Silberband 067 - Die Para-Bank
die Zusammenhänge langsam zu begreifen. Um sich jedoch Gewißheit zu verschaffen und sich nicht vielleicht in irgendwelche haltlosen Spekulationen zu verrennen, verlangte er: »Erzählen Sie mir, wie es zu der augenblicklichen Situation kam.«
»Das wissen Sie doch alles … Verlieren Sie keine Zeit und helfen Sie uns!«
»Es besteht kein Grund zur Panik«, sagte Matunari. »Wir haben Ihr Schiff bald erreicht und werden es noch rechtzeitig abfangen. Sie können mir in aller Ruhe erklären, was Sie mit der Veränderung Ihrer Umgebung meinen.«
Aus dem Lautsprecher des Interkoms kam ein unartikulierter Laut, den der Translator nicht übersetzte.
»Wir sind in Not …«, meldete sich dann der Asporco und gab anschließend wieder einen unverständlichen Laut von sich. »Aber unser Schicksal ist in Ihrer Hand, und wir müssen Ihrem Volk dankbar sein, daß es uns so selbstlos beistand, als der Erfindungswahn über uns kam. Damals dachten wir nicht an unser Leben, sondern nur an den Fortschritt. Sie wissen, was überall auf unserer Welt geschah – wir arbeiteten und arbeiteten, erforschten, erfanden und weigerten uns, Nahrung aufzunehmen. Diese Zeit ist als schrecklicher Alptraum in meiner Erinnerung. In meiner Erinnerung fehlt jedoch die Information darüber, welchen Wert und welche Bedeutung die Erfindungen haben, die ich während des Wahns gemacht habe. Meinen Artgenossen ergeht es ebenso. Wir haben sämtliche Bedienungseinheiten unseres Raumschiffes umfunktioniert, ohne zu wissen, was wir uns dabei gedacht haben. Jetzt wird uns jeder Handgriff, den wir tun, zum Verhängnis … Ist das die Auskunft, die Sie haben wollten? Dann helfen Sie uns jetzt!«
Oberst Matunari nickte vor sich hin. Seine Vermutung war richtig gewesen. Die Asporcos auf dem Skelettschiff waren Opfer ihres eigenen Erfindungswahns. Während der Periode, als sie ihr Leben negierten und nur an ihre technische und wissenschaftliche Weiterentwicklung dachten, hatten sie in ihrem Raumschiff solch einschneidende Veränderungen vorgenommen, daß sie ihnen nun zum Verhängnis wurden. Nachdem sie von den terranischen Versorgungstrupps förmlich zum Leben gezwungen worden waren und ihre ursprüngliche Vitalität zurückerhalten hatten, waren ihre unzähligen Erfindungen und Geniestreiche in Vergessenheit geraten. Sie waren physisch wieder auf der Höhe, aber psychisch völlig aus dem Gleichgewicht.
»Wir werden Ihr Schiff vor dem Absturz retten«, behauptete der Kommandant des Flottentenders im Brustton der Überzeugung.
»Ich würde da nicht so sicher sein, Sir«, meinte sein Erster Offizier. »Das Skelettraumschiff ist Asporc schon zu nahe und wird von der Gravitation unerbittlich zur Oberfläche gezogen. Die Chance, das Schiff noch zu retten, steht eins zu tausend. Aber vielleicht kann uns Roi Danton sagen, was in diesem Fall zu tun ist.«
Oberst Matunari starrte seinen Ersten Offizier entgeistert an. »Sie haben sich doch hoffentlich nicht an diesen arroganten Kerl um Rat gewandt?« fragte er drohend.
»Nein, nein, Sir«, versicherte Nandor stotternd. »Er hat von sich aus angekündigt, DINO-386 einen Besuch abstatten zu wollen. Und zwar will er per Transmitter kommen, um keine Zeit zu verlieren, wie er es ausdrückte.«
»Der fehlt mir gerade noch«, sagte Oberst Matunari stöhnend.
»Bin ich der Grund dafür, daß Sie Ihrer Begeisterung so unverhohlen Ausdruck geben, Herr Oberst?« kam eine volle, wohltönende Stimme vom Antigravschacht.
Dort stand Roi Danton alias Michael Rhodan. In seiner Begleitung befand sich ein etwa 1,90 Meter großer, schlanker Mann in der Uniform eines Obersten der Solaren Flotte.
»Es tut mir leid, Sir, wenn ich Ihnen nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken kann«, sagte Oberst Matunari ohne erkennbaren Spott. »Aber im Augenblick muß ich mich auf die Bergung des Asporco-Schiffes konzentrieren.«
»Lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nur nicht stören, Oberst«, entgegnete Roi Danton. »Tun Sie so, als seien Oberst Spitzer und ich gar nicht anwesend.«
Ich brauche gar nicht so zu tun, denn für mich bist du sowieso Luft, dachte Oberst Matunari. Danach konzentrierte er sich voll und ganz auf seine Aufgabe.
Der Flottentender hatte in der Zwischenzeit das Skelettraumschiff erreicht. Er flog mit ihm auf gleicher Höhe und hatte sich seiner Geschwindigkeit angepaßt.
»Entfernung zum Objekt?« verlangte Matunari von der Ortung zu wissen.
»Zehn Kilometer, Sir«, kam die Antwort vom
Weitere Kostenlose Bücher