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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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würde es ohne zusätzlichen Halt nicht schaffen, sich aufzurichten. Jeder Passant konnte das sehen, und er selbst wusste es ohnehin. Er wandte sich flehend an die Umstehenden, aber sie sahen über ihn hinweg, als existiere er gar nicht.
    »Wenigstens einer soll mir die Hand reichen«, jammerte er. »Ihr seht doch, dass ich es allein nicht mehr schaffe.«
    Die Menschen reagierten auf erschreckende Weise. Einer stieg über den Alten hinweg, um ihn nicht mehr sehen zu müssen, ein anderer wies ihn zurecht: »In deinem Alter hättest du zu Hause bleiben sollen! Erkennst du nicht, dass du den Verkehr nur ins Stocken bringst?« Und ein Dritter stieß ihm den Fuß in die Seite und schob ihn bis zum Rand des Bandes, damit er niemandem mehr im Weg lag.
    Ungläubiges Staunen und Furcht paarten sich im Blick des Alten. Er konnte nicht begreifen, was mit ihm geschah. Als er erkannte, dass er keineswegs nur träumte, wurde er zornig. »Ihr Nichtsnutze!«, keifte er. »Ich gebe euch noch achtzig, neunzig, vielleicht hundert Jahre, dann seid ihr genauso wie ich. Und ich hoffe bei Gott, dass es euch ebenso dreckig ergehen wird wie mir jetzt.«
    »Du versündigst dich, Alter!«, rief ein junger Mann mit gehässigem Spott. »Du rufst Gott an und denkst an Vergeltung. Das ist nicht religiös.«
    »Ah, bah, religiös«, zeterte der Alte. »Dich jungen Schnösel kann ich allemal belehren …«
    Der Junge stieg ihm mit dem rechten Fuß auf den Leib, dass der Alte vor Angst und Entsetzen aufschrie. Zugleich kam Bewegung in die Menge. Aus dem Hintergrund bahnte sich ein Mann in mittleren Jahren kraftvoll und mit wenig Rücksichtnahme einen Weg durch die Meute, die den Alten umstand.
    Der junge Bursche, der soeben zugetreten hatte, fühlte sich am Kragen gepackt und in die Höhe gehoben. Eine unwiderstehliche Faust zog ihn herum. Unter dem Eindruck der ihn anfunkelnden Augen verließ ihn der Mut. Er stotterte, sein Gesicht färbte sich kreideweiß.
    Der Fremde mit dem zornigen Blick herrschte ihn wütend an: »Von allen Menschen, die ich in dieser gottlosen Stadt zu Gesicht bekommen habe, bist du der gemeinste und hässlichste. Es müsste ein besonders barmherziges Schicksal sein, das sich dazu herabließe, dir auch nur eine einzige Gunst zu erweisen. Damit du merkst, dass es noch Menschen gibt, die dich und deinesgleichen nicht ausstehen können, erteile ich dir kostenlos eine Lehre.« Ohne weitere Warnung holte er aus und schlug dem Jungen zweimal die flache Hand ins Gesicht. Der Gezüchtigte gurgelte überrascht, verlor das Gleichgewicht und stürzte auf das angrenzende schnellere Laufband, das ihn rasch davontrug.
    »Und ihr«, schrie der Zornige die Umstehenden an, »schert euch aus meinen Augen, oder, bei Gott, ich verdresche euch alle miteinander!«
    Obwohl sie weit in der Überzahl waren, wichen sie vor ihm zurück. Eine Lücke entstand im steten Gedränge, und in dieser Lücke befanden sich nur der Alte, der hilflos am Boden lag, und der Mann mit den zornigen Augen. Er bückte sich und half dem Gestürzten auf.
    »Danke, mein Freund«, sagte der Greis mit bebender Stimme. »Ich weiß nicht, was in die Leute gefahren ist …«
    »Der Teufel«, unterbrach ihn der Zornige. »Es ist der leibhaftige Satan.«
    Der Alte musterte sein Gegenüber unsicher. »Das glaubst du wirklich, Freund?«
    »Das glaube ich wirklich«, erklang es im Brustton der Überzeugung.
    »Wer bist du?«
    »Mein richtiger Name tut nichts zur Sache. Aber die Leute haben mir einen Spitznamen gegeben, seit ich im Land umherziehe und ihnen den Spiegel vors Gesicht halte. Sie nennen mich Vater Ironside.«
    »Bruder-eins spricht!«, dröhnte es durch den halbdunklen Raum.
    Alle trugen Masken. Sie kannten einander nicht, wussten jedoch, dass ein gemeinsamer Zweck sie vereinte. Dennoch ahnten sie nicht einmal, wo sie sich befanden. Aus den verschiedensten Gegenden des Erdballs waren sie per Transmitter an diesen Ort gekommen, und keiner hatte eine Ahnung, ob die nächste Großstadt London, Chicago, Melbourne, Peking oder New Delhi hieß. Sie alle hatten das Gefühl, sich tief unter der Erdoberfläche zu befinden, aber wie tief und ob die Vermutung überhaupt richtig war, wusste niemand zu sagen.
    Aus dem Dunkel am Ende des weiten Raumes erhob sich eine dumpfe, hallende Stimme. Der Sprecher blieb unsichtbar. Die Maskierten horchten auf, als Bruder-eins sprach. Manchem lief noch ein Schauer der Ehrfurcht den Rücken hinab. Bruder-eins war der Mann, in dessen Händen das

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