Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
schon dabei«, antwortete Zeno. »Der Bursche bekommt allerhand ab.«
Wieder explodierte eine der schwebenden Kugeln vor Rhodan. Dieses Mal fühlte er den Impuls, den Yaa ausstrahlte, und er reagierte prompt darauf. Mit einem mächtigen Sprung schnellte er sich über den Feuerball hinweg.
Entschuldige, mein Freund, wisperte die Stimme Yaas in ihm. Ich habe dich verfehlt. Jetzt werde ich es erneut versuchen.
Rhodan fühlte, wie es ihm heiß und kalt über den Rücken lief. Irgend etwas Unbeschreibliches packte ihn. Sein Gesicht begann zu brennen. Plötzlich schien er sich inmitten einer Sonne zu befinden. Seine Umgebung strahlte weißlichrot. Er schrie. Brutal schaltete er den Regler seines Antigravs hoch und stieg steil auf. Er raste hautnah an zwei grünen Sonnen vorbei, geriet dann in einen kühleren Bereich und fing sich ab. Das Grauen packte ihn. Er wußte nicht mehr, wie er Yaa entkommen sollte.
Willkürlich bediente er sein Fluggerät. Es riß ihn abwechselnd nach allen Seiten, mal in die Höhe, mal zur Seite, mal in die Tiefe. Yaa gab ihn jedoch nicht frei. Er ließ immer wieder Feuerbälle in seiner Nähe entstehen. Die energetischen Umwandlungsimpulse kamen immer schneller.
»Hört auf damit, auf ihn zu schießen!« schrie Rhodan. »Versucht, ihn zu paralysieren!«
Er prallte mit den Füßen auf den Boden. Kräftig stieß Rhodan sich ab und flog steil in die Höhe.
Abermals entging er einem Anschlag nur ganz knapp, aber dann erkannte er entsetzt, daß er sich selbst in eine Sackgasse gesteuert hatte. Er war in eine Art Energieblase geraten. Rund um ihn standen die ›Sonnen‹ so dicht, daß er sich kaum umdrehen konnte, ohne eine von ihnen zu berühren. Glühende Hitze ging von ihnen aus.
Jetzt wußte er, was sie waren. Als Opfer einer fehlgesteuerten Transplantation waren sie von dem Planeten Yaanzar hierhergebracht worden. Man hatte sie nicht töten wollen und hatte sie deshalb hier einer fragwürdigen Existenz überlassen. Hier aber waren sie Yaa in die Fänge gelaufen. Er hatte sie ›glücklich‹ machen wollen und sie in Energie verwandelt.
Verzweifelt suchte Rhodan nach einem Ausweg. Es gab keinen.
Vorsichtig ließ er sich absinken. Plötzlich schien die Zeit stillzustehen. Er wußte, daß er ein ausgezeichnetes Ziel für Yaa bot. Wenn dieser zuschlagen wollte, dann hatte er jetzt die beste Gelegenheit dazu.
Rhodan setzte alles auf eine Karte. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er ließ sich fallen. Dabei kam er einigen Sonnen bedrohlich nahe. Ihm schien, als müsse er in ihrem Feuer verbrennen. Warum reagierte Yaa nicht?
»Zeno? Gayt-Coor – was ist los?« fragte er mit keuchender Stimme.
»Wir haben ihn paralysiert«, antwortete Zeno. »Jetzt verhält er sich endlich ruhig. Soll ich ihn töten?«
»Nein«, entschied Rhodan. »Wir verschwinden.«
Aufatmend glitt er ins Freie. Das Sternenmeer blieb hinter ihm zurück. Er drehte sich um. Ihm war kalt. Er fühlte sich leer.
Mehrere Meter über den höchsten Lichtbällen schwebte Yaa mit ausgestreckten Armen und Beinen in der Luft. Sehr langsam, kaum wahrnehmbar, senkte er sich herab. Rhodan wartete, bis er zwischen die Sonnen geriet. In einem nicht erkennbaren Energiefeld endete die Bewegung. Er hing, von unsichtbaren Kräften gefesselt, in der Luft.
»Wir verschwinden«, sagte Rhodan. »Je schneller, desto besser.«
Zeno näherte sich ihm. Er wirkte aufgeregt.
»Wir haben da etwas geortet«, verkündete er. »Vielleicht ist es ein Raumschiff. Wir sind uns noch nicht ganz sicher.«
»Sei still, Krae!« sagte der Jäger.
Er wandte sich von dem großen Bildschirm ab und blickte den Vogel an, der neben ihm in einem leeren Sessel kauerte. Es störte ihn nicht, daß Krae einen Teil der Polsterung mit seiner Säure beschädigt hatte. Er erwähnte es nicht einmal. Er deutete auf den kleinen roten Stern, der auf dem Bildschirm sichtbar war. Das Raumschiff flog direkt darauf zu.
»Das ist Tarct«, erklärte er. »Sie hat acht Planeten. Nummer drei ist der wichtigste. Es ist Traecther – die Welt meiner Väter.«
Der Raubvogel schloß die Augen und legte den Kopf flach auf die Sitzfläche des Sessels, doch Torytrae ließ sich davon nicht beeindrucken.
»Die Welt der Philosophen ist verboten für die anderen Bewohner der Galaxis. Der Mann, den wir verfolgen, hat das Tabu nicht beachtet. Wir werden ihn dafür strafen.«
Der Jäger lehnte sich in seinem Sessel zurück, während das Schiff bereits Kurs auf den dritten Planeten nahm. Er
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