Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
erwiderte Hotrenor-Taak ruhig. »Außerdem wird er uns auch ohne Ihre Bemühungen alles gestehen.« Er wandte sich an den Gefangenen. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Schulz«, antwortete der Mann schwerfällig. Seine anschwellenden Lippen machten ihm das Sprechen schwer. Er spuckte Blut.
»Was haben Sie in der Nähe der Hauptklinik getan?«, fuhr Hotrenor-Taak mit dem Verhör fort.
»Ich bin spazieren gegangen!«
Leticron wollte sich auf ihn stürzen, doch der Verkünder der Hetosonen trat erneut dazwischen. »Hören Sie«, sagte er. »Sie wissen, dass es Methoden gibt, um jeden zum Sprechen zu bringen. Ich möchte sie nicht anwenden. Also, erzählen Sie uns, was wir wissen wollen.«
Schulz erwiderte den Blick des Laren. In den Augen des Terraners erkannte Hotrenor-Taak Verzweiflung, aber auch Spuren entschlossener Wachsamkeit. Der Wille dieses Mannes war ungebrochen. Schulz war nach wie vor kampfbereit.
»Ich bin USO-Spezialist«, sagte Schulz. »Mein voller Name lautet Braunter Schulz. Ich wurde auf Tahun abgesetzt, um festzustellen, warum die Menschen auf dieser Welt im Gegensatz zu allen anderen anständig behandelt werden.«
»Er lügt! Niemand kann unbemerkt auf dieser Welt abgesetzt werden!«, rief Leticron.
»Sie haben sich bereits mit den Absperrungen rund um die Hauptklinik getäuscht«, bemerkte der Lare sanft. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Schulz. »Wer hat Sie abgesetzt?«
»Ich kam mit einem kleinen Beiboot der SPHÄRE, eines unserer Schiffe. Es setzte mich in den obersten Schichten der Atmosphäre ab und verschwand wieder. Wir gingen das Risiko eines Angriffs auf die SPHÄRE bewusst ein.« Seine Augen wurden schmal. »Ich hoffe, dass sie entkommen konnte.«
»Weiter!«, befahl Hotrenor-Taak. »Was geschah dann?«
»Ich vergrub meinen Anzug mit den Flugaggregaten irgendwo in den Bergen. Ein Transporterpilot nahm mich mit bis zu einer Siedlung in der Nähe der Kliniken. Von dort aus begann ich mit meinen Erkundigungen.«
Hotrenor-Taak seufzte. »Bringt ihn an Bord eines SVE-Raumers!«, ordnete er an. »Da er uns nicht die Wahrheit sagen will, muss ich meine Methode ändern.«
Leticrons Männer wollten Schulz losbinden und abführen, als die Tür aufgerissen wurde und ein Überschwerer hereinkam.
»Doktor Callsa von der Hauptklinik hat angerufen«, sagte der Mann. »Er sagt, er muss Sie dringend sprechen – alleine.«
Leticron und Hotrenor-Taak wechselten einen Blick. Sie gingen in einen Nebenraum, wo sich Dr. Callsas Gesicht auf einem Schirm abzeichnete. Der Arzt war aufgeregt.
»Ich komme gerade von Kroiterfahrn«, berichtete er. »Der Greiko hat gesehen, dass im Park ein Mann festgenommen wurde. Er besteht darauf, diesen Mann zu sprechen.«
Schulz arbeitete auf einen Zeitgewinn hin, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass ihm das letztlich wenig helfen würde. Früher oder später würden sie ihn dazu bringen, seinen gesamten Plan und die Lage des kleinen Verstecks zu verraten. Damit würde er auch den Aufenthaltsort von Mtaye und Sorgol preisgeben und die Verhaftung seiner beiden Freunde einleiten.
Er hätte aufgeben und sich viele Schwierigkeiten ersparen können. Doch Schulz brauchte irgendetwas, woran er sich aufrichten konnte, ein Ziel – wenn ein Mann in seiner Lage überhaupt noch ein Ziel haben konnte.
Schulz ließ sich durch die Zurückhaltung des Larenführers nicht täuschen. Trotz der Gewalttätigkeit Leticrons war Hotrenor-Taak der weitaus intelligentere und zielbewusstere Mann.
Nach einer Weile kamen Hotrenor-Taak und Leticron in das Zimmer zurück. Schulz spürte sofort, dass sich etwas Entscheidendes verändert hatte. Er wusste nicht, was nebenan geschehen war, aber offenbar hatte ein äußerst bedeutsames Gespräch stattgefunden. Leticron schien einen beunruhigten Eindruck zu machen, der Lare dagegen war zu fremd, um von Schulz richtig beurteilt werden zu können.
Der USO-Spezialist fragte sich, was die Veränderung im Verhalten seiner Bezwinger ausgelöst haben konnte. Etwas war passiert und hatte Schulz' Stellung verändert.
»Wahrscheinlich gibt es für Sie eine Möglichkeit, Ihr Leben zu retten«, sagte Hotrenor-Taak zu Schulz. »Ich werde mit Leticron beraten, dann erfahren Sie alle Einzelheiten.«
Sicher ging es dem Laren nicht um die Preisgabe von Geheimnissen, denn die hätte er leicht ohne Gegenleistungen von Schulz erpressen können. Dem USO-Spezialisten blieb jedoch keine Gelegenheit zu Fragen, denn Hotrenor-Taak und der
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