Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
ersehen, daß er an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert ist.«
Rhodan lächelte. »Ich kann mir nicht vorstellen, was er sich von mir erhofft.«
»Sie werden es schon wissen«, meinte Norschbet. »Und wenn nicht, können Sie Ycranter selbst fragen. Ich durchschaue die Hintergründe in diesem Spiel nicht. Aber da auch die Reformisten und die Konservativen hinter Ihnen her sind, könnte ich mir vorstellen, daß Sie eine wichtige Persönlichkeit sind.«
Norschbet bestätigte ihm, was er schon längst befürchtet hatte. Er war ganz unschuldig zu einer Schlüsselfigur im politischen Machtkampf der verschiedenen Interessengruppen geworden. Das paßte ihm ganz und gar nicht, denn es beeinträchtigte seine persönlichen Pläne. Er wollte nichts anderes als herausfinden, wo er sich denn eigentlich befand, und wollte sich die Chance verschaffen, in seine Heimatgalaxis und in seinen eigenen Körper zurückzukehren. Alles andere interessierte ihn nicht.
Rhodan wechselte das Thema. »Sind wir noch in der Tiefe?« wollte er wissen.
Norschbet nickte. »Auf der Ebene, auf der Sie uns in die Hände gefallen sind, Hactschyten. Wir haben uns hier verbarrikadiert und warten auf einen Panzerwagen, mit dem Sie in Sicherheit gebracht werden.«
»Fürchten Sie sich so sehr vor den Bewohnern dieser Ebene?«
»Keineswegs. Wir wollen uns nur gegen einen Überfall der Konservativen oder der Truppen des Mato Pravt absichern.«
Rhodan blickte sich um und entdeckte auf einem primitiven Lager die beiden Duynter und Croyoro. Sie gaben kein Lebenszeichen von sich.
»Sind sie tot?« wollte Rhodan wissen.
»Nur paralysiert«, antwortete Norschbet. »Wenn sie zu sich kommen, werden wir schon längst fort sein. Sie sind für uns uninteressant, deshalb lassen wir sie hier.«
Norschbet zog sich zurück.
Rhodan blieb allein. Aber es entging ihm nicht, daß ständig zwei Ycras mit schußbereiten Lähmstäben in seiner Nähe waren.
Die Zeit verging nur schleppend. Norschbet wurde immer nervöser, weil der Panzerwagen nicht eintraf. Er beruhigte sich erst, als er einen Funkspruch erhielt, in dem ihm versichert wurde, daß das Fahrzeug bereits unterwegs war.
Aber bevor der Panzerwagen noch eintraf, kam Croyoro zu sich. Als er die Männer in Uniformen als Extremisten erkannte, atmete er erleichtert auf.
»Endlich habt ihr die Verbrecher gestellt!« rief er seinen Befreiern zu. »Wißt ihr, welchen Fang ihr gemacht habt? Der Yaanztroner ist Hactschyten, der Wasservergifter. Ich habe ihm schon einmal eine Falle gestellt, aber er entkam und nahm mich als Geisel mit.«
»Bist du der Verräter Croyoro?« fragte Norschbet.
»Ja, ich bin Croyoro«, antwortete der Raytaner etwas irritiert.
»Man wird dir den Prozeß wegen Wasserdiebstahls machen«, sagte Norschbet.
Croyoro sank in sich zusammen. Er unternahm noch einen weiteren Versuch, sich bei dem Anführer der Ycras ins rechte Licht zu setzen, aber einer der Wachtposten wies ihn mit der Waffe in die Schranken.
Croyoro gesellte sich zu Rhodan. »Ich habe Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen, Hactschyten«, raunte er ihm zu. Und als er Rhodans angewiderten Gesichtsausdruck sah, fuhr er schnell fort: »Sie erinnern sich daran, daß ich von einem uralten Stadtplan gesprochen habe, Hactschyten, nicht wahr? Ich habe den Plan bei mir. Auf ihm sind auch alle wichtigen Straßen und Anlagen der Sub-Stadt eingezeichnet, deshalb konnte ich Sie so sicher führen.«
»Sicher ist gut«, meinte Rhodan spöttisch. Aber sein Interesse war geweckt.
»Sie können den Plan haben, Hactschyten«, fuhr Croyoro fort und drückte ihm ein fünfmal fünf Zentimeter großes Päckchen in die Hand, das aus einer vielfach zusammengelegten Folie bestand. »Ich überlasse Ihnen den Plan auf Vertrauen. Ich verlange nur, daß Sie an mich denken werden, was immer auch geschieht. Ich weiß, daß Ycranter sehr viel von Ihnen hält, obwohl er Sie in der Öffentlichkeit als Verbrecher abgestempelt hat. Vielleicht könnten Sie bei ihm für mich ein Wort einlegen …«
Gerade als Rhodan den Plan in der Tasche verschwinden ließ, rief der Raytaner an den Ortungsgeräten: »Der Panzerwagen ist eingetroffen!«
»Werden Sie mir helfen, Hactschyten?« fragte Croyoro verzweifelt.
»Ich werde tun, was in meiner Macht steht«, versprach Rhodan widerwillig.
Die Ycras bauten die Schutzschirme ab und trugen die technischen Anlagen in den Tunnel hinaus. Durch den Eingang sah Rhodan ein zylinderförmiges Fahrzeug, das zehn Meter lang war
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