Silberband 069 - Die Hyperseuche
also. Don Marin hatte das Gefühl, daß das Haus über seinem Kopf zusammenstürzte.
Er kämpfte gegen die aufsteigende Verzweiflung und Resignation an. Wie sollte er allein es schaffen, die Situation zu beherrschen?
Der Präsident spielte mit der Gleiterbahn! Wie ein achtjähriges Kind. Er konnte es nicht glauben.
Nervös schob er seine Sekretärin zur Seite. Die Polizeistelle des Raumhafens meldete sich sofort.
»Wir benötigen umgehend mehrere Männer und Roboter für die Prallfeldstation!« rief er. »Beeilen Sie sich, sonst ist es zu spät.«
Er wollte noch mehr sagen, doch da stieg ein ungeheurer Lärm zu ihm auf. Die Menschen grölten und sangen in der unteren Etage.
»Zu spät«, sagte Isabel flüsternd.
Don Marin gab noch nicht auf. »Tun Sie etwas!« forderte er. »Setzen Sie meinetwegen Kampfroboter ein, aber halten Sie die Menschen vom Raumfeld fern.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Don. Ich habe bereits die entsprechenden Befehle gegeben.«
»Danke.«
»Sehen Sie sich das an, Don«, sagte Isabel. Sie stand am Fenster und blickte hinaus. Don Marin kam zu ihr. Er sah sofort, daß die Prallfeldwand nicht mehr existierte. Die Menschenmassen rannten jubelnd auf die Raumschiffe zu, die sie zur Erde bringen sollten.
Die Haluter stellten sich ihnen in den Weg.
Sebas stoppte den Gleiter, als das Haltesignal einer Polizeistreife auf dem Kontrollschirm vor ihm aufleuchtete.
Noch konnte er die Ordnungshüter nicht sehen. Er steckte in einem Durcheinander von Maschinen, die ihm die Sicht versperrten. Da er in diesem Bezirk nicht höher als zweihundert Meter fliegen durfte, konzentrierte sich der gesamte Verkehr auf den Bereich bis zu dieser Grenze nach oben. Liebend gern wäre er an der obersten Schicht entlanggeglitten, aber diese war bereits unverantwortlich dicht besetzt.
Das elektronisch gesteuerte Leitsystem der Stadt funktionierte nicht mehr. Sebas vermutete, daß die Verantwortlichen auch Opfer der Seuche geworden waren und sich jetzt nicht mehr für die Probleme der Stadt interessierten. Irgend jemand mußte die Steuerung jedenfalls abgeschaltet haben.
Pedral verzichtete auf seine zynischen Bemerkungen. Er pfiff nur leise und gleichgültig vor sich hin und gab Sebas damit zu verstehen, für wie sinnlos er dessen Unternehmen hielt.
Durch die Mauer der Flugzeuge schwebte ein Polizeifahrzeug heran. Sebas winkte. »He!« schrie er. »Wir müssen zum Raumhafen. Der Kommandant der MADRID ist hier. Das Schiff kann nicht starten ohne ihn.«
Die Beamten blickten zu ihm herüber. Sie sahen übermüdet und erschöpft aus.
»Da ist anderen schon etwas Originelleres eingefallen«, brüllte ein Sergeant zurück.
Wütend starrte Sebas dem Gleiter nach, während Pedral laut auflachte. »Welch ein genialer Gedanke von dir«, sagte er und prustete wieder los.
»Das werden wir ja sehen«, erwiderte Sebas. Er griff dem Freund in die Brusttasche und zerrte seine Identifikationskarte hervor. Dann hämmerte er mit dem Zeigefinger auf die Ruftaste. Minuten vergingen, bis sich endlich ein Polizist meldete.
»Wenn Sie nicht endlich Ruhe geben, jagen wir Sie zum Teufel«, erklärte er drohend.
Sebas hielt ihm die Karte entgegen, so daß er sie deutlich sehen konnte. Allerdings verdeckte er das Foto ein wenig mit dem Finger. Er wiederholte: »Hier spricht der Kommandant der MADRID. Ich bitte Sie, mir sofort ein Begleitfahrzeug zu geben, das mich zum Raumhafen bringt. Bitte, beeilen Sie sich!«
»Bitten können Sie immerhin«, entgegnete der Mann. »Wir können Ihnen niemanden geben, aber wir schicken Ihnen einen Piloten hinauf.«
Damit schaltete er ab. Sebas und Pedral blickten sich verblüfft an. Sie wußten mit der Ankündigung nichts anzufangen.
Wiederum verstrichen einige Minuten. Dann näherte sich ihnen eine faustgroße Kugel. Sie heftete sich an die Windschutzscheibe. Ein rotes Blinklicht flammte auf. Das Verkehrskommando meldete sich erneut und bat um Bestätigung dafür, daß das Gerät angekommen war.
»Ich hab's doch gewußt«, sagte Sebas triumphierend, als der Gleiter sich endlich durch das Gewühl hindurchschob. Alle anderen Maschinen hingen praktisch still in der Luft. Einige von ihnen wurden von Sicherheitsbeamten auf den Boden heruntergeleitet, voran kam jedoch außer ihnen niemand.
Sebas hatte gehofft, daß sich die Masse der Gleiter allmählich auflösen würde, je weiter sie nach Puralon hineinkamen. Aber das war nicht der Fall. In den Straßen schwebten die Flugkabinen wie die
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