Silberband 068 - Anti-Universum
hätte Deighton niemanden finden können, der besser geeignet gewesen wäre. In diesem Fall wäre Deightons Plan bereits aufgegangen.
Deighton lachte kurz und versicherte: »Sie können überzeugt sein, Orana – wenn ich Ihnen sage, daß es sich um Ihren Herrn Vater handelt, dann ist er es auch.«
Sie hob die Schultern. »Ich brauche die Sicherheit. Stellen Sie mich ihm gegenüber! Oder bringen Sie ihn her!«
»Das kann unschwer geschehen!« meinte Galbraith.
Der verschollene Vater war also von der Solaren Abwehr ausfindig gemacht worden. Orana wurde plötzlich von ihrer Erinnerung heimgesucht. Ihr Vater war ihr Idol gewesen, und das völlig zu Recht. Sie hatte ihn verehrt und gleichermaßen geliebt; fachliche und menschliche Qualitäten ergänzten sich bei Dayko in geradezu idealer Weise. Dayko – niemals hatte sie ihn ›Vater‹ genannt – war ihr Freund gewesen, wann immer sie einen Freund gebraucht hatte. Er hatte sie mehr erzogen als jeder Lehrer und jede Universität. Er hatte sie in sämtlichen Fragen ihres Lebens beraten. Inzwischen mußte er etwas älter als hundertachtunddreißig Jahre sein.
»Sie wollen nicht damit sagen, daß Sie Day… daß Sie meinen Vater mit der Korvette mitgebracht haben?«
»Er befindet sich unter meiner Verantwortung!« antwortete Galbraith Deighton. »Sie sind zur Zusammenarbeit bereit?«
»Ich kann nicht einmal ahnen, worum es sich bei dieser Zusammenarbeit handelt!« warf Orana Sestore ein. Inzwischen spürte sie, wie sie ihre Beherrschung zurückgewann.
»Im Verlauf der nächsten dreißig Minuten kann ich Ihnen genau erklären, was Rhodan und ich von Ihnen verlangen.«
Nicht wünschen, dachte sie. Verlangen! Sie rechnen alle bereits damit, daß ich die Hauptperson in ihrem Plan sein werde.
Orana stand auf, ging hinüber zum Bildschirm und drückte eine andere Taste nieder. Übergangslos sprangen die Sterne dieses verlassenen Raumbezirkes wieder in den Raum hinein. Plötzlich fröstelte die junge Frau.
»Sie haben meinen Vater in der Korvette?« fragte sie.
»So ist es. Nicht direkt – er befindet sich bereits in unserer Nähe. Natürlich streng bewacht und sicher.«
»Ich muß ihn sehen. Eher kann ich nicht daran glauben.«
Deighton rührte sich nicht. Er legte nur nach einigen Sekunden des Schweigens die Hände auf den Tisch und versuchte abermals mit seinen Blicken den Seelenzustand Orana Sestores zu analysieren. Er wußte ebenso, wie riskant das Spiel werden würde, selbst wenn Orana zustimmte. Natürlich, sie würde zustimmen, weil sie zustimmen mußte. Wie viele andere Menschen würde auch Rhodans Freundin zu einer Marionette Deightons und der Solaren Abwehr werden.
»Später. Das kann binnen Sekunden arrangiert werden.«
»Was wollen Sie eigentlich wirklich?« erkundigte sich Orana.
»Der falsche Perry Rhodan, der plötzlich aufgetaucht ist, muß beseitigt werden. Nehmen wir die gewisse Parallelität als gegeben an, so spielt eine falsche Orana Sestore gegenüber dem falschen Rhodan eine Rolle, die Ihrer Rolle gegenüber dem echten Rhodan, also meinem Freund, zumindest sehr ähnlich ist. Möglicherweise sogar völlig identisch. Wir wollen nichts anderes als den falschen Perry Rhodan mit der echten Orana, also mit Ihnen, fangen und vernichten.«
Orana holte tief Luft und merkte, daß ihr Gesicht brennend heiß war.
»Hören Sie zu, Galbraith! Sie sind kein Narr. Sie wissen besser als ich, wie schwierig ein solcher Versuch sein muß. Der echte und der falsche Rhodan sind mit identischer Klugheit ausgestattet. Wenn Sie versuchen, mich als Spion aus Liebe aufzubauen, so wird das der falsche Rhodan merken.«
»Zweifellos merkt er es, wenn der Versuch stümperhaft durchgeführt werden würde!« sagte Deighton grimmig. »Aber hatten Sie, Solarmarschall Sestore, den berechtigten Eindruck, daß ein Plan der Solaren Abwehr unter meiner Leitung fehlgeschlagen ist?«
Sie schüttelte schweigend den Kopf.
»Das wird auch für diesen Plan gelten!« versicherte Deighton. »Vorausgesetzt, Ihre Teilnahme erfolgt mit dem nötigen Nachdruck!«
»Für den Nachdruck sorgen Sie?«
»Richtig!«
Orana sah wieder die schlanke, hochgewachsene Gestalt des Filmbildes vor sich. Ihr Vater schien, wenigstens über die Information des Bildes, kaum gealtert zu sein in der Zeit, in der sie ihn nicht gesehen hatte. Aber … war es wirklich ihr Vater oder eine weitere Marionette Deightons? Dayko hatte trotz seiner mißlichen Lage drahtig gewirkt und ausgeruht. Sein weißes
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