Silberband 081 - Aphilie
war es selbstmörderisch, aufzufallen – die Wachen feuerten seit dem ersten Attentat auf jeden Verdächtigen.
Fast ehrfürchtig sagte Jermon Tascho nach einem langen Blick auf den massiven Gebäudekomplex: »Wenn wir Beiger hier erwischen, ist das die Krönung unseres Werks, Skalter.«
Die Fassaden waren von Schutzschirmen bedeckt. Zwischen den riesigen Fenstern bewegten sich aus den kleinen, halbkugeligen Kanzeln unaufhörlich die Geschützläufe stationärer Defensivroboter.
»Mir fällt kein Mittel ein, ihn aus dieser Festung herauszulocken«, murmelte der Saboteur. Seine Finger zuckten einen Augenblick lang unkontrolliert.
»Wir müssen warten oder die Roboter ablenken«, rief Tascho aufgeregt.
Skalter schüttelte nachdenklich den Kopf.
Das Gebäude stand auf verkleideten Säulen. Zwischen ihnen patrouillierten im Schutz von Hochenergie-Überladungsschirmen schwere Kampfroboter. Polizeigleiter umrundeten das Bauwerk. Es gab kaum einen Quadratmeter Fassade, der nicht mehrfach geschützt wurde. In Gedanken wog Skalter die Möglichkeiten seines Waffenarsenals gegen dieses moderne Fort ab.
»Wir müssen unsere Pläne ändern, Jermon«, sagte er düster. In seinem Magen hatte sich ein eisenharter Klumpen gebildet. Immer wieder schweiften seine Augen ab und musterten die Schirme, die Geschütze und die zahllosen Wachen. Keine siebenhundert Meter entfernt residierte der meistgehasste Mann der Stadt. Wenn sie ihn ausschalteten, würde das eine neue Zeit gebären.
»Hör zu, Jermon«, sagte er nach einigen Minuten des Nachdenkens, »wir ändern unser Vorgehen. Dort kommen wir nicht hinein. Wir sind nur zwei, und die Übermacht an Menschen und Möglichkeiten ist erdrückend.«
Drei Gleiter nahmen Kurs auf das Lokal, vor dem Mingus und Tascho warteten. Langsam griffen beide Männer nach den versteckten Waffen. Die Polizisten näherten sich wie unabsichtlich, ohne Sirenengeheul … Vielleicht war alles ganz harmlos.
»Du kannst Recht haben. Das letzte Mal haben wir ihn auch außerhalb seiner Festung erwischt.«
»Richtig. Wir müssen uns weiterhin verstecken und warten, bis er uns vors Zielfernrohr läuft!«
»Und wo? Er wird vorsichtig geworden sein, Skalter.«
Aus dem Gleiterpulk scherte ein Fahrzeug aus und kam von links auf die Maschine der Immunen zu. Die beiden anderen Polizeigleiter schwebten über der breiten Piste weiter. Keiner der Insassen warf einen Blick auf das Lokal.
Die Immunen entsicherten ihre Strahler. Für Mingus stand der Fluchtweg, den sie nehmen mussten, fest. Als die Türen des Polizeigleiters aufglitten, drang eine schneidende Lautsprecherstimme über den kleinen Platz. Es war der Polizeifunk.
»Früher oder später sehen wir Beiger! Wir haben vier verschiedene Verstecke in der Stadt und können warten, ohne aufzufallen«, meinte Skalter und rückte am Stoffstreifen über seiner Stirn.
»Wie lange?«
»Keine Ahnung.«
Drei Polizisten stiegen aus. Nur ein jüngerer Mann neben dem Piloten blieb sitzen und lehnte sich bequem zurück. Während der Lautsprecher dröhnte, betraten die drei Männer die Imbisshalle.
»… Versuchsstrecke abstecken und kontrollieren. Das erste Datum ist der Achte dieses Monats …«
Jermon hob den Finger und deutete in die Richtung des Polizeigleiters. Skalter zuckte die Schultern und murmelte: »Lauter Routinemeldungen.«
»… wird Beiger die Robotfabrik mit einer Kommission besichtigen. Unvermeidbar wird sein, dass er eskortiert wird. Es wurden Attentatsversuche unternommen …«
Skalter Mingus richtete sich kerzengerade im Fahrersitz auf. Sein Gesicht wurde weiß. »Beiger! Das ist unsere Chance«, flüsterte er wie elektrisiert. Sie hörten nun konzentriert zu und vergaßen dabei fast die Gefahr.
»… die Fabrik Robot Gamma liegt in New Haven Marina. Der Weg wird noch bekannt gegeben, es stehen drei Alternativen zur Wahl. Als mögliche Tage haben wir den Achten, Neunten und Zehnten dieses Monats. Aus Sicherheitsgründen wird der Termin erst eine Stunde vor dem Start bekannt gegeben …«
»Beiger wagt sich also doch aus seiner Festung hervor.«
»Kennst du dieses Marina?«, fragte Skalter leise. Während er weiter zuhörte, startete er den Motor des Gleiters.
»… schwerste Bewachung. Auch die Fabrik wird nach Plan A Rot umstellt. Jeremy Beiger will jedes Risiko ausschließen. Die Polizeikräfte werden aufgefordert, sich bei ihren Vorgesetzten detaillierte Verhaltensregeln abzuholen …«
»Wir starten!«, knurrte Skalter
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