Silberband 068 - Anti-Universum
wie ein Einverständnis mit dem Gegner. Das gemeinsam Erlebte verband sie, ob es ihnen recht war oder nicht. Oder ging diese Gemeinsamkeit noch tiefer?
»Seltsam, ich habe gerade daran gedacht, was wir gemeinsam alles erreichen könnten«, sagte Rhodan II.
Rhodan I war überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, daß der andere solche Überlegungen preisgeben würde. Waren sie nicht ein Zeichen von Schwäche?
»Sie wissen, daß kein Bündnis möglich ist«, antwortete Rhodan. »Sie würden sich mir nicht unterordnen, und umgekehrt ist es genauso.«
»Würden Sie freiwillig in die Verbannung gehen?« erkundigte sich Rhodan II. »Ich kenne eine kleine paradiesische Welt, auf der Sie leben könnten, ohne jemals gestört zu werden. Meine Galaxis würde Sie für tot halten. Niemand würde je erfahren, daß Sie noch am Leben sind. Ich könnte ungehindert meine Pläne verwirklichen.«
Rhodan I fragte ungläubig: »Soll das ein Angebot sein?«
»Natürlich! Schließlich kann ich nicht hundertprozentig sicher sein, daß ich Sie besiegen werde. Ich schließe gern jedes Risiko aus. Für Sie wäre ein Leben auf einer Paradieswelt besser als der Tod.«
»Wie kann ich sicher sein, daß Sie Ihre Abmachungen einhalten?«
»Sie können es nicht – aber Sie wissen, daß ich mein Versprechen nicht brechen würde!«
Rhodan I dachte nach. Natürlich würde er das Angebot nicht annehmen, aber er überlegte, was den anderen veranlaßt haben könnte, auf diese Weise mit ihm zu sprechen. War es wirklich nur der Versuch, das Risiko einer Niederlage auszuschließen?
»Ich könnte Ihnen ein ähnliches Angebot machen«, sagte Rhodan I schließlich. »Ziehen Sie sich auf diese Welt zurück, und ich übernehme Ihre Stelle.«
»Vielleicht entschließe ich mich wirklich dazu!«
»Dann müssen Sie sich beeilen. Wir werden in wenigen Minuten in der Nähe der Station sein.«
»Ich weiß«, bestätigte Rhodan II. »Das Bewußtsein, daß wir fast am Ziel sind, bringt uns dazu, solche Gespräche zu führen. Aber was wir auch sagen – in wenigen Augenblicken werden wir uns erbarmungslos bekämpfen.«
»Das befürchte ich ebenfalls!« Rhodan I fühlte sich wie ein Gefangener. Warum war keiner von ihnen bereit, eine andere Lösung zu akzeptieren?
»Es ist fast, als hätte man uns programmiert«, stellte Rhodan II niedergeschlagen fest. »Manchmal frage ich mich, an wessen Stelle wir hier angetreten sind.«
Rhodan I flog jetzt auf eine langgezogene Hügelkette zu. Hinter dieser Erhebung lag die Ebene mit dem Kleintransmitter. Die Ortungsimpulse kamen jetzt deutlich zur Wirkung.
Rhodan blickte sich um. Er konnte den Gegner nicht sehen. Das hatte jedoch nichts zu bedeuten.
Rhodan I fühlte, wie sich alles in ihm anspannte. Er hatte versucht, jede innere Erregung abzulegen, nun spürte er, daß es noch schlimmer wurde. Sein Mund war ausgetrocknet, die Pulsschläge schienen in seinem Gehirn zu dröhnen.
Die ganze Zeit über hatte er sich bemüht, in dem Gegner einen Fremden zu sehen, aber je näher die Entscheidung kam, desto überwältigender wurde die Vorstellung, daß er hierhergekommen war, um gegen sich selbst zu kämpfen.
Er erreichte die Hügelkette und blickte in die große Ebene. Vor ihm lag die stählerne Kuppel von Punkt Notration!
34.
Atlan schätzte, daß er sechs- bis achthundert Kilometer zurückgefallen war. Das war identisch mit einem Vorsprung von einer knappen Stunde für die beiden Rhodans. Der Arkonide hörte über Helmfunk die Gespräche der beiden Männer, hütete sich aber, daran teilzunehmen. Die Art und Weise, wie Rhodan I und Rhodan II miteinander sprachen, überraschte den Lordadmiral nicht. Seine Unterhaltung mit Danton II haftete noch in seinem Gedächtnis.
In dieser ungewöhnlichen Situation war jede Äußerung zu verstehen. Rhodan I und Rhodan II mußten unter starkem psychischem Druck stehen, das ging aus all ihren Worten hervor.
Atlan fühlte, daß die Spannung auf ihn übergriff. Obwohl er die Auseinandersetzung vorläufig nur über den Helmlautsprecher verfolgen konnte, zog sie ihn völlig in ihren Bann.
Er erinnerte sich an die Fabel der beiden Könige, die sich nackt und unbewaffnet in der Dunkelheit eines Zimmers gegenüberstanden, um anstelle ihrer Völker den Krieg zu entscheiden. Als die Sekundanten nach der abgelaufenen Zeit das Licht eingeschaltet hatten, um den Sieger zu ermitteln, hatten beide Könige in entgegengesetzten Winkeln des Zimmers gekauert.
Auch hier auf D-Muner kämpften die
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