Silberband 069 - Die Hyperseuche
nachdem er vorher mit seiner Theorie bei ihm abblitzte. Wo steckt Eysbert überhaupt?«
»In den Anden«, gab Gucky Auskunft. »Amüsiert sich dort mit einer gewissen Inge Felder und Forellen. Soll ich ihn holen?«
»Ja, aber das hat noch Zeit.« Bully zögerte einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Mir macht nur noch Perry Rhodan Sorgen. Ich gab ihm einen kurzen Bericht und bat ihn, nach Terrania zurückzukehren, aber er lachte mich nur aus. Wenn eine echte Gefahr drohe, so versicherte er, sei er bereit, seinen Urlaub sofort abzubrechen, aber solange sich andere Leute in den Ferien erholten, habe er keine Lust, deswegen eine Großfahndung einzuleiten.«
»Wir werden ihn mal besuchen«, schlug Gucky vor.
»Warten wir erst mal die nächsten Tage ab«, sagte Bully.
In diesen Tagen geschah eine ganze Menge, aber die wenigsten Menschen bemerkten es. Der Geheimalarm wurde nur den einzelnen Kommandanten bekannt und den Leitern der wissenschaftlichen Expeditionen und Stationen.
Allerdings mußte den Ärzten und dem Pflegepersonal auf dem Mond auffallen, daß sich die Abteilungen der Quarantänestation allmählich füllten. Sonst hielten sich hier nur erkrankte Besatzungsmitglieder heimgekehrter Raumschiffe auf oder solche, die von unbekannten Seuchen befallen waren. Aber was jetzt hier aufkreuzte, schien gesund und kreuzfidel zu sein. Zu allem Überfluß mußte man noch erfahren, daß die Leute alle aus dem Urlaub kamen. Aber nicht nur das war das Gemeinsame an ihnen: Sie hatten auch alle die verrückte Reise der MARCO POLO durch das Spiegeluniversum mitgemacht.
Die meisten der Zurückgeholten nahmen den Zwangsaufenthalt auf dem Mond nicht so tragisch. Es gab in den riesigen Anlagen Vergnügungsviertel und künstlich angelegte Landschaften, in denen man stundenlang umherstreifen konnte. Der einzige Nachteil war lediglich, daß man um 22 Uhr Terrazeit im Bett sein mußte.
Es gab allerdings auch Urlauber, die sich zu wundern begannen. Sie hatten ihren Urlaub zu Hause verbracht, als ihnen die Nachricht ins Haus flatterte, ein wichtiger Geheimauftrag warte auf sie und der Urlaub sei sofort abzubrechen. In fast allen Fällen meldete sich der Betroffene bei seiner nächsten Dienststelle und erfuhr dann zu seiner Überraschung, daß sein nächstes Ziel der Mond sei – eben die Quarantänestation.
Waren sie krank? Warum sollten sie alle noch einmal untersucht werden?
Die ersten Gerüchte kamen in Umlauf. Die Ärzte wurden mit Fragen bombardiert und Vermutungen überschüttet. Sie wußten keine Antwort.
Es war für die Männer der Solaren Abwehr nicht schwer, alle ehemaligen Passagiere der MARCO POLO und die Angehörigen der ständigen Besatzung auf der Erde oder innerhalb des Solsystems aufzutreiben. Komplizierter wurde es jedoch, als es darum ging, die mehr als zweitausend Personen aufzutreiben, die das Sonnensystem verlassen hatten.
Professor Thunar Eysbert verlebte herrliche Tage mit Inge Felder in den Bergen der peruanischen Hochebene.
Meist packte die junge Frau morgens ihren Rucksack und unternahm ihre einsamen Bergtouren, während Eysbert sein Angelzeug nahm und fischen ging. Erst bei den gemeinsamen Abendmahlzeiten sahen sie sich wieder, und jeder war mit dieser Einteilung zufrieden.
Manchmal, wenn Eysbert an einem der Bergflüsse saß und angelte, entsann er sich der merkwürdigen Beobachtung, die er ›Psychosomatische Abstraktdeformation‹ genannt hatte, aber sie schien ihm weit entfernt und unwichtig. Gelegentlich ertappte er sich dabei, Ausreden für seine Untätigkeit und Lethargie zu finden, und er fand sie auch. Schließlich hatte er mit Nachdruck versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, aber er war auf Unglauben und Ablehnung gestoßen.
Er analysierte sein eigenes Verhalten und kam zu dem Schluß, daß er mit einiger Energie durchaus in der Lage wäre, noch seine Nachforschungen wiederaufzunehmen und sich um die Angelegenheit zu kümmern, wenn er einen Anstoß erhielte. Mit eigener Kraft, so sagte er sich, könne er seinen überstarken Hang zum Angeln und Faulenzen überwinden. Aber ebendieser Anlaß war nicht gegeben.
Als er sich der Hütte näherte, sah er schon von weitem eine kleine Gestalt an dem Tisch auf der Holzbank sitzen. Er nahm das Glas und erkannte Gucky.
Er nickte dem Mausbiber zu und setzte sich. »Hallo, Gucky, hast du Ferien genommen?«
»Du wirst dich wundern, Thunar. Hörst du keine Nachrichten?«
»Wozu? Ich bin zur Erholung hier.«
»Na schön, viel hättest du
Weitere Kostenlose Bücher