Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
darin waren ein angenehmer Anblick. Trotzdem vermittelte das Bild nicht die Harmonie, die Kroiterfahrn von vergleichbaren greikoschen Anlagen her kannte. Auf eine Art, die der Kranke sich nicht erklären konnte, wirkte alles steril. Es schien, als hätte sich jemand beim Anlegen dieses Parks einer Pflicht entledigt. Die Anlage war ohne innere Anteilnahme der Erbauer entstanden.
Ein schrecklicher Verdacht stieg in Kroiterfahrn auf. Die Terraner hatten diesen Park überhaupt nicht eigenhändig angelegt, sondern diese Arbeit von Robotern verrichten lassen.
Unvorstellbar! Die Natur dem völligen Eingriff der Technik zu überlassen. Kroiterfahrn stand wie versteinert.
Ich muss hier weg!, dachte er.
Lange würde er es in der Quarantäne nicht aushalten. Er brauchte den ständigen Kontakt zu warmherzigen und freundlichen Wesen.
Weit im Hintergrund entstand im Park zwischen den Bäumen Bewegung. Kroiterfahrn sah einen Mann, der rannte. Er schien auf der Flucht zu sein.
13.
Braunter Schulz gab sich einen Ruck und rannte los. Einer inneren Eingebung folgend, zog er sich nicht in den Park zurück, sondern floh in Richtung der Klinik.
»Halt!«, rief einer der beiden Männer, die nun plötzlich auf ihn zugekommen waren.
»Stehen bleiben!«, rief der andere.
Schulz wusste, dass er von Mikrokameras verfolgt wurde. Schon in diesem Augenblick würden bewaffnete Männer aufbrechen, um ihn möglichst schnell zu stellen.
Die Laren brauchten keine Nachforschungen mehr anzustellen. Schulz demonstrierte durch sein Verhalten deutlich genug, auf welcher Seite er stand.
Schulz' Atem ging keuchend. Niemals zuvor in seinem Leben war er so schnell gerannt. Zwischen den Bäumen sah er einen Teil jener Gebäude, die zu den Hauptkliniken gehörten. Er griff in seine Jackentasche und zog die beiden Mikrobomben hervor, die er aus dem Versteck mitgebracht hatte. Sie sollten dazu dienen, die Aufmerksamkeit des Fremden zu erregen. Jetzt bezweifelte er allerdings, ob er noch Gelegenheit dazu bekommen würde, sie an geeigneter Stelle zu zünden. Der Knall der Explosion war für die Laren leicht zu erklären – sie brauchten dem Fremden nur zu sagen, dass bestimmte Arbeiten diese Detonationen erforderlich machten. Die beiden Bomben hatten nur einen Sinn, wenn sie die wahren Verhältnisse auf Tahun sichtbar machen konnten.
Wie habe ich nur glauben können, mit diesem Wahnsinnsplan Erfolg zu haben?, fragte sich Schulz.
Plötzlich war ein Gleiter mit stumpfem Bug über ihm. Männer mit Antigravprojektoren sprangen heraus. Schulz wurde mit Paralysatoren beschossen. Mit letzter Kraft zündete er die beiden Bomben und schleuderte sie in Richtung der Gebäude davon. Die Detonationen erfolgten kurz hintereinander, kleine Rauchpilze schossen in die Höhe.
Schulz' Beine wurden lahm. Er geriet ins Stolpern und schlug der Länge nach hin. Die Männer warfen sich auf ihn und rissen ihn brutal hoch. Sein Körper war schlaff und schwer, aber sie packten ihn und zerrten ihn auf den inzwischen gelandeten Gleiter zu. Sekunden später hatten sie ihn durch die offene Luke an Bord der Maschine geschoben. Zwei Männer folgten, dann hob der Gleiter bereits wieder vom Boden ab.
Es gab verschiedene Arten des Sterbens, und Kroiterfahrn erlebte einen Tod von innen heraus, der sich nicht auf seinen Körper erstreckte, sondern nur seine Gefühle und Ideale betraf. Der Körper des Greikos sollte erst viel später sterben, aber Kroiterfahrns Tod fand praktisch schon in diesem Augenblick statt, als er am Fenster stand und hinaus in den Park starrte, ohne richtig zu begreifen, was dort draußen vorging.
Er sah und begriff nur eines: Vor seinen Augen ereignete sich ein Akt brutaler Gewalt! Ein Terraner wurde verfolgt und überwältigt. Unmittelbar bevor ihn die zahlenmäßig überlegenen Gegner an Bord eines Fluggleiters brachten, erfolgten im Park zwei Explosionen, für die offenbar der Flüchtling verantwortlich war.
Unbewusst sah Kroiterfahrn bereits in diesem Augenblick die volle Wahrheit – und das ließ ihn von innen heraus sterben. Aber da er die Wahrheit nicht bewusst akzeptierte, blieb sein Körper in diesen kritischen Minuten am Leben.
Alles geschah unheimlich schnell. Es verflog so schnell wie ein Spuk, sodass der Greiko sich ernsthaft fragte, ob sich das alles wirklich ereignete oder ob er einen ungeheuerlichen Alptraum erlebte. Aber dort, wo die Explosionen stattgefunden hatten, schwebten noch feine Rauchschleier und ließen keinen Zweifel daran, dass
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