Silberband 078 - Suche nach der Erde
nehmen. Sie mussten diese Flucht riskieren, denn eine weitere Gefangenschaft würde in letzter Konsequenz eine Hinrichtung durch die Artmaccs bedeuten.
Die vier Männer hatten auch darüber beraten, was sie tun würden, wenn sie aus der Lagerhalle entkommen konnten. Ihr Ziel war der auf der anderen Seite des Hauptkorridors liegende Hangar. Dort mussten sich lemurische Beiboote befinden.
Ein großes Problem – falls sie den Hangar überhaupt erreichen sollten – war die weitere Flucht an Bord eines Beiboots. Da sie keine Schutzanzüge mehr besaßen, mussten sie sich an Bord des Beiboots befinden, sobald sich die Hangarschleuse öffnete. Das bedeutete, dass sie die Schleusentüren nicht manuell öffnen konnten. Unter normalen Bedingungen wurden die Schleusen von der Zentrale aus geöffnet. Die Artmaccs würden ihnen bestimmt keine öffnen.
Es gab nur eine Möglichkeit, und die Männer waren entschlossen, davon Gebrauch zu machen: Sie mussten eine Schleuse mit der Bordkanone des Beiboots zerstrahlen, um in den offenen Weltraum zu gelangen.
Mervan verzog unwillkürlich das Gesicht und seufzte, als er daran dachte, bei wie vielen Stationen ihrer Flucht das Glück sie begünstigen musste.
»Was ist los?«, erkundigte sich Abartes, dem Mervans Zögern missfiel. »Verlieren Sie plötzlich den Mut?«
Mervan lächelte. »Sie wissen, dass es mir widerstrebt, Dinge zu tun, die unberechenbare Ereignisse auslösen können. Das bringt meine Ausbildung eben mit sich.«
Abartes sah ihn an und sagte geringschätzig: »Ich weiß! Sie tragen sogar einen Bürstenhaarschnitt, weil sie davon gehört haben, dass lange Haare oder Bärte kapillare Aufspaltungen bei den magnetischen Hochdruckdichtringen von Schutzhelmen hervorrufen können.«
»So ist es«, gab Mervan ernsthaft zu.
Abartes breitete die Arme aus. »Im Leben lässt sich nicht alles vorausberechnen. Es macht auch keinen Spaß, mit einer Rechenmaschine im Kopf zu leben. Verdammt, Mervan! Sie sind eine Maschine, Sie leben überhaupt nicht.«
»Wann fangen wir endlich an?«, erkundigte Greimoon sich nervös. »Sollen wir vielleicht warten, bis die Artmaccs wieder hier auftauchen?«
»Sie haben Recht«, sagte Mervan bestimmt. »Wir haben bereits zu viel Zeit verloren.«
Sie stellten sich vor den gegenüberliegend angebrachten Luken auf, Mervan und Abartes auf der einen, Greimoon und Amun auf der anderen Seite. Mervan holte zu einem heftigen Schlag aus. »Jetzt!«, schrie er.
Sein Arm mit dem Metallbolzen in der Hand fiel auf die Lukenfüllung, und es gab ein knirschendes Geräusch.
Von seinem Platz auf der Empore konnte Mascotsch das orgiastische Treiben unten in der Halle beobachten. Ausgerechnet jetzt war Willpuhr Amph Taccatsch auf den Gedanken gekommen, die Gefangennahme der vier Fremden gebührend zu feiern.
Mascotsch hätte es lieber gesehen, wenn man die Feier aufgeschoben und sich erst einmal dem Verhör der Gefangenen gewidmet hätte. Bereits nach dem ersten Gespräch hatten sich die Fremden in Widersprüche verwickelt. Taccatsch war der Sache überdrüssig geworden und hatte angeordnet, dass nun erst einmal gefeiert werden sollte.
Mascotsch hatte den Imperator gebeten, das Verhör allein fortsetzen zu dürfen, doch Taccatsch hatte abgewinkt. »Nach den vergangenen Anstrengungen wird es dir gut tun, ebenfalls ein bisschen zu feiern«, hatte er zu seinem Ersten Berater gesagt. Mascotsch hatte die Entscheidung hingenommen, jetzt aber ärgerte er sich darüber. Bestimmt wäre es ihm nicht schwer gefallen, Taccatsch zu überreden – eine Möglichkeit, die jetzt, da der Herrscher Baahl-Rauch inhaliert hatte, nicht mehr bestand.
Willpuhr Amph Taccatsch lag unten in der Halle auf einer Art Podest und ließ sich von einer jungen Artmaccin streicheln, die Mascotsch bisher in der Nähe des Herrschers nicht gesehen hatte.
Eine Neue!, dachte Mascotsch interessiert, und sein Groll über das unterbrochene Verhör verflüchtigte sich. Er musste aufpassen, dass er die Gunst der jungen Frau gewann, bevor einer der anderen Berater ihm den Rang ablief.
»Beobachtest du den Imperator oder seine neue Freundin?«, fragte eine Stimme neben ihm.
Er zuckte unwillkürlich zusammen und fuhr herum. Katscha, die bisherige Gefährtin Taccatschs, war unbemerkt an ihn herangekrochen und beobachtete ihn misstrauisch.
»Was willst du hier?«, fragte er ärgerlich.
»Ich habe dich von unten gesehen und bin heraufgekommen, um mit dir zusammen zu sein«, sagte sie. Ihre Stimme
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