Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
ruhig blieb. Seit mehreren Tagen hatte der Jäger sich nicht mehr gemeldet. Niemand wußte, wo er war und – was noch beunruhigender erschien – was er tat.
Irgendwo dort draußen in Nopaloor hielt sich das unheimliche Yuloc-Gehirn auf. Benutzte es die ihm zur Verfügung stehende Zeit ausschließlich zur Jagd auf den Ceynach, oder verfolgte es auch eigene Pläne?
Der Transplan-Regulator erlebte zum erstenmal mit, auf welche Weise ein Tuuhrt auf einen Fall angesetzt wurde. Die Art, wie das geschah, erschien Eboyschan leichtfertig. Schließlich war es kein gewöhnliches Gehirn, das die Tschatrobank verließ, sondern ein Yuloc-Gehirn. Das Vertrauen, das der Tschatro diesen beiden Wesen entgegenbrachte, war einfach übertrieben.
Als Eboyschan seine privaten Räume erreicht hatte, erhielt er einen Anruf des Tschatros.
»Wie ich hörte, machen Sie sich Sorgen wegen unseres Jägers«, sagte der Tschatro.
Verblüfft und beschämt blickte Eboyschan auf den kleinen Bildschirm vor sich auf dem Tisch. Wie hatte der Regierungschef so schnell davon erfahren können?
»Das Ceynach-Suchkommando darf niemals identifiziert werden«, sagte der Tschatro. Er schien in keiner Weise verärgert zu sein. »Das ist eine psychologische Notwendigkeit, die Sie offenbar nicht erkannt haben. Zum Schutz des Ceynach-Suchkommandos habe ich überall in der Verwaltung Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, denn Sie sind nicht der erste Transplan-Regulator, der glaubt, daß er die Tuuhrts bei der Arbeit überprüfen muß.«
»Ich bedaure meine Voreiligkeit«, sagte Eboyschan gepreßt. »Wenn Sie es wünschen, werde ich die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.«
»Dazu sind Sie mir zu wertvoll«, gab der Tschatro zurück. »Sie werden sich in meiner Anwesenheit einer kleinen Gedächtniskorrektur unterziehen und alles vergessen, was mit dem Ceynach-Suchkommando zusammenhängt. Das ist alles, was ich von Ihnen verlange.«
»Kann ich damit bis zum Abschluß des Falles warten?«
Der Tschatro lächelte. »Ich warte auf Sie – jetzt!«
Eboyschan nickte. »Trotzdem interessiert mich, ob der Tuuhrt schon etwas herausgefunden hat.«
»Ich habe keine neuen Nachrichten erhalten«, erwiderte der Tschatro knapp. Danach unterbrach er die Verbindung.
Eboyschan saß wie erstarrt vor der Sprechanlage. Er hatte einen schweren Fehler begangen, aber er hatte nicht damit gerechnet, daß der Tschatro von seinen Nachforschungen erfahren würde. An eine harte Strafe hatte er überhaupt nicht gedacht.
Nun sollte sein Wissen über die Yulocs aus seinem Gedächtnis gelöscht werden.
Eboyschan wußte, welche Konsequenzen sich daraus für ihn ergaben.
Der Tschatro würde ihn nicht mehr mit in die Tschatrobank nehmen. Das Geheimnis des Ceynach-Suchkommandos würde Eboyschan für alle Zeiten verschlossen bleiben.
Der Transplan-Regulator senkte den Kopf. Er konnte und wollte sich nicht mit der Entscheidung des Regierungschefs abfinden. Er war doch kein Tier, das man nach Belieben manipulieren konnte.
Warum genügte dem Tschatro nicht das Versprechen, daß Eboyschan sich nicht mehr mit dem Jäger befassen würde?
Konnte er ein solches Versprechen überhaupt halten? fragte sich der Transplan-Regulator. Würde er nicht immer wieder zu ergründen versuchen, welche Absichten ein Tuuhrt verfolgte?
Der Entschluß des Tschatros war klug, daran gab es keine Zweifel, trotzdem zögerte Eboyschan. Vielleicht war er der einzige Yaanztroner, der die Chance hatte, das heimliche Treiben der Jäger zu entlarven. Vielleicht trugen die Yulocs die Schuld an vielen unheilvollen Entwicklungen auf Yaanzar und in Naupaum. Theoretisch war es möglich, daß die Jäger sogar die heimlichen Anführer einiger gefährlicher illegaler Organisationen waren.
Eboyschan stand langsam auf. Was, wenn der Tschatro mit den Yulocs zusammenarbeitete? Es war denkbar, daß er von ihnen dazu gezwungen wurde!
Je länger der Yaanztroner darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde er. Das Geheimnis der Yulocs mußte endlich geklärt werden.
Zu einem anderen Zeitpunkt wären ihm seine Gedankengänge sicher unlogisch und absurd erschienen, doch jetzt stand er unter einem starken seelischen Druck. Eboyschan war ein freiheitsliebender Mann. Der Gedanke, daß sein Bewußtsein manipuliert werden sollte, war ihm unerträglich.
Er verließ seinen Privatraum, der im Regierungszentrum von Yaanzar lag. Das Yaanzardoscht war ein riesiger, durch Schutzschirme abgegrenzter Bezirk. Als Mitglied der Regierung konnte
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