Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
da wir ja von ihr angezogen werden und …«
»Schon gut. Drei Tage also? Gut, dann gib den Wissenschaftlern die Daten, die wir erhalten haben, und lass sie versuchen, einige Konsequenzen daraus zu ziehen. Ich gehe zum Kleinen Kondor. Er stirbt.«
»Aber was würden uns die Daten nützen?«
Gucky sagte bissig: »Ich will nicht dumm sterben, Bully!« Dann konzentrierte er sich und teleportierte.
***
Der Kleine Kondor lag reglos auf dem Bett, die Augen weit geöffnet. Aber er atmete noch. Gucky materialisierte in der Kabine und empfing sofort einen schwachen Gedankenimpuls seines Freundes. Er setzte sich zu ihm.
Wie geht es dir? Kann ich dir nicht helfen?, fragte er lautlos.
Die Antwort kam ebenso lautlos: Meine Aufgabe ist erfüllt, wie auch die der Imphts erfüllt wurde. Die Nachkommen meines Volks werden erfahren, was geschehen ist. Du versprichst mir, den letzten Willen unserer Vorfahren zu erfüllen?
Natürlich verspreche ich es dir. Aber es ist nicht so sicher, dass wir es auch vermögen. Unser Schiff droht in die Sonne zu stürzen.
Es wird in eine Kreisbahn gehen und sicher auf dem Planeten landen.
Viele Explosionen haben es nahezu manövrierunfähig gemacht, Kleiner Kondor. Die Landung ist fraglich, selbst wenn es uns gelingen sollte, der direkten Anziehungskraft der Sonne zu entkommen. Was ist das für ein Planet?
Niemand kennt ihn, wir wissen nur, dass es ihn gibt. Ich weiß auch nicht, ob dort Nachkommen meines Volks leben. Ihr werdet es herausfinden. Sie werden euch in Freundschaft begegnen.
Das will ich hoffen, Kleiner Kondor. Aber etwas anderes: Ich könnte unsere Mediziner kommen lassen. Vielleicht können sie doch etwas für dich tun? Du kannst doch nicht einfach sterben, nur weil ein telepathischer Impuls es dir befiehlt!
Der Tod ist auf die Dauer nicht zu überlisten, man kann ihn höchstens aufschieben – um ein paar Millionen Jahre vielleicht. Und die sind nun vergangen. Ich muss Abschied nehmen, mein kleiner Freund. Und ich werde dich dann bitten, mich allein sterben zu lassen. Wenn alles vorbei ist, gebt mich dem Weltraum zurück. Ich möchte nicht, dass du eine schlechte Erinnerung an mich hast.
Aber warum sollte ich denn …?
Diesmal sterbe ich endgültig! Meine Form wird sich schnell verändern. Du wirst mich bald nicht wieder erkennen. Es ist besser, du erfüllst meine letzte Bitte.
Gucky nickte beklommen. Gut, ich verspreche es dir. Sobald die Ärzte deinen Tod festgestellt haben.
Das ist überflüssig. Diesmal kann es keinen Zweifel geben.
Gucky verließ die Kabine, ohne zu teleportieren. Er setzte sich vor der Tür auf den Boden und konzentrierte sich auf die Gedankenimpulse des sterbenden Glovaaren.
11.
Das Plasma hatte sich wieder beruhigt. Die biopositronischen Leitstellen funktionierten einwandfrei, und auch Pos-1 benahm sich so, als sei nichts geschehen. Erste Reparaturkommandos wurden an die Arbeit geschickt, um das Schiff wieder voll manövrierfähig zu machen.
Reginald Bull hatte die leitenden Wissenschaftler der einzelnen Sektionen zu einer Besprechung gebeten und ihnen die bisher herausgefundenen Fakten mitgeteilt, um sie dann um eine Analyse zu bitten.
Goshmo-Khan meldete sich als Erster zu Wort: »Wir wissen, dass das unprogrammgemäße Wiedereintauchen der Erde in das Einstein'sche Universum den ungewöhnlichen Zuständen in diesem Teil des Raums zuzuschreiben ist. Ich glaube nicht an die Theorie mancher Kollegen, dass die zufällige Konstellation mehrerer hier vorhandener Sonnen daran schuld ist, sondern vielmehr die herrschenden Energiefelder fünfdimensionaler Natur. Wir befinden uns, wissenschaftlich ausgedrückt, in der Abriss-Verbundschnur zweier Galaxien. Diese Milchstraßen, auch das wissen wir sicher, kollidierten vor etwa zwei Milliarden Jahren. Die Kollision – oder vielmehr das nahe Aneinandervorbeiziehen vieler Sterne – verursachte eine Herauslösung dieser Sonnen aus ihrem Gravitationsverband. Die einen folgten ihrer eigenen Galaxis, andere wiederum der fremden. So entstand die Sternenbrücke, eine Materieader zwischen den Welteninseln, die sich von nun an ständig voneinander entfernten, ihre Beute an fremden Sonnen jedoch dabei mitnahmen. Die Folge waren die kosmischen Stürme, die wir ja erlebten.«
Jemand hob die Hand. Goshmo-Khan nickte ihm zu.
»Ich bin immer noch der Meinung, dass nur eine einzelne Sonne, energetisch durch die hier herrschenden ungewöhnlichen Verhältnisse aufgeladen, als Empfangstransmitter
Weitere Kostenlose Bücher