Silberband 081 - Aphilie
überall an dem kastenförmigen Rumpf befanden sich zudem kleine Lampen.
»Hallo, Romeo«, sagte Rhodan amüsiert. »Wie geht es denn so?«
Der Roboter blieb stehen. Seine aus Antennendraht geformten Ohren bewegten sich, der Mund klappte auf und zu. »Zuletzt ging es mir noch gut, Sir«, antwortete er mit phlegmatischer Stimme. »Und wie ist Ihr wertes Befinden, wenn ich fragen darf?«
»Relativ gut«, antwortete Rhodan. »Wohin willst du, Romeo?«
»Mein Vater hat gesagt, ich solle mich anstöpseln, Sir«, antwortete Romeo bereitwillig. »Offenbar heizt Mentro Kosum die Kessel an.«
»Allerdings«, sagte Perry Rhodan. »Viel Erfolg, Romeo.«
»Danke, Sir«, plärrte der Roboter und stelzte auf die Zentrale zu.
»Verrückt«, entfuhr es Deighton.
»Vielleicht«, erwiderte Rhodan. »Auf jeden Fall sind Romeo und Julia psychisch stabilisierende Faktoren, die wir auf unserer langen Reise in die Milchstraße bitter nötig haben werden.«
Sie betraten den Schnellverbindungstunnel und ließen sich in den Zylinderteil befördern, das so genannte Mutterschiff, in dem sich eine ähnliche Hauptzentrale befand wie auf den beiden Kugelraumern. Einen Augenblick lang überlegte Perry Rhodan, ob er SENECA auffordern sollte, Kosum aktiv zu unterstützen.
SENECA hieß die neueste Errungenschaft terranischer Computertechnik. Er war eine biopositronische Hyperinpotronik, die in einer Stahlkugel von fünfhundert Metern Durchmesser im Mutterschiff untergebracht war. Und er war die fortschrittlichste Entwicklung auf seinem Gebiet. Wäre er nach den gleichen Prinzipien gebaut worden wie das Mondgehirn NATHAN, hätte er eine dreißig Kilometer durchmessende Kugel ausgefüllt.
Perry Rhodan entschied sich gegen SENECAs Eingreifen – Mentro Kosum würde nach der Abkopplung seiner SZ-1 vom Mutterschiff ohnehin auf sich allein gestellt sein. Er beschränkte sich darauf, die schwache Notbesatzung der SOL über das Vorhaben zu unterrichten und damit zugleich SENECA, denn SENECA sah und hörte alles, was in der SOL vorging und gesagt wurde – ausgenommen die zu Intimzonen erklärten Kabinen.
Exakt nach Ablauf der halben Stunde beschleunigte die SOL. Rhodan und Deighton beobachteten, dass ihr Schiff sich zuerst parallel zur Beobachtungsflotte bewegte. Aber nachdem die Verfolger ihren Kurs angeglichen hatten, steuerte Kosum die SOL in einem weiten Bogen direkt auf sie zu, während er weiter beschleunigte.
Die Schiffe der Aphiliker reagierten darauf, indem sie sich verteilten. Bis sie das Manöver abgeschlossen hatten, raste die SOL schon mit siebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit auf sie zu – und tauchte im Zwischenraum unter.
Die Kontrollschirme der Halbraumspürer zeigten, dass die Beobachtungsflotte zu langsam reagierte. Vorübergehend verschwanden die Verfolger sogar aus der Ortung. Das lag allerdings nicht daran, dass sie bereits abgehängt waren, sondern ging auf die störenden Nebeneffekte des Mahlstroms zurück.
Die SZ-1 wurde innerhalb des Zwischenraums vom Mittelteil abgekoppelt und stürzte in den Normalraum zurück, während das Mutterschiff und die SZ-2 den Linearflug fortsetzten und die Halbraumspürer der Verfolger in die Irre führten.
Natürlich hielt die Täuschung nur so lange an, bis die Ortungsergebnisse der Halbraumspürer analysiert waren. Die Masseverringerung der SOL konnte nicht lange unbemerkt bleiben.
Perry Rhodan beobachtete auf den Kontrollschirmen, dass elf Verfolger verschwanden. Sie fielen aber etliche Lichtjahre von der SZ-1 entfernt in den Normalraum zurück. Zweifellos war Kosum mit dem Führungsschiff längst wieder im Linearflug, bevor die elf Verfolger seine letzte Position ermittelt und angeflogen hatten. Die Aphiliker würden seine Spur nicht wiederfinden.
»Ende des ersten Aktes«, sagte Rhodan.
Deighton, der als Kommandant der Gesamt-SOL fungierte, ordnete an, das eigene Linearmanöver abzubrechen. Das Schiff tangierte eine von Turbulenzen geprägte Staubzone. Voraus schimmerte eine stark abgeflachte violette Sonne durch das Chaos.
Wenig später erschien die restliche Beobachtungsflotte zwischen der SOL und dem violetten Stern – und mit einer halben Minute Verzögerung meldete sich Rhodans alter Weggefährte Reginald Bull über Hyperkom.
»Ich verlange Aufklärung, was hier gespielt wird!«, forderte der Mann, der trotz seiner Aphilie nicht zum Feind Rhodans geworden war, sondern dem abgesetzten Großadministrator den Start mit der SOL ermöglicht hatte.
»Hallo, Bully«,
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