Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
vor. Sie waren steril, ohne Eigenleben, und auf keinen Fall waren sie spontan und voller Initiative. Sie waren mechanisch – wie die der Imphts.
»Es sind die Speichermodule, Bully. Wir hatten vergessen, dass sie im Schiff geblieben sind. Aber wie ist es möglich, dass sie von ihrer Programmierung abweichen? Ihre einzige Aufgabe war die Weitergabe von Daten.«
»Wer sagt das?«
»Ich nahm es bisher an.«
»Goshmo-Khan kommt gerade. Ich werde ihn fragen. Vielleicht hat er eine Idee.«
»Tu das! Inzwischen werde ich ins Schiff teleportieren.«
»Warte noch!«
Gucky seufzte. »Na schön, ich warte noch. Aber Goshy soll sich mit dem Denken beeilen. Schließlich treibe ich immer weiter von euch fort.«
»Als ob dich das schon berühren würde!«
Das stimmte allerdings. Es berührte den Mausbiber nicht im mindesten, denn er hätte selbst über eine Entfernung von mehr als hunderttausend Kilometern leicht teleportieren können. Er war einfach neugierig und ungeduldig.
Abermals konzentrierte er sich auf die Gedankenimpulse der Imphts im Beiboot. Sie ergaben nicht viel Sinn. Immerhin kam Gucky zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Imphts untereinander in gedanklicher Verbindung standen, wenn auch in seltsam schematischer und starrer Form. Jedes einzelne Wort schien vorprogrammiert zu sein – aber von wem?
Unwillkürlich musste Gucky an die unbekannte Macht denken, die angeblich an einem Ende der Sternenbrücke lauerte. Sollte sie ihre Hand im Spiel haben?
Über Funk meldete sich nun Goshmo-Khan: »Ich denke an eine ganz bestimmte Möglichkeit, Gucky. Es kann doch sein, dass den Imphts ein ganz bestimmtes Kodewort programmiert wurde. Mit anderen Worten: Sobald sie ihre Aufgabe erfüllt haben, sind sie nicht mehr an ihr bis dahin geltendes Programm gebunden. Sie erhalten automatisch eine andere Aufgabe – oder dürfen vielleicht sogar nach eigenem Ermessen handeln.«
»Zum Beispiel Schiffe klauen?«
»Auch das. Außerdem ist es ein Schiff der Glovaaren und damit ihr eigenes. Natürlich kann ich mich irren, aber ich finde die Erklärung plausibel.«
»Ich auch, wenigstens ein bisschen«, schränkte Gucky ein. »Hast du Bedenken, wenn ich hineinteleportiere?«
»Würden sie dir nützen?«
»Nein!«
»Dann teleportiere! Wir behalten das Boot im Auge.«
***
Das Innere des Beiboots war hell erleuchtet. Von der Decke des Lagerraums herab hingen die Imphts, meist keine sehr großen, weil nicht viel Platz vorhanden war. Zum ersten Mal, seit Gucky ihnen begegnet war, spürte er so etwas wie eine Resonanz, als er versuchte, telepathische Verbindung zu ihnen aufzunehmen. Goshmo-Khan schien mit seiner Theorie Recht zu behalten. Die vorangegangenen Ereignisse mussten eine Sperre beseitigt haben. Zumindest aber waren die Imphts nun vielleicht in der Lage, Antwort auf Fragen zu geben.
»Ich bin ein Telepath und habe eure Botschaft vernommen«, sagte Gucky laut, damit Bully und Goshmo-Khan wenigstens ihn verstehen konnten. »Wir werden den Auftrag ausführen, den wir erhielten. Wir werden die Überlebenden der Großen Katastrophe finden und ihnen helfen. Doch verratet mir, wohin geht ihr? Warum habt ihr unser Schiff verlassen?«
Wenn er eine klare Antwort erwartet hatte, so wurde er enttäuscht. Ein Gewirr unverständlicher Gedanken drang auf ihn ein. Allerdings gab es auch Emotionsmuster, die Gefühle vermittelten. Skepsis war dabei, aber auch Feindseligkeit und Abwehr. Ganz schwach spürte Gucky Vertrauen und den Willen zur Freundschaft. Dann jedoch wurde all das von einer übermächtigen Woge der Trauer fortgeschwemmt.
Trauer! Verzweiflung und Hilflosigkeit! Tod!
»Ich will euch doch nur helfen!«, versuchte Gucky es noch einmal. »Es ist nicht unsere Schuld, wenn eure Herren sterben mussten. Ihr gabt uns die programmierten Informationen, und dann mussten sie sterben. So war es geplant, vor sehr langer Zeit. Ich fühle, dass auch ihr sterben wollt oder müsst. Warum?«
Diesmal kam ein starker, konzentrierter Gedankenimpuls zurück, und es war so, als hätten ihn alle Imphts zugleich gedacht: Der Tod ist nur der Beginn der Ewigkeit.
Gucky wollte die nächste Frage stellen, aber dann zögerte er. Die Module verfärbten sich. Sie schillerten grau, dann gelblich und schließlich blau und rot und grün. Gleichzeitig veränderte sich ihre Oberfläche in der bisher glatten Struktur. Sie wurde porös und begann abzubröckeln.
Gucky wich entsetzt zurück. So schnell hatte er das Ende, das er erahnt hatte, nicht
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