Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
Macht nicht vollkommen sein würde, solange er von den Laren abhängig war.
Dieser Umstand belastete ihn umso mehr, da er wusste, dass er all seinen Mitarbeitern bekannt war. Leticrons Abhängigkeit von den Konzilsvölkern war eine Schmach für den ehrgeizigen Corun of Paricza. Schon wiederholt hatte er mit Erfolg versucht, seine Machtbefugnisse zu überschreiten. Es gab jedoch eine Grenze, die ihn die Laren nicht überschreiten ließen.
Leticron war kein sehr geduldiger Mann. Das Warten auf die absolute Macht fiel ihm schwer. Sein Traum war eine Galaxis mit ihm selbst als absolutem Herrscher.
Leticron drehte sich unvermittelt um und sah seine beiden Besucher der Reihe nach forschend an. Er merkte belustigt, dass sie unter seinen Blicken unsicher wurden. Sie wussten um seine Fähigkeiten und seine Grausamkeit und fürchteten beides.
»Wann kommen die beiden Gefangenen?«, erkundigte er sich.
»Sie befinden sich an Bord der MACRIA, die jeden Augenblick landen muss«, antwortete einer der Berater. »Wir haben bereits veranlasst, dass die Männer sofort hierher gebracht werden, Corun.«
Die Männer, von denen die Rede war, hatten das Pech gehabt, in die Hände einer Söldnertruppe zu fallen. Es handelte sich um zwei hohe Offiziere der Solaren Flotte. Der ehemaligen Solaren Flotte!, verbesserte Leticron sich in Gedanken. Was von der einstmals stolzen Armada noch übrig war, konnte man schlecht als Flotte bezeichnen.
Nur die USO schien nach wie vor einigermaßen zu funktionieren. Sie arbeitete im Untergrund, machte aber dem Ersten Hetran oft erhebliche Schwierigkeiten. Sobald der Greiko gefunden war, wollte Leticron sich auf die Zerschlagung dieser letzten intakten terranischen Organisation konzentrieren. An erster Stelle stand dabei die Hinrichtung Atlans.
Leticron hoffte, dass er von den beiden Offizieren Hinweise erhalten würde. Die Gefangenen waren bisher noch nicht verhört worden, weil die Überschweren wussten, dass hohe terranische Offiziere Gedächtnissperren besaßen, die immer dann in Tätigkeit traten, wenn Informationen gewaltsam erlangt werden sollten. Niemand hatte das Risiko eingehen wollen, Leticron zwei von Amnesie befallene Männer zu präsentieren.
»Die Terraner werden sich denken können, dass wir die Jagd auf Kroiterfahrn eröffnet haben«, sagte Leticron. »Ich frage mich, welche Taktik sie entwickeln.«
Bros Tandemar, einer der beiden Berater, antwortete: »Sie werden ihn in ein sicheres Versteck bringen.«
»Da bin ich nicht so sicher«, meinte Leticron. »Ein Fremder wie Kroiterfahrn erregt überall Aufsehen und gibt zu Gerüchten Anlass. Es sei denn, die Terraner würden ihn völlig abkapseln und wie einen Gefangenen behandeln. Das aber werden sie nicht tun, denn ich kann mir denken, dass sie die Freundschaft dieses Wesens erringen wollen, um es für ihre Pläne einzusetzen.«
Er wandte sich an den zweiten Mann. »Was halten Sie davon, Mannjock?«
Mannjock zögerte mit einer Antwort.
»Genieren Sie sich nicht«, ermunterte Leticron ihn spöttisch. »Solange wir nur theoretisieren, können Ihnen falsche Auslegungen nicht schaden.«
Mannjock errötete, eher aus Zorn als aus Verlegenheit. »Wenn sie Kroiterfahrn nicht in ein sicheres Versteck bringen, weil sie ihn nicht wie einen Gefangenen behandeln möchten, werden sie gezwungen sein, mobil zu bleiben.«
»Richtig!«, stimmte Leticron zu.
»Sinnvolle Mobilität wäre aber nur mit einem Raumschiff zu erreichen«, warf Tandemar ein. Er wölbte die Augenbrauen. »Natürlich! Er befindet sich an Bord eines Raumschiffs.«
Leticron formte mit den Händen einen Kreis, als wollte er die Idee darin festhalten. »Nehmen wir an, Kroiterfahrn befände sich tatsächlich an Bord eines Schiffs. Wohin würden Sie dieses Schiff schicken, Mannjock?«
»Schwer zu sagen, Corun. In den Ortungsschutz einer schwer auffindbaren Sonne.«
»Falsch!«, rief Leticron. »Sie vergessen, dass die Terraner Kroiterfahrn benutzen wollen.«
»Schon jetzt?«, zweifelte Mannjock.
»Sie haben nicht viel Zeit.« Leticron sah Tandemar an. »Was denken Sie, Bros?«
»Ich würde das Schiff so fliegen lassen, dass ich es ständig an bestimmte Brennpunkte dirigieren könnte. Unter Brennpunkten verstehe ich Orte, wo Kroiterfahrn als Waffe gegen das Konzil eingesetzt werden könnte.«
Leticron schloss die Augen. »Genau das denke ich auch!«
Ihr Gespräch wurde durch einen Anruf vom Raumhafen aus unterbrochen. Die Gefangenen waren eingetroffen. Leticron befahl, sie
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