Silberband 081 - Aphilie
so geschehen.«
Vor ihnen tauchte ein rötlicher Halbkreis auf. Aus allen Richtungen näherten sich Einsatzfahrzeuge. Rund um die brennende Polizeistation herrschte hektische Betriebsamkeit. Noch wurden dicke Strahlen von Löschschaum auf den Brandherd gesprüht.
»Da finden wir keine Spuren mehr, Jocelyn«, sagte Crystal enttäuscht.
Er lachte heiser. »Ich würde auch nicht suchen. Ich will mir, teilweise wegen mangelnder Beschäftigung, nur die Anlage ansehen.«
Sie wurden von einem Patrouillengleiter gestoppt, aber als Jocelyn den Namen Daargun nannte, erhielten sie eine offizielle Erlaubnis, sich umzusehen. Ihr Spezialempfänger übertrug die Unterhaltung der Helfer, die Kommandos der Polizisten, die Anordnungen aus den verschiedenen Zentralen.
»Ich weiß, was sie tun werden«, sagte Crystal plötzlich. Die brennende Anlage wurde inzwischen vom grellen Schein Dutzender Tiefstrahler ausgeleuchtet. Roboter waren aufmarschiert, Suchgleiter hingen wir ein Schwarm angriffslustiger Insekten in der Luft. Selbst durch den Wald geisterten die Lichtreflexe von Handscheinwerfern. Die Infrarotschirme vermittelten zusätzliche Informationen.
»Ich höre«, drängte der Specht.
»Sie sind geflüchtet. Ich erwarte jeden Augenblick ein Signal unserer Spürgeräte. Im Versteck werden die beiden erkennen, dass man ihnen auf der Spur ist. Möglich, dass sie hier in die Nähe zurückkommen, sobald sich alles beruhigt hat.«
»Das hat etwas für sich. Und wir wollen wirklich zwei volle Tage lang warten?«
Crystal lachte humorlos. »Sie werden nicht zuschlagen, bevor Beiger kommt. Nur wir wissen, wann dies sein wird. Keiner der Polizisten kennt den genauen Termin, Jocelyn.«
»Einverstanden«, sagte er und trommelte gegen die Seitenscheibe.
Als die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer brannten, setzte sich Skalter Mingus im Bett auf. Er fühlte eine plötzliche Schwäche, und ein Alptraum schien ihn geweckt zu haben. Jetzt erst wusste er, was ihn gestört hatte. Ein winziges Mosaiksteinchen nur, aber es überlief ihn siedend heiß.
»Verdammt!«, knirschte er.
Sie hatten gemeinsam das Hauptversteck betreten und festgestellt, dass unwillkommene Besucher da gewesen waren; die Lichtschranken hatten sie registriert. Zwei Personen. Sie hatten die Sicherheitsanlagen außer Funktion gesetzt, sogar die Gasdüsen. Alle Waffen fehlten! Auch die schwersten Systeme, die sie mühsam in die Stadt transportiert hatten.
Wer immer das Versteck ausgehoben hatte, wusste Bescheid. Falls diejenigen sogar einen Minispion installiert hatten, eine winzige Kamera, Mikrofone … Skalter wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. »Oh, verdammt! Ich Idiot«, flüsterte er.
Die Polizei war es nicht, denn sie hätte den Schlupfwinkel mit einem Riesenaufgebot umstellt und nötigenfalls die Halle bombardiert. Also Kopfjäger? Dann besaßen sie jetzt vermutlich Bilder von ihm und Jermon und kannten ihre Stimmen. Da Kopfjäger mit allen Wassern gewaschene Profis waren, würden sie auch den Sinn der Waffensammlung erraten haben. Nach dem spektakulären Attentat auf Beiger war dies obendrein kein besonderes Kunststück mehr.
»Unsere Lage ist ausgesprochen schlecht«, sagte Skalter im Selbstgespräch und ging in die Nasszelle. Ihm war schlecht. Fünf Uhr morgens. Schon heute konnte Beiger das Werk besuchen. Sie mussten reagieren.
Skalter versuchte, sich zu beruhigen und seine durcheinander wirbelnden Gedanken und Überlegungen unter Kontrolle zu bringen. Er duschte, ohne Jermon zu wecken, der sich unaufhörlich herumwarf und im Traum stöhnte. Sie hatten aus allen Verstecken das mitgenommen, was sie brauchen konnten, und jetzt befanden sie sich wieder im Zentrum der Stadt, in dem verwahrlosten Appartement.
Sie besaßen genug zu trinken und zu essen, waren einigermaßen ausgeschlafen, aber unruhig. Und sie hatten zu wenig weit reichende Waffen.
Bohrende Unruhe, Angst vor dem eigenen Versagen, die Furcht, dem Auftrag nicht gerecht zu werden, und die Visionen einer besseren Welt nach dem Chaos marterten Skalter Mingus, der sich wusch, anzog und dann so leise wie möglich das Frühstück bereitete. Noch während er auf das Aufwachen Jermons wartete, packte er ein, was sie für die nächsten Tage zum Überleben brauchten.
Ein gestohlener Gleiter stand in der Tiefgarage; das Polizeifahrzeug hatten sie mit kurzgeschlossener Zündung gegen eine Dienststelle gesteuert, in einem anderen Stadtteil.
»Wir haben noch zwei Raketen«, murmelte Skalter
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