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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Ein finsterer, enger Stollen nahm ihn auf. Der Weg verlief zunächst horizontal und stieg später steil in die Höhe. Wo er nach oben abknickte, hielt Sergio erstmals an. Er brauchte eine Weile, um dem geschundenen Körper Ruhe zu gönnen. Von der Röhre her rauschte die immer noch aus dem Tank entweichende Luft durch den Stollen. Der Sturm hatte aber schon merklich an Wucht verloren. Bald würde sich der Druck im Innern der Röhre wieder normalisieren und das Ventil schließen.
    Sergio empfand Erleichterung. Sobald die Aphiliker Bericht erstatteten, würde jeder glauben, er sei mit Sylvia durch die mannsgroße Öffnung ins Innere des Drucktanks gestiegen und von da aus weitergeflohen. Auf die Idee, dass sie den Entlüftungsstollen als Fluchtweg benützt hatten, würde die Polizei erst später kommen.
    Viel später, hoffte Sergio …

2.
    Das Buch
    Die Luft war mild und vom Duft tropischer Blüten erfüllt. In den Blättern der Bäume raschelte ein sanfter Wind, und von weit her erklangen die Geräusche der Großstadt. Es war finster.
    Die Erleichterung nach einer überstandenen Gefahr ist umso tief greifender, je größer die Gefahr war. Sergio, unter dem Geäst eines Busches ausgestreckt, fühlte sich zum ersten Mal seit langem wohlig entspannt. Er hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und blickte zu den Sternen hinauf. Sylvia lag neben ihm. Er spürte die Wärme ihres Körpers, und zeitweilig verloren sich seine Gedanken in Bahnen, die in der gegenwärtigen Lage absolut unangemessen waren. Immerhin war die Gefahr noch nicht wirklich überstanden. Der Stollen des Überdruckventils hatte sie im Hinterhof eines uralten Industriegebäudes an die Oberfläche geführt. Unbehelligt hatten sie sich bei der nächsten Gelegenheit des öffentlichen Verkehrssystems bedient und waren an den westlichen Stadtrand gefahren. Hier gab es weitläufige Erholungsflächen – Wälder und Parks in ursprünglichem Zustand. Sie hofften, dass ihnen der kommende Tag Gelegenheit zu neuen Unternehmungen bieten würde.
    Die Polizei war auf der Suche nach ihnen, daran konnte es keinen Zweifel geben. Pakko musste sehr schnell erkannt haben, dass Sergio Percellar der Norm des neuen Menschen nur höchst unvollkommen entsprach. Mit anderen Worten: Percellar hatte die Umstellung vom emotional gebundenen ›alten Menschen‹ zum rein logisch denkenden und agierenden ›neuen Menschen‹ noch nicht vollzogen. Er war kein Aphiliker, und das allein reichte aus, um ihn zum Tod zu verurteilen.
    Sylvia regte sich. Sergio blickte zur Seite und sah ihre Augen zu den Sternen hinaufgerichtet. Sie begann zu summen, ihre Lippen formten halblaute Worte. Er kannte die Melodie, und die Worte, die sie in eigenartigem Singsang von sich gab, erfüllten ihn mit einem Gefühl wohliger Wärme und gleichzeitig mit unstillbarer Sehnsucht nach vergangenen Zeiten.
    »Nun aber hört«, sprach Sylvia. »Da waren einst Menschen, die einander liebten. Die Eltern liebten ihre Kinder und die Kinder ihre Eltern. Der Nachbar liebte seinen Nachbarn, und die Liebe war allgegenwärtig. Die Menschen lebten in Frieden miteinander, denn unter ihnen war Liebe.«
    Sie schwieg. Sergio aber drängten sich die Worte förmlich auf die Zunge, die Worte, die er mit Sylvia gelernt hatte – Worte, die aus dem Buch stammten, das nur noch in einer Kopie existierte: in ihrer beider Gedächtnis.
    Er setzte sich auf und sprach in dem gleichen Singsang, in dem Sylvias Worte erklungen waren: »Die Liebe hört niemals auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird.« Dann sank er wieder in seine vorherige Haltung zurück, und Sylvia fuhr fort: »Ihr aber, die ihr meint, die Liebe zu kennen – zu euch muss ich sagen: Ihr wisst nicht, was Liebe ist. Denn das, was ihr Liebe nennt, ist tierische Begierde. Eure Liebe ist die Brunst, die schnell aufflammt und ebenso schnell wieder verlischt, eure Liebe ist nicht die unsere – in der Tat, eure Liebe ist es nicht wert, Liebe genannt zu werden.«
    Sergio hörte sie schwer atmen. Er selbst war bis ins tiefste Innere aufgewühlt. Niemand rezitierte das Buch, ohne dass er von diesen Worten ergriffen wurde, von den Worten einer alten Weisheit, die den Menschen dieser Tage völlig abhanden gekommen war.
    »Uns aber ist die Liebe ein heiliges Gut«, fuhr Sylvia nach kurzer Pause fort, »ein wertvoller Besitz, der das Leben der Menschen miteinander überhaupt erst möglich macht. Die

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