Silberband 079 - Spur des Molkex
»leben nicht lange. Wenn ich nicht rechtzeitig auf Zabrijna eingetroffen wäre, wärst du an unserer Sache zum Verräter geworden. Bedanke dich bei deinem Schicksal, dass ich dazwischenkam, bevor du den Verrat vollziehen konntest. Es gäbe sonst keinen Leticron mehr, und das Amt des Ersten Hetrans der Milchstraße bekäme bald einen neuen Besitzer.«
Er schwieg.
Leticron wartete ergeben – sicher, dass da noch mehr kommen würde. Als ihm aber das Schweigen zu lange dauerte, hob er erstaunt den Kopf. »Ist … ist das alles?«
»Fast«, antwortete der Lare kalt. »Der Vorfall wird der Vergessenheit angehören, sobald du den terranischen Mutanten wieder herbeigeschafft hast!«
Leticron sprang auf. »Das ist eine unmögliche Bedingung!«, brach es aus ihm hervor. »Wie kann ich den Mutanten herbeischaffen? Wohin ist er verschwunden …?«
»Zuletzt befand er sich«, fiel ihm Hotrenor-Taak ruhig ins Wort, »in den Feldschirmen zweier meiner Raumschiffe. Wenigstens deuten alle Hinweise darauf hin, dass er es war, der die beiden Fahrzeuge vernichtete. Im Übrigen ist sein gegenwärtiger Aufenthalt nicht meine Sorge. Du hast ihn verloren – du bringst ihn zurück!«
Leticron wollte weiter protestieren; aber er wurde unterbrochen. Ein helles Summen ertönte. Mitten in der Luft, in der Nähe des Eingangs, entstand das täuschend lebensechte Hologramm eines Laren. Er trug die Uniform der unteren Offiziersränge. Er musste noch jung sein, denn sein kunstvoll gebautes Haarnest leuchtete in grellem Rot. Auf Interkosmo meldete er: »Ein pariczanisches Raumfahrzeug hat Zabrijna soeben zu verlassen versucht. Wir haben den Versuch unterbunden.«
Hotrenor-Taak wandte sich um und musterte Leticron mit drohendem Blick. »Ein weiterer Trick?«, fragte er.
»Ich habe nichts damit zu tun!«, beteuerte der Überschwere eifrig. »Ich weiß von nichts. Ich befasse mich nicht mit jedem Fahrzeug, das auf Zabrijna landet oder startet!«
Das Argument leuchtete ein. Hotrenor-Taak erkundigte sich bei dem jungen Laren: »Hat man beobachtet, von wo aus das Fahrzeug startete?«
»Alle Details sind beobachtet und festgehalten worden«, erhielt er zur Antwort. »Bei dem Fahrzeug handelt es sich um ein Beiboot, das von Bord eines größeren Raumschiffs gestartet wurde. Das fragliche Schiff befindet sich in der Werftzone des Raumhafens.«
Auf Leticrons breitem Gesicht erschien ein Ausdruck der Nachdenklichkeit. »Von diesem Sektor des Hafens aus darf kein Fahrzeug starten.« Er blickte Hotrenor-Taak auffordernd an. »Darf ich mich deiner Kommunikationsmittel bedienen?«
»Sofort«, antwortete der Lare. Zu der Bildfläche hingewandt, erkundigte er sich: »Was wurde aus dem Fahrzeug?«
»Wir haben es nicht zerstört, aber es musste niedergehen. Es landete rund dreihundert Längeneinheiten westlich des Raumhafens. Man darf annehmen, dass der Besatzung kein ernsthafter Schaden zugestoßen ist.«
Mehr wollte Hotrenor-Taak nicht wissen. Leticron kontaktierte den Kommandanten des Raumhafens, der seinerseits sofort dafür sorgte, dass die Monitoren gerufen wurden, denen die Werftzone unterstand. Leticron befragte sie, einen nach dem anderen, bis er an Monitor 11 kam, in dessen Arbeitsbereich das Fahrzeug lag, aus dem das Beiboot gestartet war. Monitor 11 hatte inzwischen schon einige Recherchen angestellt. Ein Robotmonteur namens Droggnar wurde vermisst. Monitor 11 hatte wenige Minuten vor dem eigentümlichen Zwischenfall noch mit ihm gesprochen. Er berichtete von Droggnars seltsamem Benehmen.
Leticron wusste genug. Er wandte sich an Hotrenor-Taak.
»Das Schicksal scheint dir weiterhin gnädig zu sein«, kam der Lare seinen Worten zuvor. »So, wie ich die Sache sehe, hat der terranische Mutant den Körper dieses Mannes namens Droggnar übernommen und zu flüchten versucht.«
»Ja, so sehe ich die Sache auch!«, stieß Leticron hervor. »Und diesmal soll er mir nicht mehr entkommen!«
Nichts hatte ich nötiger, als zuerst einmal mit meinen Gedanken ins Reine zu kommen. Die Flucht von Zabrijna gestaltete sich schwieriger, als ich erwartet hatte. Die Laren lagen auf der Lauer. Offenbar war es zwischen Hotrenor-Taak und den Überschweren zum Zerwürfnis gekommen. Der Lare duldete nicht, dass sich ein einziges pariczanisches Fahrzeug von dem Planeten entfernte. Denn dass ausgerechnet ich an Bord des Beiboots gewesen war, konnte niemand gewusst haben. Ich musste mich also gedulden – entweder bis die Laren abzogen oder bis der Streit zwischen
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