Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
herkömmliche Sprengstoffe nicht zu knacken war. Also war Rhodan nichts anderes übrig geblieben, als von der Flanke her einen Vorstoß in die Pyramide zu versuchen. Selbst wenn die Sprengung der Pyramidenwand gelang, woran eigentlich niemand zweifelte, so glaubte niemand an ein leichtes Vordringen. Man wusste nichts über den Gegner, denn die Versuche der Telepathen, die Gedanken der Pyramidenbesatzung zu erfassen, waren fehlgeschlagen. Das konnte bedeuten, dass die Pyramide unbemannt war. Aber selbst wenn es sich so verhielt und sie robotisch gesteuert wurde, hieß das nicht, dass man leichtes Spiel haben würde. Ganz im Gegenteil, denn gegen Roboter konnte man mit den primitiven Projektilwaffen wohl kaum etwas ausrichten.
Die Wissenschaftler, allen voran Waringer, versicherten jedoch, dass der Einsatz von Robotern unwahrscheinlich sei. Denn die energieabsorbierende Strahlung, die die MARCO POLO ausgeschaltet hatte, musste auch innerhalb der Pyramide wirksam sein. Die Gesteinswände allein waren keine ausreichende Isolierung. Allerdings räumte Waringer ein, dass es innerhalb der Pyramide Zonen geben konnte, die nicht unter dem Einfluss des Bannkreises standen. Doch diese aktiven Zonen mussten unbedingt auf ein bestimmtes Gebiet innerhalb der Pyramide beschränkt sein. Dennoch konnte Rhodan nicht glauben, dass die Pyramide völlig unbemannt sein sollte. Vielleicht war die Mannschaft mentalstabilisiert, und ihre Gedanken konnten deshalb nicht von Telepathen erfasst werden.
Das Luftschiff hatte inzwischen an Höhe verloren und war gut einen Kilometer unter das Niveau des Pyramidendachs gesunken. Rhodan blickte auf seine mechanische Armbanduhr aus den Notfallbeständen der MARCO POLO. Man schrieb bereits den 30. März, und obwohl es nach terranischer Zeitrechnung erst 17 Uhr war, stand die rote Sonne schon nahe dem dunstigen Horizont. Um 17.30 Uhr sollte der Sturm auf die Pyramide beginnen.
Zur gleichen Zeit sollte auch auf der gegenüberliegenden Pyramidenwand eine doppelt so starke Sprengung stattfinden. Dabei handelte es sich allerdings nur um ein Ablenkungsmanöver. Rhodan wollte seine Streitkräfte nicht verzetteln. Mit ihrem dürftigen militärischen Potential konnten sie sich nur Chancen ausrechnen, wenn sie den Durchbruch an einer Stelle versuchten.
»Lasst mehr Helium ab, damit wir schneller sinken!«, befahl Rhodan.
Der mittlere der fünf Gasballons war bereits halb leer, seine Hülle warf Runzeln. Jetzt fielen auch die beiden anderen Innenballons merkbar zusammen. Das Luftschiff sank merklich schneller.
Rhodan steuerte es näher an die Pyramidenwand heran. Die Plattform mit den fünfhundert Soldaten war nur noch zweihundert Meter unter ihnen, sodass man bereits Einzelheiten erkennen konnte.
Es war 17.20 Uhr, die Männer hatten sich von der Sprengstelle zurückgezogen und hinter Schutzschilden aus Terkonit Schutz gesucht. Sie winkten zu ihnen herauf, und das Luftschiff beantwortete ihre Begrüßung mit einem lang gezogenen Pfiff.
Dann steuerte Rhodan das Luftschiff von der Pyramide fort. Er wollte weit genug entfernt sein, wenn die Explosion stattfand. Erst in einer Entfernung von fünfhundert Metern wendete er das abenteuerliche Luftgefährt, das sich bisher glänzend bewährt hatte. Nach der vollführten Wendung, als das Luftschiff wieder mit dem Bug zur Pyramide und mit der Plattform auf gleicher Höhe stand, war es bereits 17.28 Uhr.
»Beide Kessel halbe Kraft voraus!«, befahl Rhodan.
»Aye, aye«, bestätigte der Chefingenieur und fügte scherzend hinzu: »Impulstriebwerke arbeiten mit halber Kraft.«
Orana, die noch immer als Jagdgöttin Diana verkleidet war, beobachtete durch eines der Fernrohre im Kommandostand die Einsatzplattform an der Pyramidenwand. Plötzlich blickte sie hoch und sagte beunruhigt: »Ich habe gesehen, dass viele der Männer und Frauen ihre Gasmasken nicht tragen. Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, in welcher Gefahr sie schweben.«
»Diese Dummköpfe«, schimpfte Rhodan und wandte sich an Ras Tschubai. »Springen Sie schnell zur Plattform, Ras, und …«
Rhodan hatte noch nicht ausgesprochen, da entmaterialisierte der Teleporter bereits. Rhodan beobachtete durch ein Fernrohr, wie er auf dem Brückenkopf rematerialisierte.
»Ich habe Gedankenimpulse empfangen!«, rief da Fellmer Lloyd.
Rhodan achtete nicht darauf, er konzentrierte sich auf die Vorgänge, die sich auf der Plattform abspielten. Ras Tschubai redete gestikulierend auf die Soldaten ein. Und
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