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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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erloschene Gedanken in ihnen weckte. Die Erinnerungen stiegen jedoch nicht bis zur Oberfläche ihres Bewusstseins empor. Sie warteten nur deshalb, weil das Dorf noch schlief.
    Als sie die ersten Menschen sahen, gingen sie zu dem Haus, das Kathleen kannte. Unterwegs begegneten ihnen Männer und Frauen, aber keine Kinder. Niemand kümmerte sich um sie, niemand grüßte sie. Allerdings stellte auch niemand neugierige Fragen.
    Der Händler erkannte Kathleen wieder, aber wenn er sich freute, so nur des zu erwartenden Geschäftes wegen.
    »Sie besuchen Ihre Verwandten in Yoxter? Wollen Sie Fleisch? Kartoffeln? Bei uns gibt es noch alles. Sogar Brot können Sie haben, wenn Sie Geld besitzen.«
    »Bis jetzt habe ich immer bezahlt«, erinnerte Kathleen.
    Er packte die Sachen ein und nahm die Geldscheine in Empfang. »Ich wundere mich, dass Sie beide noch nicht ins Stummhaus müssen«, sagte er, bevor sie das Haus verließen.
    Kathleen blieb stehen und drehte sich langsam um. »Es gibt Ausnahmen, das sollten Sie wissen. Aber sicher wird es nicht mehr lange dauern. Deshalb unternehmen wir diesen Ausflug.«
    Der Händler nickte. »Das würde ich wahrscheinlich auch tun, bevor ich mich umbringen lasse«, sagte er ohne jede Betonung.
    Sie schlugen die Richtung nach Osten ein, und als sie das Dorf hinter sich gelassen hatten, fragte Kervin: »Ob der etwas gemerkt hat? Ich meine, er hat so komisch geredet.«
    »Ach was, was soll er denn gemerkt haben, Kervin? Du musst nicht so ängstlich sein und jedem misstrauen. Er war neugierig, das ist alles. Geh schneller, wir müssen heute noch die Steppe erreichen.«
    »Gibt es noch Steppe?«
    »Genug, um sich darin wochenlang zu verstecken. Sie wird dir gefallen, Kervin, und mit unseren Vorräten kommen wir lange genug aus. Dann besorgen wir uns neue.«
    Sie marschierten den ganzen Tag, obwohl es gegen Mittag sehr heiß wurde. Nach einer kurzen Pause trieb Kathleen ihren Begleiter von neuem an. Straßen gab es nicht, nur Trampelpfade, die nicht erkennen ließen, ob sie von Menschen oder Tieren stammten. Das Gras wuchs hoch, und manchmal spendeten niedrige Buschwälder ein wenig Schatten.
    Fern am östlichen Horizont zog ein dunkler Streifen auf. »Sieht nach Regen aus«, vermutete Kervin unsicher.
    Kathleen lachte. »Regen kann es gelegentlich geben, wenn die Wetterkontrolle das für richtig hält. Aber was du dort siehst, sind keine Wolken. Es ist das Gebirge.«
    »Das Gebirge mit den Höhlen?«
    »… von dem ich dir erzählte. Ich war als junge Frau einmal dort, und es hat mich sehr beeindruckt. Damals wurden Führungen durch einige erforschte Höhlen angeboten, aber ich weiß, dass es viel mehr unerforschte gibt, die noch nie ein Mensch betreten hat. Wer sollte sich auch dafür interessieren? Sie bringen keinen Nutzen.«
    Kervin druckste eine Weile herum, dann sagte er: »Wir haben eigentlich noch nicht darüber gesprochen, Kathleen, weil wir beide so Angst vor dem Stummhaus hatten. Darum war uns auch alles egal. Ich bin mit dir gegangen, weil du erfahrener bist als ich – und weit mehr herumgekommen. Aber kannst du mir sagen, was wir in den Höhlen sollen? Glaubst du, dass sie besser sind als das Stummhaus?«
    Kathleen verhielt ihre Schritte. »Kervin, du kannst jederzeit umkehren. Ich werde dich nicht halten. Und später kannst du mir dann erzählen, ob das Stummhaus oder die Freiheit besser ist. Mir jedenfalls ist die Freiheit in der Wildnis lieber als das Gefängnis – oder gar der Tod.«
    »Es war nur eine Frage, Kathleen. Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, für immer hier draußen leben zu müssen. Ohne die Rationen und ohne die Wohnung.«
    »Beides hättest du im Stummhaus wahrscheinlich auch nicht gehabt.«
    »Du meinst wirklich, dass sie uns umgebracht hätten?«
    »Es gibt Leute, die das behaupten. So, und nun geh weiter, wenn du mitkommen willst. Ich möchte vor dem Dunkelwerden die letzte Siedlung vor den Bergen erreichen.«
    Gehorsam trottete Kervin hinter der Frau her und versuchte Schritt zu halten. Kathleen hatte eine erstaunliche Ausdauer. Sie war nicht nur klüger als er, sondern auch stärker. In jeder Hinsicht.
    Als die Sonne unterging, lag die Siedlung vor ihnen. Die Häuser standen dicht gedrängt an einem Fluss, der aus den nahen Bergen kam. Solche einsamen Siedlungen gab es nur noch vereinzelt auf der überbevölkerten Erde.
    »Kennst du dort jemanden, Kathleen?«
    »Ich habe einen Sohn, den ich zum ersten Mal sah, als er fast vierzig war. Er gab

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