Silberband 078 - Suche nach der Erde
obwohl er uns den Rücken zuwandte.
Wir eilten geduckt um unsere Kuppel herum, bis er uns nicht mehr sehen konnte, wenn er sich zufällig umdrehen sollte. Dann rannten wir auf die Stelle zu, an der wir die Äste versteckt hatten, die uns als Hieb- und Stichwaffen dienen sollten. Wir fanden sie sofort wieder. Wortlos drangen wir in das Dickicht ein. Es ging besser, als wir erwartet hatten. Nur selten verfingen wir uns derart, dass wir einige Meter zurückkriechen mussten, um einen anderen Weg einzuschlagen. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir die erste Schneise.
»Ein trockenes Bachbett«, sagte Esto flüsternd.
Ich antwortete nicht, während wir über Geröll und lockeren Sand nach oben stiegen. Von den Bergen kam das Geheul der Raubechsen. Mir war klar, dass auch sie sich nicht vorwiegend im Dickicht, sondern in den Schneisen aufhalten würden. Uns stand noch eine harte Nacht bevor.
Nach einer weiteren Stunde griff Esto Conschex nach meinem Arm. »Vorsicht«, sagte er leise. »Eine Raubechse.«
Ich blickte nach oben und erstarrte. In der Schneise kauerte eine Bestie, fünf Meter lang und zwei Meter hoch.
3.
Solsystem
Ein völlig verwahrlostes Raumschiff vom Typ HASFA-I-Korvette stürzte in Höhe der Jupiterbahn aus dem Linearraum, verzögerte mit flammenden Triebwerken und näherte sich in gemäßigter Fahrt dem Mars. Dabei flog es mitten durch einen Verband von Walzenraumschiffen der Überschweren und rammte fast zwei kleinere Raumer, die sich zwischen den Schlachtschiffen bewegten.
Unmittelbar darauf summten die Funkgeräte der Überschweren. Ein nicht gerade sauber zu nennendes Gesicht eines Terraners erschien in den Projektionsfeldern der Darstellungsgeräte. Dem Mann hing das graue Haar in fettigen Strähnen bis auf die Schultern herab. »He, zum Teufel, was ist hier los?«, brüllte der Mann, der Interkosmo mit nachlässigem Wega-Akzent sprach. »Was fällt euch Hohlköpfen ein, euch mitten in die Einflugschneise nach Terra zu legen? Macht gefälligst Platz, verdammt noch mal, sonst werdet ihr erleben, dass dieser alte Kasten noch über erstklassige Bordkanonen verfügt!«
Ein Offizier der Überschweren forderte kühl: »Identifizieren Sie sich!«
»Was ist hier überhaupt los?«, fragte der Prospektor aggressiv. »Seit wann nehmen sich Überschwere im Solsystem derartige Frechheiten heraus?«
»Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass sich Ihr Schiff in der Zieloptik eines Schlachtschiffs befindet. Was das bedeutet, können selbst Sie sich vermutlich ausrechnen. Also wer sind Sie?«
Der Prospektor strich sich mit dem Unterarm über die Nase und schnäuzte sich hörbar. »Dies ist die NO LIMITS, ein Prospektorenschiff. Wir kehren von einer mäßig erfolgreichen Expedition aus der Eastside zurück und sind verdammt scharf darauf, endlich wieder einen vernünftigen Whisky auf der Erde zu trinken. Reicht das?«
»Wir kommen an Bord.«
»Unterstehen Sie sich, Grünhaut!«
»Geben Sie Ihrem Navigator den Befehl, nach der Erde zu suchen«, empfahl der Überschwere.
»Das habe ich schon getan. Der Kerl hat einen über den Durst getrunken. Er findet sie nicht.«
»Er wird sie auch nicht finden. Ich gebe Ihnen dreißig Sekunden Ihrer Zeitrechnung, Prospektor. Wenn Sie dann meine Leute noch nicht an Bord gelassen haben, machen wir kurzen Prozess.«
»Das werden Sie mir büßen, Grüner.«
Der Prospektor schaltete ab. Gleichzeitig öffneten sich die Schleusen des kleinen Kugelraumschiffs, das mit Beulen und Schrammen übersät war. Das Prisenkommando musste allerdings durch eine primitiv erstellte Notschleuse an Bord kommen, weil die Hauptschleuse nicht mehr einwandfrei funktionierte.
Aus der Öffnung des zentralen Antigravschachts trat den Überschweren der Mann entgegen, der mit dem Offizier gesprochen hatte. Er war etwa 1,90 m groß und athletisch gebaut. Sein Gang war elastisch und ließ außerordentliche Kräfte vermuten. Das tief gebräunte Gesicht war glatt und haarlos. Es ließ auf eine südländische Abstammung schließen.
»Mein Name ist Taphong Lebblin«, sagte der Prospektor mit lauter Stimme. »Freier Bürger des Solaren Imperiums. Im Moment habe ich eine Stinkwut auf Piraten aus dem Volk der Überschweren!«
»Diese Wut wird sich vermutlich noch steigern, wenn Sie erfahren, dass dieses Schiff vorläufig beschlagnahmt ist«, sagte einer der Überschweren, ein Mann, der kaum 1,50 m groß, aber ebenso breit war.
»Wie kommen Sie dazu, mein Schiff zu kassieren?«, fluchte der
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