Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
würde es in die Behälter der städtischen Wasserversorgung laufen.
Die Wissenschaftler warteten. Der Gang verlängerte sich Schritt für Schritt. Ein Tunnel entstand, der immer heller wurde, bis er schließlich aufbrach. Die Wissenschaftler blickten sich an. Seem Allag schnaufte hörbar durch die Nase. Der Motor brüllte auf. Der Semmler rollte ins Freie. Ein eisiger Wind fauchte ihm entgegen. Er trieb dichte Schneefelder vor sich her, sodass die nach Norden abfallende Ebene nur zum Teil überschaubar war.
Als der Assistent Semmler I nach Norden lenkte, blickte Layzot auf das Außenthermometer. Er pfiff durch die Zähne. »Eiskalt«, sagte er. »Heute wäre es mir doch zu ungemütlich draußen.«
»Die Temperaturen fallen noch«, meinte Allag. Er fuhr die Gänge hoch und trieb das Fahrzeug voran. In schneller Fahrt ging es über die Eisfelder. Die Männer glaubten, die schneidende Kälte durch die beschlagfreien Fenster spüren zu können. Sie alle waren von der Natur mit einem Pelz- und Fettschutz ausgestattet worden, der es ihnen ohne weiteres ermöglicht hätte, im Freien zu leben. Die Kleidung, die sie trugen, bot nur einen gewissen Schutz gegen den Wind, wirkte sonst aber kaum isolierend.
Reelahg Layzot blickte zurück. Die beiden anderen Semmler folgten in Abständen von jeweils fünfzig Schritten. Auch sie arbeiteten sich fast mühelos durch die Eislandschaft voran.
»Ich wünschte, wir brauchten nicht erst nach Extrem«, sagte Layzot. »Mir wäre viel lieber, wir würden ohne diese Militärs fahren.«
»Das wird sich leider nicht machen lassen.«
»Ich bin froh, dass wir Militärs dabeihaben«, mischte sich einer der Ingenieure ins Gespräch. »Schließlich müssen wir damit rechnen, dass man uns angreift.«
Seem Allag drehte sich auf seinem Sitz um und ließ den Semmler ungesteuert weiterlaufen. Von allen unbemerkt, hatte er sein Gebiss mit den großen Reißzähnen herausgenommen. Er hielt es so im angewinkelten Arm, dass es völlig vom dicken Pelz umgeben wurde.
»Sieh da, ein Oucku«, sagte er laut. Dabei sprach er mit dem Kehlkopf, ohne die harten Lippen zu bewegen. Der Bauchrednertrick gelang. Die Stimme schien direkt aus seiner Armbeuge zu kommen. »Ein Mann, der die warmen Wiesen Emper Hads nicht schön genug findet und sich vor ihnen drücken will.«
Er ließ die Zähne krachend zusammenschlagen. Das hörte sich so an, als ob sie Knochen zermalmten. Ingenieur Nym fuhr erschrocken auf, während Reelahg Layzot schallend lachte.
»Ich wusste gar nicht, dass du dein Gebiss schon hast, Seem«, rief er mit halb erstickter Stimme.
»Ihr Hohn ist unangebracht«, protestierte der Ingenieur. »Außerdem bin ich keineswegs ein Oucku. Ich glaube an die warmen Wiesen, aber ich habe nicht die Absicht, meinen Weg dorthin mehr als nötig zu beschleunigen. Das wäre eine Art von Selbstmord, und Sie sollten wissen, dass Emper Had niemanden auf die Wiesen lässt, der sich selbst tötet.«
Seem Allag nahm das Gebiss in die linke Hand und ließ es zwischen den Fingern auf- und zuklappen. »Wohl gesprochen, großer Held«, spottete er. »Emper Had wird Ihnen eine besonders mollige Mulde auf den Wiesen reservieren.«
»Passen Sie lieber auf!«, schrie Nym und deutete an Allag vorbei. Der wissenschaftliche Assistent fuhr herum und schob sich das Gebiss rasch in den Mund.
»Ein Eisriese«, sagte Layzot. Er rutschte unbehaglich auf seinem Sessel hin und her, obwohl ihnen im Semmler kaum etwas passieren konnte. Das Raubtier hatte ein zottiges weißes Fell. Es war ein ungewöhnlich großes Exemplar.
»Ich schätze, das Biest ist wenigstens sieben Schritt lang und fünf breit«, sagte Seem Allag. »Es wird hoffentlich vernünftig genug sein, uns nicht anzugreifen.«
Es schneite nicht mehr, doch ein immer stärkerer Wind kam auf. Sie konnten sehen, dass er das Fell des Eisriesen durcheinander wirbelte. Das Tier hatte die Fahrzeuge bemerkt. Es stand auf einem Eisklotz und blickte zu ihnen herüber. Die Augen waren nicht zu sehen, da sie vom Pelz verdeckt wurden. Dafür war der Rachen mit den fingerlangen Reißzähnen umso besser zu erkennen.
»Wir sind absolut sicher«, stellte Layzot fest.
»Aber das Biest könnte die Antennen beschädigen oder die Isolierung aufreißen«, wandte Ingenieur Nym ein.
»Achtung, er kommt!«, rief Layzot.
»Dann werde ich ihn töten«, sagte Allag. Er warf dem Biologen einen fragenden Blick zu. Zustimmend hob Layzot die Hand. Der Assistent drückte auf einen Knopf. Die Zieloptik
Weitere Kostenlose Bücher