Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
die Bestimmungen weiter gelockert wurden, sehe ich nicht ein, warum ich den Vorteil nicht nutzen und spazieren gehen sollte.«
»Es gibt nicht mehr viele Patienten«, sagte der zweite Mann.
»Eigentlich schade«, meinte Schulz. »Es wird langweilig.«
Sie lächelten und gingen weiter. Schulz sah sich nicht nach ihnen um, denn er wusste, dass sie ihn weiter beobachteten. Kurze Zeit später kam er an eine Bank. Er ließ sich darauf nieder, verschränkte die Arme über der Brust und begann leise zu pfeifen. Er war überzeugt davon, dass in seiner unmittelbaren Nähe zumindest eine Mikrokamera kreiste. Sie würden sein Gesicht aufnehmen und es mit der Patientendatenbank abgleichen. Das bedeutete, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um seinen Plan zu verwirklichen.
Kroiterfahrn stand in einem langen, kühlen Gang der Hauptklinik. Hotrenor-Taak und Leticron hatten sich zurückgezogen. Der Verkünder der Hetosonen schien vergessen zu haben, dass der Greiko mit dem Ersten Hetran sprechen wollte.
Ein Ärzteteam umringte den Greiko. Es waren sieben Terraner. Der Chef des Teams hieß Callsa. Er war ein hagerer Mann mit einem schwarzen Spitzbart und kleinen Augen. Er machte einen nervösen Eindruck.
»Es ist üblich, dass wir jeden neuen Patienten zunächst einmal unter Quarantäne stellen«, sagte er. Er trug einen Translator, der die Worte in Kroiterfahrns Sprache übersetzte. »Danach kann jeder Patient sich frei bewegen.«
Kroiterfahrn sagte sanft: »Ich muss Sie darauf hinweisen, dass ich keine ansteckende Krankheit habe.« Callsa schien verwirrt. »Natürlich möchte ich nicht gegen die von Ihnen entworfenen Bestimmungen verstoßen«, fuhr Kroiterfahrn fort. »Ich sehe ein, dass es hier gewisse Regeln gibt, nach denen sich jeder richten muss. Ich will keine Ausnahme sein.«
Callsa atmete auf. »Im Verlauf der Quarantäne beginnen wir mit einer gründlichen Untersuchung«, sagte er. »Dazu wird es nötig sein, dass wir Ihren Metabolismus zunächst einmal gründlich studieren. Sie sind immerhin der erste Greiko, mit dem wir es hier zu tun haben. Keine Angst – wir sind gewohnt, Fremde zu behandeln.«
Alles, was Callsa sagte, schien er vorher einstudiert zu haben. Kroiterfahrn wünschte, diese unpersönliche Art der Einweisung wäre unterblieben. Er fühlte sich zurückgesetzt, obwohl er sich gegen dieses Gefühl wehrte.
Callsa stellte sein Team vor. Es war eine umständliche Prozedur, die Kroiterfahrn verlegen machte. Diese Terraner sahen sich unglaublich ähnlich, und ihre Namen klangen kompliziert. Kroiterfahrn bezweifelte, dass er sie so bald unterscheiden lernen würde.
»Ich glaube, dass unser Gast müde ist«, sagte einer der Ärzte. Er schien jünger zu sein als seine Kollegen. Vielleicht spürte er, dass der Greiko verwirrt war. Die Umgebung begann vor Kroiterfahrns Blicken zu verschwimmen. Die vielen Eindrücke, die in kurzer Zeit auf ihn eingewirkt hatten, erschöpften ihn. Die Kraft, die die Greikos aus dem stillen Rausch zu schöpfen pflegten, fehlte ihm.
»Wir bringen ihn auf seine Station!«, entschied Callsa.
Aus einem Seitengang schwebte eine Spezialliege heran. Kroiterfahrn nahm an, dass sie für fremde Wesen wie ihn konstruiert worden war. Sie war vielfach verstellbar. Callsa nahm ein paar Regulierungen vor und bat Kroiterfahrn, sich auf der Liege niederzulassen.
Kroiterfahrn tat ihm den Gefallen. Die Liege setzte sich in Bewegung. Callsa und sein Team folgten ihr wie ein Schwarm Insekten. Dabei sprach Callsa ununterbrochen auf seine Begleiter ein. Kroiterfahrn verstand so gut wie nichts, denn der Translator war leise gestellt.
Eine stählerne Wand glitt zur Seite, und Kroiterfahrn blickte in das, was Callsa als Kroiterfahrns Station bezeichnet hatte. Es war ein für greikosche Begriffe kleiner Raum, aber hier in der Klinik der Terraner gehörte er sicher zu den größten. Inmitten des Zimmers stand ein mächtiges Bett mit Antigravpolstern. Wahrscheinlich hatten die Terraner sie von den Laren erhalten. An der Decke hing eine Art Schirm, aus dem mehrere antennenähnliche Gebilde ragten. Die Wände waren mit Schränken verstellt. Auf der rechten Seite befand sich ein quadratisches Fenster, durch das der Greiko in den Park blicken konnte, den er bereits bei seiner Ankunft gesehen hatte.
Aus unsichtbaren Lautsprechern kamen seltsame Geräusche. Callsa schaltete den Translator lauter. »Gefällt Ihnen die Musik?«
»Ja«, sagte Kroiterfahrn höflich. Er fragte sich, wie es in Wesen aussehen
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