Silberband 079 - Spur des Molkex
wüsstest du, dass man nichts vergisst, was einem auf der USO-Akademie eingebläut wird. Unsere Ausbilder waren richtige Antreiber. Weißt du, einer hat mir einmal gesagt, der Tag hätte 24 Stunden, und wenn die nicht reichten, sollten wir eben noch die Nacht dazunehmen. Na, ich habe den Kerl in eine abseits gelegene Toilette teleportiert. Dort hat er zwar randaliert, aber doch rund acht Stunden warten müssen, bis jemand kam – und den Offizier vom Dienst rief.«
»Warum den Offizier vom Dienst?«, fragte ich. »Er konnte den Ausbilder doch einfach freilassen.«
Der Ilt kicherte verhalten. »Es war eine Frau, die ihn fand – und zwar in einer Damentoilette«, antwortete er. »Na ja, der Bursche hatte eine Menge zu erklären. Seitdem hat er mich behandelt wie ein rohes Ei.«
Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Mit Gucky legte man sich eben lieber nicht an. Ich lachte. Doch dann fiel mir ein, dass wir ja eine Aufgabe zu erfüllen hatten. Als ich den Mausbiber daran erinnerte, nickte er.
»Wir fangen gleich an«, verkündete er. »Zuerst werden wir ein Gerät basteln, das die Steuerung ploohnscher Speiseautomaten empfindlich stört.«
»Speiseautomaten?«, fragte ich. »Sollten wir nicht lieber die Hyperkomgeräte des ploohnschen Flaggschiffs stören, Gucky?«
Der Ilt winkte ab. »Die Kampfmoral einer Truppe hängt nicht von schönen Worten, sondern in erster Linie von einer guten Verpflegung ab, Tatcher«, erwiderte er. »Fangen wir an!«
Mir kam seine Begründung zwar etwas seltsam vor, dennoch half ich ihm dabei, einen entsprechenden Apparat zu bauen. Wir brauchten anderthalb Stunden dafür, dann behauptete der Mausbiber, das Gerät würde jetzt seinen Zweck erfüllen.
»Du darfst es einschalten, Tatcher«, sagte er.
Ich zögerte etwas, dann aktivierte ich das Gerät. Es gab einen lauten Knall, dann wurde es finster – und aus der Finsternis ertönte ein Geräusch, das an das Gebrüll einer Herde halb verhungerter Rinder erinnerte.
»Was ist das, Gucky?«, fragte ich.
Aber der Ilt antwortete nicht. Ich tastete um mich und fand das Gerät wieder. Doch von Gucky fand ich nichts. Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben – oder er war teleportiert.
Nach einiger Zeit wurde es wieder hell. Ich blickte mich um und stellte fest, dass der Mausbiber tatsächlich verschwunden war. Das Gerät, das angeblich die Steuerung ploohnscher Speiseautomaten stören sollte, arbeitete weiterhin summend und knisternd.
Vorsichtshalber desaktivierte ich es, denn ich war sicher, dass es für die vorübergehende Verdunklung, das muhende Geräusch und vielleicht auch für Guckys Verschwinden verantwortlich war. Wahrscheinlich hatte es nicht die Speiseautomaten gestört, sondern irgendwo im Schiff einen Kurzschluss hervorgerufen und dadurch vielleicht einen Alarm ausgelöst.
Ich ging zum Schott und versuchte es aufzubekommen. Aber es ließ sich nicht öffnen, obwohl wir hereingekommen waren, indem ich meine Hand auf die Stelle gelegt hatte, unter der wir ein normales Thermoschloss vermutet hatten. Es musste blockiert worden sein. Also war doch ein Alarm ausgelöst worden. Wahrscheinlich hatte man dann von der Hauptzentrale aus alle Innenschotten blockiert. Das konnte bedeuten, dass die Ploohns Fremde an Bord vermuteten.
Ich musste hier heraus, bevor man mich fand. Mein Blick fiel auf ein Regal mit Bauteilen, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Sahen so ähnlich nicht terranische Schaltelemente zur Fernsteuerung von Schottverriegelungen aus?
Ich nahm einige der Bauteile, setzte sie versuchsweise zusammen und betrachtete danach mein Werk. Es schien mir noch verbesserungsbedürftig. Wieder änderte ich hier und dort einige Kleinigkeiten, fügte noch drei kleinere Teile hinzu und gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass es funktionieren würde.
Ich richtete die Sendeantenne auf das Schott und drückte die Aktivierungstaste. Beim Schott rührte sich nichts. Dafür schaltete sich plötzlich das Gerät, das Gucky und ich gebaut hatten, wieder ein. Erneut wurde es finster.
Ich spürte einen ziehenden Schmerz im Nacken, hatte für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, körperlos zu sein, und prallte plötzlich gegen eine große, weiche Wölbung. Etwas packte mich am Genick, dann tasteten kalte Finger meinen Körper ab – und im nächsten Moment wurde ich losgelassen und stürzte hart auf einen metallischen Boden.
»Es ist nur der Marsfloh!«, sagte die unverkennbare phlegmatische Stimme von Dalaimoc Rorvic.
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