Silberband 081 - Aphilie
Menschen spielen.
Noch einmal fragte Jocelyn: »Ihr wisst nicht, wann der Schüttler wiederkommt?«
»Nein. Er kommt und geht, wie er will.«
»Wann war er das letzte Mal hier?«
»Vor vier Tagen.«
»Woher kam er?«
Eine zitternde Hand wies die Richtung.
»Was sagte er noch über die Männer?«
»Sie wohnen unter dem Dach einer Halle.«
Blitzschnell erkundigte sich Crystal: »Kommen sie zu Fuß oder mit einem Gleiter?«
»Einmal so, dann wieder so. Niemand scheint sie zu verfolgen. Es sind Gesunde wie wir. Aber sie haben zu essen und sind sauber gekleidet.« Neid und tierische Gier sprachen aus den Auskünften, doch diese Menschen waren zu schwach, um ihre Überlegungen in Taten umzusetzen.
Crystal warf ruhig ein: »Es gibt dreißig Hallen hier, Jocelyn. Wir sollten sie absuchen. Ohnehin wird uns nichts anderes übrig bleiben.«
»Einverstanden«, erwiderte er mit einem tiefen Knurren. »Diese Halle hier – ihr wohnt darin?«
»Ja. Sie ist voller alter Maschinen. Wir schlafen da.«
»Und die anderen Hallen? Leben auch dort Menschen?«
»Ja, Herr. Habt ihr nichts zu essen für uns?«
Mehr war nicht zu erfahren. Aber schon die wenigen Hinweise waren wertvoll, sie schränkten das Suchgebiet stark ein. Außerdem erschien es unwahrscheinlich, dass die beiden Kranken aus der Gemeinschaft Regeneration sich verfolgt fühlten. Wenn sie noch in der Nacht überrascht werden konnten, würde man sie unter Umständen schlafend antreffen.
»Wir haben nichts zu essen«, sagte Jocelyn und löste seinen harten Griff um den Hals des Mannes. Wimmernd fiel der Alte zu Boden und kroch auf allen vieren zurück in den winzigen Glutkreis eines Feuers, das im Innern einer Tiefkühltruhe brannte. Ein angsterfülltes Murmeln verfolgte Crystal und Jocelyn, die sich langsam zurückzogen.
Zwischen ihnen stand ein wackliger Tisch. Auf der Platte lag eine saubere, aber löchrige Decke. Konservendosen, deren Inhalt sich beim Öffnen selbsttätig bis zur Verzehrtemperatur erwärmte, standen auf der Decke.
»Das war ein großer Erfolg. Wir haben Chaos verbreitet. Jetzt nur noch den großen Schlag, dann ist diese Stadt frei«, sagte Jermon Tascho mit vollem Mund.
»Nur noch ist gut«, murmelte Mingus. »Jeremy Beiger ist gewarnt. Wir werden es schwer haben, Partner.«
»Aber wir werden siegen!«, keuchte der kleine Mann und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
»Das ist nicht sicher. Trotzdem bin ich optimistisch. Wir sind bisher unentdeckt geblieben.«
Es war eine Stunde nach Sonnenaufgang. Sie saßen in ihrem Versteck in einer der Hallen. Vom Wasser her wehte eine frische Brise. In einem Versteck stand der Gleiter, und es gab sieben verschiedene Fluchtwege. Außerdem waren unsichtbare Lichtschranken rundum installiert, unter und über dem Versteck. Jeder ungebetene Besucher wurde rechtzeitig angekündigt. Sie konnten sich ein wenig entspannen, obwohl sie durstig nach weiteren Taten waren. Der Erfolg der beiden Raketen und des Roboters hatte sie stimuliert. Sie hatten alles, auch die Ansprache von Reginald Bull, über ihr winziges Visifon mit angesehen und sich entsprechende Gedanken gemacht.
»… und wir sind hervorragend ausgerüstet.« Jermon deutete auf den Halbkreis aus verschiedenen Waffensystemen, die sich auf der obersten Ebene der Halle um den improvisierten Frühstückstisch herum ausbreiteten.
»Das ist richtig. Heute sehen wir uns zuerst den Regierungspalast an. Wir werden ihn vielleicht sprengen müssen, um Beiger zu erledigen. Dann wird sich aus dem Chaos der Phönix einer neuen Welt erheben.« Mit ungebrochener Zuversicht deutete Skalter Mingus auf neben ihm liegende Fotoausdrucke. Sie zeigten den Palast aus allen Perspektiven.
»Beiger wohnt auch dort. Er hat ein schönes Dachappartement«, versicherte Jermon lautstark. »Vielleicht erreichen wir ihn mit der ferngelenkten Bombe.«
»Vielleicht. Zuerst jedenfalls ein kurzer Besuch!«
Sie beendeten das Frühstück und rüsteten sich mit Waffen aus, die ihnen eine schnelle Flucht sichern würden. Skalter Mingus, der Mann mit dem Schildkrötengesicht, war ein ausgebildeter Saboteur, und es gab nichts auf dem weiten Gebiet der Bomben- und Waffentechnik, was er nicht im Schlaf beherrschte.
»Bevor wir den Palast angreifen oder Beiger töten, lösen wir unsere beiden letzten Raketen aus«, sagte er knapp.
»Ich habe den Impulsgeber.« Jermon Tascho nickte heftig. Nach den ersten Erfolgen war er ein überzeugter Anhänger aller Pläne, die sein starker
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