie lange sie sich hier noch halten konnten. Irgendwann mußte die UNTRAC-PAYT anfangen, zu rutschen oder gar zu rollen. Wenn die Triebwerke bis dahin nicht funktionierten, war das Schiff nicht mehr zu retten.
Atlan drehte sich zu Bourax um. Der Chef der Renegaten stand breitbeinig vor ihm. Seine Arme baumelten locker an seinen Seiten herab. In der rechten Hand hielt er einen Paralysestrahler. Befremdet zog Atlan die Augenbrauen hoch.
»Er ist fest entschlossen, nicht auf die MARCO POLO zu gehen«, teilte der Kollektivmutant mit, der bisher völlig bewegungslos in seinem Sessel geruht hatte. Jetzt drehte er dem Arkoniden das Gesicht zu. »Bourax haßt den strengen Disziplinarbetrieb auf Großkampfschiffen. Er wird Sie töten, wenn Sie ihm nicht ausreichend Zeit geben, dieses Schiff zu reparieren.«
»So? Wird er das?«
Die Stimme des Arkoniden klang sehr ruhig und gelassen. Sie hatte einen unüberhörbar ironischen Unterton. Bourax hob den Strahler und zielte auf die Brust des Lordadmirals.
»Er wird«, erklärte er verbissen. »Wir haben an Bord dieses Schiffes mitgearbeitet. Das war schon eine ganze Menge. Mehr werden wir jedoch nicht tun. Sie können natürlich freiwillig aussteigen: Ich gebe Ihnen sogar einen Gleiter.«
»Wie großzügig.«
Bourax überhörte den Spott. »Entscheiden Sie sich!« forderte er hart. »Sofort. Unsere Mitarbeit war keineswegs freiwillig, wenn Sie sich daran erinnern wollen. Wir sind die Herren dieses Schiffes. Sie sind sozusagen nur das Kuckucksei.«
»Danke. Wuriu, haben Sie das gehört?«
»Natürlich, Sir. Er scherzt nicht.«
Atlan überlegte, wie er Bourax überwinden oder zur Vernunft bringen konnte. Der Kollektivmutant erhob sich und stellte sich neben den Arkoniden.
»Sinnlos, Sir. Bourax wird dieses Schiff niemals verlassen, um in die MARCO POLO überzuwechseln. Es sei denn …«
»… als Leiche«, ergänzte der Renegat.
Der Kollektivmutant nickte. Atlan glaubte ihm bedingungslos.
»Unsere Zusammenarbeit ist zu Ende. Trennen wir uns also«, schlug Bourax vor. Er blickte Atlan auffordernd an.
Der Arkonide überlegte. Der Renegat war fraglos nicht mehr umzustimmen. War unter diesen Umständen Widerstand sinnvoll? Mit einem einzigen Funkspruch konnte er die Hilfe der MARCO POLO herbeirufen. Bourax sperrte sich gegen diese Möglichkeit, da sie ihn die Freiheit kosten würde.
»Einverstanden«, sagte der Lordadmiral. »Wenn Sie glauben, daß Sie mit der UNTRAC-PAYT glücklich werden, dann will ich Ihnen Ihre Illusionen nicht nehmen. Wir verlassen das
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