Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
vor lauter Empörung über die Unverfrorenheit seiner Gefangenen.
»Bewahren Sie Ruhe, Mann!«, riet ihm der Mongole. »Das Schlimmste ist schon vorüber. Ich habe mit den Mopoys ohnehin zu sprechen. Erwarten Sie mich in einigen Minuten!«
Mit einem Translator bewaffnet, betrat Goshmo-Khan das Quartier der Gefangenen. Die drei Rieseninsekten kauerten, wie es während der Ruheperiode ihre Art war, in einer Ecke auf dem Boden. Als der Mongole eintrat, erhoben sie sich und stürmten auf ihn zu, mit ihren Sprechwerkzeugen ein Durcheinander von sirrenden und knackenden Lauten ausstoßend, die der Translator nur bruchstückweise übersetzte.
Eines jedoch wurde klar: Die drei Ploohns beklagten sich über die unwürdige Behandlung, die ihnen zuteil wurde. Goshmo-Khan nahm sich vor, kurzen Prozess zu machen.
»Es tut mir Leid, dass ihr jetzt schon glaubt, euch beschweren zu müssen«, sagte er mit lauter, dröhnender Stimme, die der Translator ebenfalls donnernd übersetzte. »Wie wird es von jetzt an erst werden?«
Die drei Mopoys schwiegen abrupt. Ihren starren Facettenaugen war nicht anzumerken, was sie in diesem Augenblick dachten. Aber der Mongole war sicher, dass seine Worte sie in Schrecken versetzt hatten.
»Du sprichst drohend«, meldete sich schließlich einer der Ploohns unsicher zu Wort. »Was kommt auf uns zu?«
»Ihr werdet untersucht, und zwar auf Herz und Nieren!«, antwortete Goshmo-Khan grob.
»Untersucht? Von wem?«
Entsetzen klang – selbst in der Übersetzung des Translators – aus der Stimme des Mopoys.
»Von unseren Ärzten«, antwortete der Mongole.
»Aber … eure Ärzte verstehen nichts von unserem Körperbau!«, jammerte der Mopoy. »Sie werden uns Schaden zufügen! Wozu soll die Untersuchung überhaupt gut sein?«
»Es besteht die Möglichkeit, dass eure Königin ein faules Ei gelegt hat«, behauptete Goshmo-Khan.
Der Translator übersetzte die Worte, wie sie gefallen waren. Das hatte eine unerwartete Wirkung. Was in der terranischen Umgangssprache nur eine oft gebrauchte Redewendung war, das bedeutete für die drei Mopoys die höchste aller Katastrophen, denn Königin-Eier waren für sie von überragender Bedeutung, bildete den Inhalt ihres Lebens.
»Die Königin hat«, schrillte die Stimme des Mopoy-Sprechers, »ein faules Ei gelegt?«
Goshmo-Khan erkannte, dass er sich bei der Wahl der Worte vergriffen hatte. Er gab sich Mühe, die aufgeregten Ploohns zu beruhigen.
»Nein, nicht so!«, beschwichtigte er die Insekten. »Es hat mit Eiern nichts zu tun! Wir haben Jaymadahr in Verdacht, dass sie uns Schaden zufügen will …«
»Warum sprichst du dann von faulen Eiern?«, fuhr ihm der Ploohn ins Wort.
»Das … das ist eine Redewendung meiner Sprache«, stotterte der Mongole verlegen. »Ich hatte nicht bedacht, dass sie euch in Aufregung versetzten wird.«
»Dann ist deine Sprache eine dumme Sprache, die gedankenlos Redewendungen benützt, die andere Wesen in Schrecken versetzen.«
»Meinetwegen«, knurrte Goshmo-Khan. »Auf jeden Fall werdet ihr untersucht!«
»Wir lassen uns nicht untersuchen«, konstatierte der Mopoy. »Schon gar nicht von Geschöpfen, die eine derart primitive Sprache sprechen.«
»O du meine Güte …!«, stöhnte der Mongole. »Verstehst du denn nicht …«
»Ich verstehe sehr wohl. Vor allen Dingen, dass das Volk der Terraner aus rücksichtslosen Wesen besteht, die gedankenlos die groben Ausdrücke ihrer dummen Sprache einsetzen, um anderen damit Furcht und Schrecken einzujagen.«
Goshmo-Khan stieß ein gurgelndes Geräusch aus und raufte in hilfloser Wut die Zöpfe seines Barts. Der Ploohn fuhr fort, seinem Ärger über die ›dumme Sprache‹ der Terraner Luft zu machen. Der Mongole hörte ihm mit stetig wachsender Wut zu. Schließlich riss ihm der Geduldsfaden. Er wandte sich um und stürmte in Richtung Ausgang. Draußen fuhr er den Wachtposten an: »Die drei Kerle sind sofort zum Lazarett zu bringen, verstanden? Wenn sie Schwierigkeiten machen, betäuben Sie sie!« Und als der Posten ihn verdutzt anblickte, raunzte er ihn an: »Verstehen Sie mich nicht? Sie sollen die drei Mopoys …«
Der Posten riss sich zusammen. »… sofort ins Lazarett bringen, Sir, und wenn nötig betäuben«, wiederholte er.
»Na also«, knurrte Goshmo-Khan und eilte davon.
Kurze Zeit später wurde ihm gemeldet, dass die Mopoys sich in der Tat gegen den Abtransport gesträubt hatten und mit Hilfe eines ungiftigen Gases betäubt worden waren. Goshmo-Khan
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