Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
der letzten Chance, die sämtliche Völker einer aus allen Nähten platzenden Galaxis hatten.
»Warum sagst du mir nicht, was du planst, Rhodan?« fragte nach einer Weile des Schweigens Gayt-Coor. »Ist es Mißtrauen?«
Rhodan, nach wie vor im Körper des Toraschtyn, an den er sich inzwischen sehr gut gewöhnt hatte, schüttelte langsam den Kopf.
»Es ist kein Mißtrauen, Gayt-Coor. Du weißt es.« Inzwischen benützten die Freunde die vertrauliche Anrede.
»Ich weiß es. Was aber ist es dann?«
»Ich bin noch nicht ganz fertig mit meinen Überlegungen. Allerdings habe ich, unbemerkt von Heltamosch, einige Dinge betrieben …«
Gayt-Coor schob seinen bulligen Unterkiefer vor und spannte seine Muskeln.
»Sprich!« sagte er.
»Einverstanden! Du weißt, daß die einzige Lösung für die Übervölkerung die Auswanderung ist?«
Allerdings hatte er Zweifel. Ein gewisses Gleichgewicht würde so oder so bestehenbleiben. Eine wahrhaft unüberschaubare Menge an Bewohnern Naupaums mußte weggebracht werden. Reichten Raumschiffe aus? Rhodan entsann sich einer Rechnung, die einstmals angesichts der drohenden Überbevölkerung Terras durchgeführt worden war. Ab einem bestimmten Zeitpunkt, der nur eine Schnittlinie innerhalb der geometrischen Progression war, halfen Schiffe nicht mehr. Es würden andere technische Möglichkeiten gefunden werden müssen. Auswanderung, das war hier das Stichwort.
»Auswanderung. So! Nach einer anderen Galaxis? Nach welcher Galaxis und auf welche Art?« fragte der Freund knurrend. Offensichtlich hatte er auch schon nachgerechnet.
»Das ist vorläufig mein Geheimnis!« bestätigte Rhodan. »Keine Sorge. Ihr alle erfahrt es noch!«
Merkwürdig, dachte Gayt-Coor etwas verwirrt. Dieser Fremde kümmert sich um die Geschicke von Planetenvölkern, die er nur durch das Wirken eines Verbrechers hatte kennenlernen können. Es spricht für ihn, auch wenn dies ein Teil seines Versuches ist, seine Heimat wieder zu erreichen.
Rhodan grinste ihn breit an. »Ich errate deine Gedanken, Freund«, sagte er leise. »Aber du weißt nicht, was ich alles in der Zwischenzeit gedreht und geschaltet habe. Du mußt wissen, daß ich versuchen werde, so vorzugehen, wie ich es in meiner Heimat gelernt und praktiziert habe. Deswegen werden die Männer aus Naupaum so überrascht sein wie du.«
»Warum zögerst du, mir die Wahrheit zu sagen?«
»Weil die Wahrheit jede Chance der Überraschung verderben würde. Und die Überraschung ist ein wesentliches Element der zukünftigen Handlungen.«
»Ich verstehe.«
Die PRYHNT raste dem Treffpunkt vieler Schiffe entgegen. Rhodans Waffe oder Werkzeug waren seine Überlegungen und die Handlungen, die er in wenigen Stunden beginnen würde. Auf Rhodans Vorschlag hin und voller Vertrauen auf die Hilfe seines Freundes hatte Heltamosch vor Tagen die Streitkräfte von Yaanzar abgezogen und an den Punkt des naupaumschen Kosmos befohlen, zu dem das Schlachtschiff unterwegs war.
»Du verstehst noch nicht alles. Warte noch, bis ich mit Heltamosch gesprochen habe.«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
Auf eine gar nicht so geheimnisvolle Weise verstanden sich die vier Freunde. Doch, dachte Perry Rhodan, der Ausdruck Freunde war gerechtfertigt. Jeder tat für den anderen, was er konnte, und keiner verlangte vom anderen mehr, als dieser zu leisten in der Lage war. Knapp einhundert Lichtjahre von Yaanzar entfernt lagen die bewußten Koordinaten – Rhodan war sehr gespannt, ob die Zahl der Schiffe den vorsichtigen Schätzungen Heltamoschs entsprechen würde.
»Warte, bis wir am Treffpunkt sind!«
Rhodan konnte die Ungeduld seines Freundes verstehen. So, wie sein eigenes Schicksal mit dem von Heltamosch engstens verknüpft war, so konnte Heltamosch einen überraschenden politischen Schachzug nur dann verwirklichen, wenn er Rhodans Ratschlägen folgte, die nahezu sämtliche Erfahrungswerte und Traditionen der Naupaum-Völker ignorierten und aus diesem Grund schlagkräftig sein würden.
»Auf deinen Vorschlag wurden die vielen Schiffe hierher befohlen?«
»Ja. Ich habe vor, sie auf sehr untypische Art zu benutzen!« Rhodan sah auf ein dickes Bündel von Aufzeichnungen, die drüben auf der Schreibtischplatte lagen.
Sie befanden sich in Rhodans Kabine, die dicht neben der von Heltamosch lag. Die Freunde besaßen bestimmte Rechte, die sich in einer gewissen Bevorzugung äußerten. Jedenfalls gab es genügend Platz und vernünftigen Luxus. Sie fühlten sich nicht beengt, wenn auch
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