Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
schwachen Licht der Hilfsbeleuchtung strahlte sein Gesicht voller Zuversicht.
»Alabrysch wird noch heute kommen, um dich zu sehen«, sagte er freudig erregt. »Ich habe mit ihm über Bildfunk gesprochen. Man sucht freie Diener für neue Verträge.«
»Heute noch?« Rhodan wurde nur langsam wach. Er hatte tief geschlafen. »Ist es denn so eilig?«
»Vielleicht ist es nur ein Zufall, daß Alabrysch heute Zeit hat, aber ich glaube, daß die Erwähnung von Paronghs Namen eine Rolle spielt. Mein Verbindungsmann jedenfalls erwähnte ihn nur beiläufig, und er wirkte Wunder. Hinzu kommt die Tatsache, daß immer Diener gesucht werden, vor allen Dingen freie Diener und wissenschaftlich gebildete dazu.«
»Was soll ich sagen, wenn sie mich fragen, woher ich mein Wissen habe? Sie werden Einzelheiten über meine Vergangenheit wissen wollen.«
Der Rote Anatom schüttelte den Kopf. »Man darf einen freien Diener niemals nach seinem verstorbenen Herrn fragen, das ist Gesetz. Also kannst du auch keine Auskünfte geben. So, und nun komm mit. Alabrysch müßte jeden Moment eintreffen.«
Sie betraten dasselbe Gebäude, in dem der Rote Anatom vorher gewesen war. Unmittelbar am Ende der großen Empfangshalle führte eine breite Rolltreppe in die Tiefe, um dann waagerecht im Fels des Gebirges zu verschwinden. Auch ohne seinen Begleiter zu fragen, wußte Rhodan, daß er vor dem Eingang zu einem Lift stand, der hinauf zum Drycnasch führte. Sie nahmen auf einer der gepolsterten Wartebänke Platz.
»Er kommt direkt von oben?«
Der Rote Anatom nickte. »Ja. Er will dich sehen, und wenn du seinen Anforderungen entsprichst, nimmt er dich gleich mit.« Er zögerte, dann fuhr er fort: »Nachher ist vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu, Panart, darum möchte ich mich schon jetzt von dir verabschieden. Ich wünsche dir Erfolg und viel Glück. Sollte dir dann die Flucht gelingen und du benötigst Hilfe in Nopaloor, dann frage dort nach mir. Mein Haus steht dir jederzeit offen, aber versuche zuvor, deine Verfolger abzuschütteln.«
»Ich danke dir nochmals für alles, Anatom. Ohne dich säße ich noch jetzt im Tempel der klagenden Gehirne, oder die Roboter hätten mich längst entdeckt und getötet.«
Über dem Rolltreppentunnel flammte ein Licht auf. Der Rote Anatom legte einen Finger auf seine Lippen. »Kein Wort mehr!«
Schweigend warteten sie, bis die massige Gestalt eines riesigen Bordins in der Tiefe erschien und sich ihnen im gleichmäßigen Tempo der rollenden Treppe näherte. Er war ohne Begleitung. Der Rote Anatom und Rhodan erhoben sich und gingen dem Prüfer entgegen.
Alabrysch trug zwar ebenfalls den üblichen Rock, aber seine Brust wurde von einer bunten Toga bedeckt, so daß seine ID-Marke unsichtbar blieb. Sein Gesicht drückte hoheitsvolle Gelassenheit und starkes Selbstbewußtsein aus, als er seine Besucher musterte, die sich tief vor ihm verneigten. Gnädig winkte er ab.
»Sie sind der Rote Anatom?« erkundigte er sich mit dunkler Stimme. »Ich hörte schon von Ihnen. Wie ich erfuhr, bringen Sie mir einen freien Diener, der einen neuen Vertrag wünscht.« Er musterte Rhodan eindringlich und schien von dem ersten Eindruck befriedigt zu sein. »Er sieht intelligent aus.«
Alabrysch setzte sich auf die Bank und bat seine Besucher, ebenfalls Platz zu nehmen.
»Panart ist intelligent, das ist auch der Grund, warum er im Drycnasch einen neuen Herrn sucht. Ich hoffe, Sie werden nicht enttäuscht sein. Ich weiß, daß es nicht schicklich ist, über gewisse Dinge der Vergangenheit zu reden, aber gestatten Sie mir eine Ausnahme. Ich kannte Panarts verstorbenen Herrn, dem er bis zu seinem körperlichen Tod treu diente und dessen Vermögen er damals erbte. Er war ein angesehener Yaanztroner, aber sein Name muß ungenannt bleiben.«
»Das hört sich gut an«, gab der Prüfer zu. Er betrachtete Rhodan erneut mit großer Aufmerksamkeit. »Und warum möchte er einen neuen Vertrag, wenn er ein so großes Vermögen erbte?«
»Wie ich schon erklärte, ist Panart intelligent. Das Nichtstun behagt ihm nicht. Er will neue Erkenntnisse hinzugewinnen. Er möchte einem würdigen Herrn und der Wissenschaft dienen.«
Alabrysch nickte mehrmals vor sich hin, ehe er fragte: »Eine polizeiliche Überprüfung halten Sie demnach für überflüssig, Roter Anatom?«
Das war der Augenblick, auf den der Rote Anatom gewartet hatte. Er tat so, als hätte er ganz vergessen, was in Wirklichkeit seine beste Trumpfkarte war. Er griff in die Tasche und
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