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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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dass sie sich dem Vormarsch der reinen Vernunft kein zweites Mal in den Weg stellen würden. Vater Ironside leistete dieses Gelöbnis, ohne mit der Wimper zu zucken, und Bruder Serafino schloss sich ihm an. Danach wurden beide Mönche einstweilen in ihre Quartiere zurückgebracht, denn auch sie sollten erst an dem Tag entlassen werden, an dem die SOL startete.
    »Vater«, fragte Perry Rhodan, »haben Sie wirklich ein so starkes Verlangen danach, hier zu bleiben? Unter Verrückten, die glauben, die reine Vernunft entdeckt zu haben, nur weil ihnen die Fähigkeit abhanden gekommen ist, Gefühle zu empfinden?«
    Ironside blickte ihn aus klaren Augen an. »Selbstverständlich«, antwortete er. »Ich gehöre zu diesen Menschen. Meine Aufgabe ist, ihnen das Wort näher zu bringen.«
    »Wie viel Aussicht auf Erfolg rechnen Sie sich dabei aus?«
    »Danach darf ich nicht fragen. Ich habe gelobt, Gottes Wort zu verkünden, und dieses Gelübde werde ich nicht brechen.«
    Die Lichter waren gedämpft. Es ging auf Mitternacht zu. Aus dem Halbschatten wuchs eine hohe, breitschultrige Gestalt heran. »Ich habe kein Gelübde geleistet«, sagte sie ernst, »aber auch ich habe vor, auf der Erde zu bleiben!«
    »Michael, du?«, fragte Rhodan überrascht.
    »Ja, ich. Es ist undenkbar, dass wir die Menschen im Stich lassen.«
    »Sie wollen im Stich gelassen werden«, hielt Perry Rhodan ihm entgegen. »Sie schicken uns in die Verbannung.«
    »Aus dir spricht eine Verbitterung, die dir keiner übel nehmen kann, aber trotzdem ist es Verbitterung«, antwortete Roi Danton. »Es sind die Söhne der reinen Vernunft, allen voran dein alter Freund Reginald Bull, die dich ins Exil schicken. Doch außer den Götzen der Vernunft leben auf der Erde Menschen, die immer noch so denken wie du und ich. Sie sind glücklich, dass du mit dem Leben davongekommen bist. Sie werden auf deine Rückkehr warten, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Denn sie erwarten, dass du in der Milchstraße eine Streitmacht ausrüstest und zurückkommst. Aber glaubst du wirklich, dass du es schaffen wirst? Bist du nicht ebenso sicher wie ich, dass die Söhne der Vernunft diesem Vorhaben einen höchst wirksamen Riegel vorgeschoben haben? Und was wird aus der enttäuschten Hoffnung der Normalen? Werden sie glauben müssen, dass du sie sang- und klanglos im Stich gelassen hast? Wäre es dir nicht lieber, es gäbe auf der Erde einen – auch wenn er im Verborgenen operieren muss –, der das Bild der Freiheit im Bewusstsein der Terraner aufrechterhalten kann?«
    Perry Rhodan machte eine fahrige Geste. »Das sind Illusionen«, wehrte er ab. »In einigen Monaten, spätestens in ein paar Jahren, werden alle der Aphilie erlegen sein. Dann kräht kein Hahn mehr nach Perry Rhodan und nach dem, was wir unter Freiheit verstehen.«
    »Bis auf die wenigen«, parierte Roi Danton mit erhobener Stimme, »die gegen diese entsetzliche Krankheit immun sind. Die der Rat der Vernunft jagen wird, bis sie nicht mehr weiterkönnen.«
    »Wie viele werden das sein?«
    »Selbst wenn es nur fünf oder zehn wären … Wie fühlst du dich bei dem Gedanken, sie hilflos ihrem Schicksal zu überlassen? Solange ich mich auf der Erde aufhalte, bleibt ihnen ein winziger Rest Hoffnung. Es wird Jahre dauern, bis Reginald Bull alle positronischen Sicherheitsvorkehrungen so geändert haben wird, dass sie auf die bisher Privilegierten nicht mehr reagieren. In der Zwischenzeit kann ich Vorräte horten, Arsenale anlegen, ein sicheres Versteck für die Immunen schaffen.«
    Michael Rhodan alias Roi Danton erkannte, dass er sich zu sehr in die Erregung hineingesteigert hatte. Er schnappte nach Luft, um den Wirrwarr seiner Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Dann sagte er mit veränderter, aber ruhiger Stimme: »Ich lasse an meinem Entschluss nicht rütteln. Ich bleibe auf der Erde! – Aber es würde mich schmerzen, wenn ich gegen deinen Willen handeln müsste.«
    Perry Rhodan schüttelte den Kopf. Ein merkwürdiges Leuchten trat in seine grauen Augen. »Nein, du brauchst es nicht gegen meinen Willen zu tun, Michael«, antwortete er und reichte seinem Sohn die Hand. »Ich stehe hinter deinem Entschluss.«
    Der 10. Juli des alten Kalenders war der Tag der Einschiffung. Die Gefangenen wurden unter starker Bewachung in robotgesteuerte Großtransporter verladen. Sie ahnten nur, dass es zum Raumhafen ging, wissen konnten sie es nicht.
    Als sich nach halbstündiger Fahrt die Behälter öffneten, befanden sie sich am südlichsten

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