Silberband 076 - Raumschiff Erde
ich dann durch die Wachschiffe der Laren und Leticrons angegriffen worden wäre, und zum anderen, weil ich dadurch die Position des Außenfensters der Temporalschleuse verraten hätte.
Nachdem die ermittelten Werte mehrmals überprüft worden waren, übergab ich an den Autopiloten. Die SHUTTLE beschleunigte abermals und ging nach der Anlaufzeit in den Zwischenraum. Als sie nach kurzer Fahrt wieder in den Normalraum zurückstürzte, schwebte sie, wie das bei Linearflügen unvermeidbar war, fahrtlos im Raum. Aber ein kurzer Schub der Impulstriebwerke genügte, um das Schiff aus der Gegenwart in das weißleuchtende Ende des Außenfensters zu bringen.
Die Wahrscheinlichkeit, daß gegnerische Schiffe die SHUTTLE geortet hatten, war außerordentlich gering. Sollten sie aber eine schwache Energie-Emission angemessen haben, so war die Zeit für eine Positionsbestimmung viel zu kurz gewesen.
Wie immer war das Durchfliegen der Temporalschleuse ein Erlebnis, das die Phantasie beflügelte. Es war fast gespenstisch, wie mein Minischiff zuerst durch die weißleuchtende Etappe der Temporalschleuse glitt, danach durch die hellgrüne, die gelbe, die hellrote – schließlich die blutrot leuchtende Etappe.
Und plötzlich tauchte ich aus dem tiefroten Leuchten des Innenfensters in grelles Sonnenlicht! Ich befand mich im Solsystem!
Nachdem die automatischen Filter das grelle Licht der nahen Sonne abgeblendet hatten, konnte ich schräg unter mir den Planeten Merkur sehen.
Anderthalb Sekunden nach meinem Eintauchen ins Solsystem sprach mein Hyperkom an. Die merkurnahe Raumüberwachung verlangte meine Identifikation.
Ich gab die vereinbarte Symbolkodegruppe durch. Kurz darauf meldete sich der Kommandant des Ultraschlachtschiffs MARCO POLO und teilte mir mit, daß er die SHUTTLE mit einem Traktorschiff übernehmen würde.
Ich brauchte nicht lange darauf zu warten. Die Terraner arbeiteten wie immer schnell und präzise. Als ich in einem kleinen Schleusenhangar der MARCO POLO die SHUTTLE verließ, erblickte ich zwei Offiziere. Sie teilten mir mit, daß der Großadministrator per Transmitter ebenfalls auf sein Flaggschiff gekommen sei und mich in einem Konferenzraum erwarte.
Wenige Minuten später standen Perry Rhodan und ich uns gegenüber. Und wie schon so oft fragte ich mich auch diesmal wieder, warum ich mich so stark zu diesem Terraner hingezogen fühlte. Verstandesgemäß ließ sich das wohl niemals zufriedenstellend erklären. Es mußte sich um das Resultat emotioneller Vorgänge handeln, die wiederum nur durch eine Übereinstimmung geistiger Schwingungen hervorgerufen werden konnten, eine Übereinstimmung, die um so erstaunlicher war, als es zwischen Menschen und mir keinerlei Verwandtschaft gab.
Perry Rhodan reichte mir die Hand. »Wieder einmal eine neue Maske, alter Freund«, sagte er scherzhaft. Aber sofort kehrte der Ernst in seine Miene zurück. »Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten von Atlan, Argyris.«
»Ihre Hoffnung hat Sie nicht getrogen, Sir«, erwiderte ich. »Bei Archi-Tritrans ist alles klar. Kobold wird am 28. Oktober zwischen 12.00 Uhr und 12.03 Uhr Standardzeit abgestrahlt.«
Rhodan wölbte die Brauen. »Das sind drei Minuten Toleranz«, meinte er nachdenklich. »Ich nehme an, dafür gibt es gewichtige Gründe.«
»Selbstverständlich, Sir«, antwortete ich. »Lordadmiral Atlan läßt Ihnen ausrichten, daß die Wissenschaftler auf der CAGLIOSTRO diese drei Minuten Toleranz benötigen, weil es beim endgültigen Transport Kobolds in den Sonnentransmitter zu geringfügigen zeitlichen Verzögerungen kommen könnte.«
Perry Rhodan nickte. »Das sehe ich ein. Das Solsystem muß also drei Minuten in der Gegenwart ausharren – beziehungsweise bis zu drei Minuten. In dieser Zeitspanne kann der Gegner keinen massierten Angriff entwickeln, also dürften wir es überstehen. Gut, richten Sie Atlan aus, daß ich einverstanden bin.«
»Es ist also alles klar, Sir?« erkundigte ich mich, weil ich spürte, daß der Großadministrator noch ein Problem in seinem Kopf wälzte.
»Nicht alles«, erwiderte Rhodan. »Jemand hat die Enddaten für die fünfdimensionale paraphysikalische Angleichung Kobolds an Sol modifiziert. Diese Manipulationen wurden glücklicherweise rechtzeitig entdeckt, so daß inzwischen die Korrekturdaten vorliegen. Geben Sie sie bitte den Kurieren mit, damit Waringer seine Angleichungsdaten ändern kann.«
Er ging zum Interkom und forderte die Korrekturdaten von Imperium-Alpha an. Perry
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