Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
hilflose Geste, als wolle er damit sagen, daß es schier unmöglich sei, lebend durch diese Elendsviertel zu kommen. Hier lebte fast ausschließlich der Abschaum dieses Planeten, Gehirnpfuscher, Ceynach-Verbrecher und Wasservergifter …
»Das sind drei tiefe Atemzüge fast reiner Sauerstoff«, offerierte der Aussätzige seine Luftblase wieder. »Mit Ventil, sehen Sie, Herr!«
»Schilnitin, schaffen Sie mir diesen aufdringlichen Burschen vom Hals!« sagte Rhodan wütend.
Als der Aussätzige sah, wie der Duynter seinen Lähmstab auf ihn richtete, zog er sich eilig zurück. Als er in Sicherheit war, verfluchte er die Fremden.
Überall im Tunnel hockten Händler, die ein Sammelsurium der seltsamsten Waren anboten, die Rhodan jemals gesehen hatte. Man konnte hier alles bekommen, selbst Waffen und Wasser. Rhodan bezweifelte jedoch, daß die Waffen funktionierten und das Wasser genießbar war.
Wasser war ihr vordringlichstes Problem; obwohl sie sich beim letzten Wasserautomaten vor dem Abstieg in die Dreitausender-Etage jeder einige Schlucke geleistet hatten, quälte sie der Durst. Aber Rhodan wagte nicht, ihn bei einem der nicht gerade vertrauenerweckend wirkenden Händler zu stillen.
»Wann werden wir am Ziel sein?« fragte Rhodan ihren Führer.
Croyoro zuckte mit den Achseln, während er sich ängstlich nach den düsteren Gestalten umblickte, die sie aus den Löchern der Wohnblocks, durch die unruhig flimmernden Energiebarrieren der Lokale und aus dem Gestänge unter der Tunneldecke anstarrten.
»Der Weg ist weit«, sagte er ausweichend. »Wenn wir die Rohrbahn benützen würden, wären wir schnell am Ziel …«
»Du weißt genau, daß wir uns nicht in die Ober-Stadt wagen dürfen, weil dort die Ycras auf uns lauern«, entgegnete Rhodan. »Wie lange werden wir noch brauchen, wenn wir den Weg auf dieser Ebene fortsetzen?«
»Wir könnten es in zwei Tagen schaffen, wenn es zu keinen Zwischenfällen kommt«, antwortete Croyoro. »Aber wir brauchen Wasser.«
»Wasser?« Einer der Händler mußte Croyoros Worte gehört haben und kam mit einer durchsichtigen Flasche heran, in der eine schmutziggraue Flüssigkeit war.
»Ich habe frisches Quellwasser, das ich persönlich aus einem Bach in den Tavar-Bergen unter Einsatz meines Lebens geschöpft habe. Die ganze Flasche kostet Sie nur einen einzigen Lähmstab.«
»Vielleicht tut es ein Lähmstrahl auch«, sagte Rhodan drohend.
Der Händler wich einen Schritt zurück und straffte sich. »Wenn Sie es wagen, mich auch nur anzurühren, Herr, wird Oynbraschto sich mit Ihnen beschäftigen. Ich stehe unter seinem Schutz.«
Er wies seinen graubraun gepelzten Arm vor, in den ein Zeichen eingebrannt war: eine leicht geneigte Schüssel, aus der Wasser floß und aus der eine Faust herausragte, deren beide Daumen über den übrigen Fingern gekreuzt waren.
Rhodan merkte sich das Zeichen – und er stieß noch öfter darauf, während sie ihren Weg durch die Straßen der tief unter der Oberfläche von Rayt liegenden Elendsviertel fortsetzten. Ein Raytaner, der dieses Zeichen offen auf der Stirn trug, wollte ihnen einen faustgroßen Stein verkaufen, der in manchen Nächten angeblich Tränen quellfrischen Wassers weinte …
»Sind wir auch richtig?« erkundigte sich Rhodan bei ihrem Führer.
»Das ist der richtige Weg, um zum Dschent Raytor Dschenedo zu kommen«, versicherte Croyoro.
»Wie willst du das wissen? Du warst doch nach eigener Aussage noch nie hier unten.«
Croyoro deutete auf eine Schrift an einer der Wände; dort stand in Nauparo: EVELTAAT.
»Die Tunnels und Bezirke haben auch hier ihre eigenen Namen. Danach richte ich mich«, erklärte Croyoro.
»Ist Eveltaat nicht auch der Name eines Sonnensystems?« erkundigte sich Rhodan, der wußte, daß Heltamosch aus einem System dieses Namens stammte.
»Richtig, Hactschyten«, antwortete Croyoro. »Die Bezirke der Sub-Stadt sind nach den 2.098 Sonnensystemen des Reiches benannt.«
Rhodan wollte es glauben, aber er bezweifelte, daß sich Croyoro ohne besondere Orientierungshilfe in den 2.098 Bezirken zurechtfand.
Plötzlich fiel etwas auf ihn – ein schwerer Körper, der ihn durch sein Gewicht zu Boden riß. Er erkannte schemenhaft ein Wesen mit vier Armen, das ihn mit zweien davon zu Boden drückte und mit den anderen beiden nach seiner Atemmaske griff, die Sauerstoffzufuhr einschaltete und die Atemmaske an seinen O-förmigen Mund führte.
Ein triumphierender Schrei ertönte, dann ließ das Wesen von ihm ab und
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