Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
dar. Darauf, dass sie nun, in den nächsten vier Tagen, gelöst würde, warteten nicht nur die Männer und Frauen an Bord der MARCO POLO, sondern die gesamte Menschheit, die mitsamt ihrem Planeten, ihrem Mond und einem Pulk von Kunstsonnen die unglaubliche Reise aus der Milchstraße bis in den Mahlstrom unternommen hatte.
Dieselbe Art von nervöser, zur Explosion drängender Spannung, von der die Menschheit beherrscht wurde, hatte auch an Bord der Korvette K-MP-99 um sich gegriffen und die Mannschaft in ihren Bann gezogen. Die K-MP-12 war planmäßig auf Goshmos Castle gelandet. Die Roboter hatten das Fahrzeug verlassen und waren von Zeus empfangen worden. Auf den Schirmen der K-MP-99 verfolgte die Besatzung, wie die abtrünnige Insektenkönigin den Robotertrupp durch einen geheimen Zugang im Innern der bombastischen Burg hinab in die Tiefen des ausgehöhlten Felsens führte. Durch Antigravschächte, über Rampen und Gleittreppen ging es immer tiefer hinab, bis schließlich ein riesiger Felsenraum erreicht wurde, der alleine schon dadurch auffiel, dass hier die übliche Form, in der die Ploohns ihre Räume anlegten, nicht mehr zur Geltung kam. Diese wahrhaft gewaltige Halle hatte eine rechteckige Grundfläche, und Boden, Wände und Decke waren nur minimal gewölbt.
Noch überwältigender als die erdrückende Weite der Halle jedoch waren die Maschinen, die an den Wänden entlang und zum Teil auch in der Mitte des Raums aufgebaut waren. Glitzernd und schimmernd, Zeugen einer hoch entwickelten Technologie, ragten sie zum Teil bis dicht unter die knapp einhundert Meter hohe Decke der Halle empor. Der Trupp der Roboter, selbst das riesige Insekt wirkten wie Zwerge im Vergleich zu den Giganten einer fremden Technik. Im geometrischen Zentrum der Halle, durch eine breite, freie Fläche von allen übrigen Maschinen getrennt, wuchtete ein Aggregat auf, das an seiner Oberseite eine massive Parabolantenne von annähernd achtzig Metern Durchmesser trug. Zeus nahm die ersten Schaltungen vor. Goshmo-Khan entging nicht, dass die Antenne auf die Sonne Medaillon ausgerichtet wurde. Bei dieser Maschine handelte es sich also um den Traktor, der die für die Bewegung eines Planeten notwendige Energie von der Sonne abzog und sie in Leistung umsetzte, mit der der Transportvorgang bewerkstelligt wurde.
Abseits des Traktoraggregats gab es eine Reihe kleinerer Maschinen, die offensichtlich Schalt- und Steuereinheiten darstellten; denn von diesen aus nahm Zeus die Schaltungen vor, die zum Beispiel die riesige Schüsselantenne des Traktors in Bewegung setzten. Während er schaltete, sprach er zu den Robotern und erklärte ihnen die Funktionen der verschiedenen Maschinen. An Bord der K-MP-99 wurden seine Worte sorgfältig aufgezeichnet. Zeus schien entweder nicht zu bemerken, oder er hatte nichts dagegen einzuwenden, dass sich einige Roboter von der Gruppe entfernten und in den teilweise recht engen Korridoren zwischen den Aggregatereihen verschwanden. Insgesamt hatten sich drei Trupps von je fünf Maschinenwesen von dem Haupttrupp entfernt. Zwei davon hatten die Aufgabe, Zeus irrezuführen, falls er von dem Vorgang überhaupt Notiz nahm; dem dritten war es vorbehalten, den Kleintransmitter an einem geschützten Ort aufzubauen und in Betrieb zu setzen.
Inzwischen hatte die Parabolantenne zunächst sanft, dann in immer grellerem Licht zu strahlen begonnen. Die Helligkeit war von einem intensiven, schwer beschreibbaren Blau, das aus dem Innern des Metalls zu dringen schien und allmählich das gesamte Aggregat einhüllte. Kein Zweifel, der Traktor hatte zu arbeiten begonnen und war dabei, Energie von der Sonne Medaillon anzusaugen. Als Zeus endlich zurücktrat und die Roboter aufforderte, die Posten zu besetzen, die ihnen zugewiesen worden waren, wurde klar, dass das Experiment im Begriffstand, in seine entscheidende Phase einzutreten.
Zuvor aber winkte das Insekt noch einmal einen der Roboter zu sich. Er dirigierte das Maschinenwesen so, dass es etwa acht Meter vor ihm Aufstellung nahm. Die Kamera des Roboters erzeugte auf dem Bildschirm der K-MP-99 ein Bild, das die abtrünnige Insektenkönigin in Überlebensgröße darstellte.
Zeus blickte mit starren Facettenaugen in die Kamera und sagte: »Ich weiß, Terraner, dass ihr dort oben zuschaut und jedes meiner Worte hört. Ihr misstraut mir, sonst hättet ihr mir Geschöpfe aus eurem Volk und nicht wandelnde Maschinen gesandt. Euer Misstrauen ist unnütz. Ich werde unsere Übereinkunft achten,
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