Silberband 073 - Schach der Finsternis
verfärbte sich. »Heißt das, daß wir Heltamosch retten und dann umbringen müssen?«
»Ich habe darüber schon nachgedacht«, mischte sich Gayt-Coor ein. »Ich habe einen brauchbaren Vorschlag zu machen.«
»Er weiß immer etwas!« warf Zeno spöttisch ein.
»Starten wir!« schlug Gayt-Coor vor. »Wenn wir das Gehirn überrumpelt haben, können wir immer noch über die anderen Dinge reden.«
Rhodan sah den Raytaner an. »Jetzt sind Sie an der Reihe, Kommandant! Bringen Sie die NAPOSCH ins Poe-System.«
»Es ist tröstlich«, meinte Pynkschton ironisch, »daß ich dieses Schiff zumindest noch fliegen darf. Zeit und Ort seines Einsatzes werden bereits von anderen bestimmt.«
Das Robotgehirn reagierte mit gewohnter Schnelligkeit, obwohl es durch die Einzelaktion der NAPOSCH irritiert schien.
»Was hat dieses Manöver zu bedeuten?« wollte es wissen. Die Deutlichkeit der Frage bewies gleichzeitig ihre Dringlichkeit. Das wußte auch Perry Rhodan, der mit der Antwort keinen Augenblick zögerte.
»Wir fliegen mit diesem Schiff ins Poe-System. Um unsere Loyalität zu beweisen, lassen wir die anderen sechsundneunzig Schiffe zurück. Sie können jederzeit vernichtet werden.«
»Warum fliegt ihr ins Poe-System?«
»Das ist doch offensichtlich«, erklärte Rhodan. »Wir sind aufgebrochen, um die Abtrünnigen zu bestrafen.«
»Das übernehme ich!«
»Nein!« lehnte Rhodan entschieden ab. »Keiner der Raumfahrer an Bord meiner Schiffe könnte es verstehen, wenn ich die Bestrafungsaktion dir überließe. Es könnte zu neuen Meutereien kommen.«
Das Robotgehirn schwieg. Sein Schweigen hielt noch an, als die NAPOSCH längst aus dem Gromo-Moth-System hinausgerast war.
»Es greift die anderen Schiffe nicht an!« stellte Rhodan befriedigt fest. »Bisher hat unser Plan funktioniert.«
»Sie sind ein Hasardeur!« klagte Pynkschton. »Ihr Erfolg ist keine Folge vorsichtiger Planung, sondern glücklicher Zufall.«
Für Zeno war dieser Vorwurf an die falsche Adresse gerichtet. Der eigentliche Initiator dieser Operation stand hinter Rhodans Sitz: ein schuppenbewehrtes Monstrum mit einem Paar starrer Doppelaugen und einem häßlichen Rachen voller Zähne.
23.
Heltamosch hatte jenen Grad der Erschöpfung erreicht, da die Gefahr bestand, daß ihm sein eigenes Schicksal gleichgültig wurde. Er wußte, daß es seinen Begleitern nicht besser erging.
Manchmal gelang es den Männern, die Androiden abzuschütteln, dann wieder kamen die Verfolger in gefährliche Nähe.
Es war, als unterlägen die acht Männer bereits einem ähnlich unkomplizierten Verhaltensmuster wie ihre Gegner. Der einzige Unterschied bestand darin, daß die Aktionen der Gruppe Heltamosch früher oder später zu Ende gehen mußten, weil den Männern schließlich die Kraft für eine weitere Flucht fehlen würde.
Die Raytaner sprachen kaum noch miteinander. Jeder wußte, was er zu tun hatte.
Irgendwann gelangten sie an den Rand eines großen Kraters, der bei einer vor urdenklichen Zeiten stattgefundenen Explosion entstanden sein mochte.
Heltamosch hob den rechten Arm und ließ die Gruppe anhalten. Im Augenblick herrschte das, was Heltamosch voll grimmiger Selbstironie eine ›ruhige Periode‹ nannte: Es war ihnen gelungen, die Verfolger vorübergehend abzuschütteln.
Heltamosch verteilte die letzten Nahrungskonzentrate. Noch vor ein paar Tagen hatten die Männer eifersüchtig darüber gewacht, daß es dabei gerecht zuging, jetzt beachteten sie die Aufteilung der Rationen kaum noch.
Es war kurz vor Sonnenuntergang; ein ausgeruhter Beobachter hätte den Anblick der fernen, in rote Glut getauchten Berggipfel vielleicht als schön empfunden. Für Heltamosch waren es lediglich die äußeren Anzeichen eines zu Ende gehenden Tages.
»Wie lange werden wir uns noch halten können?« fragte Tacgrosch.
»Sie werden uns morgen einholen«, prophezeite Heltamosch. »Sie sind jeden Tag ein bißchen näher gekommen. Morgen müssen wir uns zum Kampf stellen.«
Agroyschtan lachte auf.
»Niemand von uns ist in der Lage, noch gegen die Goliaths zu kämpfen. Das wissen Sie genau.«
Heltamosch wußte es.
»Wir sollten unsere Waffen zu einem anderen Zweck benutzen!« sagte Denvoyscht. »Bevor mich einer der Androiden erledigen kann, erschieße ich mich selbst.«
»Ja«, stimmte Kermbaysch zu. »Dann wäre endlich alles vorbei.«
»Es besteht noch immer die Möglichkeit, daß Perry Rhodan auftaucht und uns hilft«, sagte Heltamosch ohne Überzeugung.
Evknoyn winkte
Weitere Kostenlose Bücher