Silberband 078 - Suche nach der Erde
dass ihr Leib mit Hornplatten gepanzert war. Ihr machten die Dornen nichts aus.
Mein ehemaliger Mitarbeiter stöhnte auf. Ich wagte es nicht, mich nach ihm umzusehen. »Was ist los, Esto?«, fragte ich.
»Wir sitzen in der Falle«, antwortete er mit gedämpfter Stimme. »Das Biest hat uns seinem Partner entgegengetrieben.«
Ich fühlte, wie meine Beine schwer wurden. Zögernd blickte ich über die Schulter nach hinten. Der Pfad neigte sich stark nach unten, und dort – kaum fünfzig Meter unter uns – kauerte ein etwas kleineres Tier. Es war feuerrot und trug zwei scharfe Höcker auf der Nase. Ich sah die entblößten Zahnreihen und erschauerte. Mutlos ließ ich den Dornenast sinken. Es gab keinen Ausweg mehr. Wir waren verloren.
Im Lager heulte eine Sirene auf. Man hatte unsere Flucht bemerkt. Ich schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht stiegen jetzt schon Gleiter auf? Vielleicht fand man uns, bevor die Echsen angriffen?
Das größere der beiden Tiere näherte sich uns schneller als bisher. Es kroch über den staubigen Boden, ohne die Beine voll zu strecken, als wolle es sich gleich mit einem mächtigen Satz auf uns werfen. Trotz des Dämmerlichts konnte ich alle Einzelheiten gut erkennen. Die Reißzähne der Echse waren etwa so lang wie der Mittelfinger eines ausgewachsenen Terraners. Die Bestie konnte mich mühelos verschlingen.
In dieser verzweifelten Situation fragte ich mich seltsamerweise, wovon diese Tiere unter normalen Umständen lebten. Es musste andere Tiere in großer Zahl auf dieser Wüstenwelt geben, die von den Großechsen gejagt wurden, obwohl wir noch niemals welche von ihnen gesehen hatten.
Ich bemerkte einen Gleiter, der nur etwa fünfhundert Meter von uns entfernt an den Flanken der Berge hochglitt. Liebend gern hätte ich gerufen oder gewinkt, aber ich wusste, dass ich damit nur einen Angriff der Echse provoziert hätte.
Esto Conschex schrie erstickt auf. Ich fuhr herum. Mit Riesensätzen jagte der untere der beiden Räuber auf uns zu. Über uns kreischte das andere Tier auf. Ich hörte Steine poltern. Zurückblickend bemerkte ich, dass wir auch von oben angegriffen wurden. In meiner Angst sprang ich zurück, prallte gegen Esto und brachte ihn zu Fall. Er rollte über einige Steine hinweg – und verschwand im Boden, wo ein kleines Loch entstanden war. Ohne recht zu wissen, was ich tat, folgte ich ihm. Kopfüber stürzte ich in das Loch, rutschte über feinen Sand und landete drei Meter tiefer neben meinem Freund in einer kleinen Höhle. Über uns wurde es dunkel. Wir sahen die gewaltigen Tatzen der Echsen, die den Boden aufrissen, und wir hörten das wilde und wütende Gebrüll der Tiere, die sich um ihre Beute betrogen sahen.
»Da ist … ein Gang«, sagte Esto Conschex stammelnd. Er hatte sich bereits an das Dunkel gewöhnt und zog mich mit sich, als der Boden über uns aufbrach und der Kopf der kleineren Echse sich in die Höhle senkte. Panisch flohen wir weiter, ohne uns zu fragen, wer diese eigenartige Höhle gebaut haben konnte. Uns kam es nur darauf an, den gierigen Räubern zu entkommen.
Einige Meter weiter fühlten wir uns in Sicherheit. Der Gang war so geräumig, dass wir uns umdrehen und zurückblicken konnten. Hinter uns wurde es wieder hell. Das bedeutete, dass die Raubechsen sich zurückzogen, weil sie erkannt hatten, dass ihnen ihre Beute entkommen war. Erschöpft lehnten wir uns an die harten Wände. Ich ließ meine Hände über das eigenartige Material gleiten. Es fühlte sich an, als ob es lasiert worden sei. Ich vermutete, dass dieser Gang vor langer Zeit von einem Tier gegraben worden war. Dieses hatte dann, wie es oft in der Natur zu beobachten war, den Sand mit einem Drüsensekret verhärtet und geglättet.
»Hören Sie«, sagte Esto Conschex leise.
Ich neigte mich zur Seite. Zunächst vernahm ich nur, wie mein Freund atmete, dann aber wurde ich auf die Geräusche aufmerksam, die aus dem Gang zu uns drangen. Es raschelte und zischelte, als ob eine ganze Schar von Tieren heranrückte. Ein eiskalter Schauer jagte mir über den Rücken. Wir saßen nach wie vor in der Falle. Hinter uns warteten die Echsen darauf, dass wir wieder aus dem Boden hervorkamen, vor uns befand sich ein unbekannter Gegner, der zweifellos ebenso begierig darauf war, dieser Wüste eine Beute abzugewinnen.
»Vielleicht sind wir total unbekömmlich für diese Biester«, sagte Esto Conschex mit dem ihm eigenen Humor. »Wir haben eine ganz andere Art von Eiweiß, als sie benötigen.«
»Das
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