Silberband 073 - Schach der Finsternis
meine Hand fest.
»Das Steuergehirn ist mißtrauisch geworden«, behauptete der Raytscha. »Die Erwähnung, daß alle Feinde zu töten sind, sollte uns zu denken geben. Wenn sich die Strukturschleuse öffnet, werden wir wahrscheinlich von der Robotflotte angegriffen.«
»Das ist Unsinn, Heltamosch«, erwiderte ich. »Ist dir denn noch nicht der Gedanke gekommen, daß wir es hier überhaupt nicht mit einem Roboter zu tun haben?«
Heltamosch ließ mich los. In seinem Gesicht zeichnete sich Erkennen ab. »Du meinst …«
Ich nickte. »Mir ist schon auf Penorok aufgefallen, daß die Antwort aus dem Gromo-Moth-System nicht typisch für einen Roboter war. Aber jetzt wird es noch deutlicher, daß wir es wahrscheinlich mit einem lebenden Wesen zu tun haben. Besser gesagt, mit einem versteinerten Gehirn, das geweckt wurde und nur langsam zu sich kommt. Das Zögern und die Verwirrung werden so verständlicher. Das Pehrtus-Gehirn zeigt mit jedem Wort ganz deutlich seine Verwunderung über die Situation, die es nach äonenlangem Schlaf vorfindet. Das muß die Erklärung sein!«
»Das ist möglich«, sagte Heltamosch. »Sei also vorsichtig!«
Ich schaltete den Sender ein und sagte ins Mikrofon: »Rhodan an Payntec. Habe verstanden. Wenn sich die Strukturschleuse im Hypertransschirm öffnet, fliege ich mit meiner Flotte ins Gromo-Moth-System ein.«
Diesmal kam die Antwort in Sekundenschnelle. »Nein!« Es klang wie ein qualvoller Aufschrei. Dann fuhr die Stimme in gemäßigtem Ton fort: »Es kann nur eine beschränkte Einflugerlaubnis erteilt werden. Nur das Schiff mit dem Eroberer Perry Rhodan darf die Strukturschleuse passieren. Die Flotte ist nicht identifiziert und erhält keine Einflugerlaubnis. Das Völkergesetz darf nicht verletzt werden. Jeder Verstoß wird mit Waffengewalt geahndet. Perry Rhodan, bitte bestätigen.«
Jetzt wußte ich, was mit der ›beschränkten‹ Einflugerlaubnis gemeint war, konnte mir aber nicht recht klar darüber werden, ob es uns benachteiligte oder nicht, wenn wir nur mit der ROTAP ins Gromo-Moth-System einflogen.
»Die Entscheidung liegt bei dir, Heltamosch«, sagte ich. »Willst du es riskieren, mit nur einem Schiff auf Payntec zu landen?«
»Da gibt es nicht viel zu überlegen«, sagte Heltamosch sofort. »Wenn es zu Kampfhandlungen kommt, richten wir mit allen 116 Schiffen genausowenig gegen die Robotflotte aus wie mit der ROTAP allein. Außerdem hätte es wohl keinen Sinn, mit dem Pehrtus-Gehirn über eine erweiterte Einflugerlaubnis zu verhandeln. Du kannst dich mit den Bedingungen einverstanden erklären.«
Damit war die Entscheidung gefallen.
Eine zehn Kilometer hohe und halb so breite Strukturschleuse öffnete sich im Hypertransschirm, und die ROTAP nahm Fahrt auf. Selbst wenn wir versucht hätten, entgegen den Anordnungen mit mehreren Schiffen in das Gromo-Moth-System einzufliegen, so wäre das an den geringen Abmessungen der Strukturlücke gescheitert. Vielleicht hätten wir ein halbes Dutzend Schiffe durch die Lücke schleusen können, aber mehr wäre nicht möglich gewesen.
»Es hat auch sein Gutes, daß die hundertfünfzehn Schiffe im freien Weltraum zurückbleiben«, meinte Torytrae. »Sie bieten Ihnen einen gewissen Rückhalt, Mato Raytscha. Falls mit der ROTAP irgend etwas schiefgeht, können wir immer noch auf Hilfe rechnen.«
»Das habe ich mir selbst schon überlegt«, sagte Heltamosch.
Ich äußerte mich nicht dazu, denn ich wußte immer noch nicht recht, wie ich mich zu dieser Situation stellen sollte. Torytraes Meinung hatte etwas für sich, umgekehrt wäre es aber auch nicht schlecht gewesen, die geballte Feuerkraft der gesamten Flotte in diesem Sonnensystem zu wissen.
Wenn wir es auf Payntec nur mit dem robotischen Steuergehirn zu tun gehabt hätten, wären kaum Schwierigkeiten zu befürchten gewesen. Aber wie es schien, mußten wir uns darauf gefaßt machen, auf ein versteinertes Pehrtus-Gehirn zu treffen – und damit wurde die Angelegenheit schon komplizierter. Denn ein Pehrtus-Gehirn war nicht so einfach zu täuschen wie ein Steuerrobot.
Die ROTAP kam immer mehr in Fahrt und erreichte schließlich die Strukturschleuse.
»Keine Feindortung!« meldete die Ortungszentrale.
Ein Blick auf die Bildschirme zeigte, daß der Weltraum auch hinter dem Hypertransschirm leer und verlassen war. Kein Schiff war im Umkreis von mehreren Lichttagen auszumachen und auch keine fliegenden Robot-Abwehrforts, ja nicht einmal Asteroiden oder kleinere Himmelskörper
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