Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
geirrt. Ich will meine heimatliche Galaxis wiederfinden, vergiß das nicht. Als Dank für deine Hilfe werde ich dir deine neue Persönlichkeit zurücklassen, und niemand kann dich dann mehr einen geflohenen Diener nennen. Du wirst dein volles Bewußtsein zurückerhalten.«
»Du weißt, daß ich mich dir niemals entgegenstelle.«
»Ja, ich weiß es, und ich danke dir dafür. Zusammen werden wir es schaffen, die Freiheit zu erringen. Der Anatom hilft uns dabei.«
»Was geschieht nun als nächstes?«
»Ich weiß es noch nicht, Tecto. Wahrscheinlich wird der Anatom versuchen, uns zum größten Observatorium Yaanzars zu bringen, damit ich dort mit meinen Nachforschungen beginnen kann. Zuerst aber, glaube ich, werden wir einige Tage ausruhen müssen.«
»Du willst schlafen?«
»Jetzt auf jeden Fall.«
Als Rhodan wieder aufwachte, begann es draußen zu dämmern.
Von diesem Tag an hieß Rhodan Panart, und der Buchstabe M auf seiner ID-Marke würde dafür sorgen, daß man ihm auf Yaanzar mit dem gebührenden Respekt begegnete.
Der Rote Anatom hatte sich zwei Tage nicht sehen lassen, und als er von seiner Reise zurückkehrte, verschlief er einen weiteren. Am dritten Tag erst begegnete Rhodan ihm beim gemeinsamen Frühstück.
»Ich hoffe, du hattest gute Geschäfte«, sagte Rhodan, als sie sich begrüßt hatten. Er deutete auf seine neue ID-Marke. »Dein Diener hat übrigens ausgezeichnete Arbeit geleistet.«
»Er ist zuverlässig und verschwiegen, Panart. Hat er dir mein Haus gezeigt?« Als Rhodan nickte, fuhr er fort: »Wir werden noch einen Tag bleiben, ehe wir zum Observatorium aufbrechen. Von den Behörden erhielt ich inzwischen die Erlaubnis zu einem privaten Besuch dort. Wir werden also morgen zum Gebirge der augenlosen Seher fliegen.«
»Das hört sich sehr geheimnisvoll an.«
»Es ist absolut nicht geheimnisvoll, sondern ein Zentrum der Wissenschaft. Drycnasch ist ein astronomisches Observatorium, von dessen Ausmaßen und Möglichkeiten du dir keine Vorstellung machen kannst. Ich werde dafür sorgen, daß du dort deine Nachforschungen betreiben kannst, allerdings darf dort niemand deine wahren Absichten erkennen. Wenn auch nur der geringste Verdacht auftaucht, daß du ein Ceynach bist, ein geraubtes Gehirn unbekannter Herkunft, bist du erledigt, und selbst ich könnte dir dann nicht mehr helfen. Die Yaanztroner müssen schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb dafür sorgen, daß niemals ein Fremdgehirn in die Heimat zurückkehrt und von dem Geschehen hier berichten kann.«
»Und wie willst du mich dort einschleusen, ohne Verdacht zu erregen?«
»Hast du vergessen, daß Parongh den Namen Alabryschs erwähnte? Ich habe durch meinen Verbindungsmann im Drycnasch inzwischen erfahren können, daß es sich bei dem Prüfer um einen hochgestellten Bordin handelt, dem die Aufgabe obliegt, neue Diener für die Techniker und Wissenschaftler des Observatoriums auszusuchen und anzuwerben. Du bist jetzt ein freier Diener, den niemand mehr zu einem Vertrag zwingen kann. Die Zusatzbezeichnung M macht dich noch wertvoller und begehrter. Du wirst keine Schwierigkeiten haben, eingestellt zu werden. Achte nur darauf, daß du deine wahre Intelligenz verbirgst. Du mußt klug sein, aber nicht zu klug. Gib eine schnelle Auffassungsgabe vor, dann wundert sich niemand mehr über dein Wissen. Die Yaanztroner wollen keine dummen Diener, aber sie wollen auch keine, die sie an Intelligenz übertreffen. Finde den richtigen Mittelweg, dann kann nichts schiefgehen.«
Rhodan sah sein Gegenüber an. »Und was ist mit dir? Ich möchte nicht, daß du dich meinetwegen noch einmal in Gefahr begibst.«
»Darüber mach dir keine Sorgen, Panart! Selbst dann, wenn du Schwierigkeiten bekommst oder man gar deine wahre Identität entdeckte, wird man mir daraus keinen Vorwurf machen können. Es fehlt jeder Beweis dafür, daß ich ein Verbrechen beging, denn du könntest mich genausogut getäuscht haben wie den Prüfer oder Wissenschaftler.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
»Ich auch. Dann noch etwas: Sobald es dir gelungen ist, die Prüfungen zu bestehen und einen Posten im Observatorium zu erhalten, versuche Kontakt mit Iskla-Oom herzustellen. Er ist ein Poynkorer wie ich, aber nur ein Diener. Ich weiß, daß er von den Bordins im Kampf um die Gunst der Wissenschaftler unterdrückt und ungerecht behandelt wird. Er will fliehen, aber ich konnte ihm bisher nicht helfen, ohne Verdacht auf mich zu lenken. Vielleicht könnt ihr gemeinsam eure
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