Silberband 081 - Aphilie
begriffen alle in diesem Raum. Und jeder reagierte, wie er es musste.
Skalter Mingus traf, während er über die Barriere hechtete, zwei Polizisten in die Brust. Noch bevor er wieder hochfederte, wirbelte er herum und schoss dreimal, ohne besonders genau zu zielen. Eine Sirene gellte auf. Ein weiterer Schuss ließ einen Beamten rückwärts in ein berstendes Fenster fallen.
Rauch und Gase breiteten sich aus. Der gezielte Schuss, den der letzte Überlebende auf Tascho abgab, sprengte eine Ecke der hochwirbelnden Tischplatte weg und versengte Taschos Schulter.
»Jermon, draußen sind noch vier!«
Zwei Polizisten waren bereits aus ihrem Gleiter gesprungen und rannten auf die Türen zu. Skalter handelte mit bewundernswerter Kaltblütigkeit. Er feuerte durch die berstenden Scheiben.
Jermon riss die zweite Tür auf und warf sich mit einem weiten Satz hindurch. Hinter ihm brannte ein Teil des Raumes; die Sirene wimmerte ununterbrochen. Im Zickzack rannte er die Gebäudefront entlang, bog keuchend vor Anstrengung um die Ecke und schoss, als er weitere Polizisten erblickte.
Mit aufheulendem Triebwerk startete ein Gleiter. Jermon stützte mit der Linken das rechte Handgelenk, zielte und feuerte hinter dem davonrasenden Gleiter her, aber trotz einiger schwerer Treffer schwebte die Maschine weiter.
»Es ist vorbei!«, dröhnte Skalters Stimme aus dem Gebäude. Er trat die halb verkohlte Tür nach außen und rannte auf Jermon zu.
Jermon Tascho schwitzte, fiebrige Hitze strömte durch seinen Körper, und die Waffe rutschte fast aus seinen Fingern. Skalter packte ihn an der Schulter und schob ihn vorwärts. Hinter ihnen breiteten sich Flammen und Rauch rasch aus.
»Wir haben gesiegt«, sagte Skalter Mingus heiser. »Aber jetzt nichts wie weg. Wir nehmen einen Polizeigleiter.«
Zitternd lief Jermon um die Maschine herum und warf sich in den Sitz. Die Türen fielen zu, dann stieß der Gleiter zurück, wendete und raste davon.
Das Wimmern der Sirene verebbte langsam, aber während sie schräg auf die Stadt zu flüchteten, wurde hinter ihnen das Feuer größer. Aus dem Funkgerät erklangen die Notrufe des geflüchteten Polizisten. Großalarm wurde ausgelöst.
Inzwischen war es Nacht geworden.
Beim ersten Wort aus den Lautsprechern setzte Jocelyn sich kerzengerade auf und schob den Lautstärkeregler nach vorn. Sie schwebten in Crystals Gleiter im südlichen Bereich der Stadt und warteten auf einen Zwischenfall oder darauf, dass die zurückgelassenen Spürgeräte ihnen das Erscheinen der Reges in dem Waffenversteck meldeten. Jocelyn setzte ein neues Energiemagazin in seinen Strahler ein und sagte: »Das sind sie!«
Schweigend hörten sie den Bericht eines Polizisten, der den Feuerüberfall schilderte. Je länger der Mann sprach, desto härter wurde der Gesichtsausdruck des Spechts. Er kaute auf der Unterlippe und legte eine Hand auf das Armaturenbrett. Wieder hörte Crystal das hämmernde Geräusch des auf- und niederzuckenden Zeigefingers.
»Hör auf!«, schrie sie nervös. »Du machst mich krank mit diesem verdammten Klopfen!« Sie hörte es mindestens zum hundertsten Mal und hasste es inzwischen wie die Pest. Der schnelle Wirbel brach ab.
»Fliege hin!«, ordnete Jocelyn an. »Unsere Kodenummern sind in Ordnung, denke ich.«
»Die Attentäter werden geflüchtet sein«, widersprach Crystal, obwohl sie den Gleiter bereits beschleunigte. »Sie haben Polizisten erschossen, das löst eine Fahndung im gesamten Stadtgebiet aus.«
»Ich habe eine andere Theorie. Die beiden sind keine Dilettanten, denn was sie da angerichtet haben, sagt alles. Schließlich hatten sie es mit Polizisten und nicht mit Kindern zu tun.«
Crystal begann zu ahnen, dass es die Attentäter auf Jeremy Beiger abgesehen hatten und dass sie seinen Besuch in der Robotfabrik als beste Gelegenheit einschätzten. Aber es gab keine Gewissheit. Was Jocelyn sagte, stützte ihren Verdacht jedoch.
»Sie sind Profis. Mit Sicherheit waren sie am Regierungspalast und haben erkannt, dass sie Beiger dort nicht einmal mit einer Transformkanone gefährden können. Ist das auch dir klar, Schönste?«
»Was du nicht sagst«, gab sie ärgerlich zurück.
»Gut, weiter. Sie werden, wenn sie tatsächlich in ihr Versteck zurückkehren – was uns auffallen würde –, keine Waffen mehr haben. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als vor der Fabrik auf Beiger zu warten. Meine Gedanken sind natürlich etwas komplizierter und weiter reichend, aber im Wesentlichen wird es
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