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Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln

Titel: Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hat – die Erde, die ich nicht kenne. Wenn ich das, was man mir erzählte, mit dem vergleiche, was dokumentiert ist, dann weiß ich, dass die Erde eines fernen Tages wieder ihren Platz einnehmen muss: die Umlaufbahn des dritten Planeten um Sol …
    Wir haben achtunddreißig Jahre lang gesucht. Sol war unser Ziel, die relativ kleine und in den Dimensionen des Kosmos unbedeutende Sonne. Beim Aufbruch kannte Perry Rhodan nicht einmal den ungefähren Standort der heimischen Milchstraße.
    Die SOL begann eine lange Wanderschaft. Seitdem suchen menschliche Augen und Ortungen nach Galaxien aller Formationen, angefangen von elliptischen und irregulären Nebeln über einzeln stehende Formationen zwischen unbekannten Galaxien bis hin zu Balkenspiralen und normalen Spiralnebeln.
    Perry Rhodan, der ins Exil geschickte Großadministrator, verließ eine Erde, die mit der Welt seit der Dämmerung der großen Kulturen keinerlei Ähnlichkeit mehr hatte. Eine Welt, auf der die Liebe ausgestorben war.
    Die einzelnen Stationen der Odyssee sind Legion … Das biopositronische Logbuch verzeichnet jeden der unzähligen Versuche, das Ziel zu finden, mit akribischer Genauigkeit. Zwischenlandungen auf paradiesischen Welten, Vorbeiflüge an Sonnen aller erdenklichen Typen. Dann wieder die endlosen Jahre der Einsamkeit zwischen den Galaxien. Die SOL war die einzige Heimat, die eine Hand voll Menschen und ihre Nachkommen haben.
    Seit achtunddreißig langen Jahren …
    Männer und Frauen sterben an Bord und bei Unternehmungen, die nur das Ziel haben, Informationen über die galaktischen Koordinaten der Heimatgalaxis zu finden. Kinder wurden und werden geboren und wachsen in der künstlichen Schwerkraft des Schiffs auf. Sie kennen den Begriff Welt oder Planet nur aus der Theorie. Eines Tages betreten sie einzelne Planeten, aber ein archetypischer Impuls sagt ihnen ausnahmslos und immer wieder:
    DIES IST NICHT DIE ERDE!
    DIESER PLANET HAT KEINE ÄHNLICHKEIT MIT TERRA, DER WELT UNSERER SEHNSUCHT!
    Achtunddreißig Jahre voller Irrtümer und Enttäuschungen.
    Bewusst habe ich mehr als zwanzig dieser Jahre miterlebt und das Spektrum der menschlichen Fehler beobachtet. Deshalb zog ich mich auf meine Art von den Menschen zurück und widmete mich der faszinierenden Welt der denkenden Maschinen.
    Nicht, dass ich die Menschen hasse – keineswegs. Ich brauche sie nur nicht, um glücklich zu sein, sondern weil sie wie ich Teil der Schiffsgemeinschaft sind. Aber je älter ich werde, desto kritischer werde ich gegenüber den Lebensäußerungen anderer Teilnehmer dieser Odyssee. Ich habe mich zurückgezogen.
    Mein Reich besteht aus meiner geräumigen Kabine. Ich kann von hier aus jederzeit mit allen Regionen des Schiffs in Verbindung treten. Zu meinem kleinen und ideellen Umfeld gehören auch Romeo und Julia, die externen Ableger von SENECA.
    Ich weiß nicht, wie lange unsere Odyssee noch dauern wird. Aber ich weiß, dass die Stationen eines menschlichen Lebens auch an mir nicht vorbeiziehen werden; eines Tages werde ich einen Ehevertrag schließen, Kinder in diese eigentümliche Hohlwelt der SOL setzen, und später werde ich sterben. Romeo, Julia und SENECA aber werden leben und weiterarbeiten.
    Wie lange …?
    Joscan Hellmut nahm den Stift in die andere Hand, drehte ihn unschlüssig und überlegte, was er noch schreiben sollte. Er kippte den Sessel in Ruheposition, und seine Gedanken irrten ziellos umher. Wieder fühlte er die Beklemmung, die ihn von Zeit zu Zeit überfiel. Es war eine Regung, die ihm eigentlich fremd sein sollte – ein leichter, schnell unterdrückbarer Anfall von Klaustrophobie, der Angst aller Eingeschlossenen.
    Wieder wusste er nicht, was er davon halten sollte. Schließlich war er nicht auf einem Planeten geboren und aufgewachsen, sondern in der schützenden Hülle des Schiffs.
    Ein scharfes Knacken schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Er fuhr hoch und blieb kerzengerade sitzen. Ein Holoschirm hatte sich erhellt, ausgelöst über die Alarmleitung der Zentrale – ein höchst ungewöhnlicher Vorfall.
    Eine Sekunde später brach im Schiff die Hölle los.
    Sirenen heulten und rissen Frauen und Männer aus dem Schlaf. Sicherheitsschotten schlugen zu. Überall auf den breiten Korridoren aufgeregte Stimmen.
    Mit zwei schnellen Schritten war Hellmut am Schott, das vor ihm zur Seite glitt.
    »Was ist los?«, wollte er wissen. Lachende Besatzungsmitglieder rannten in Richtung Zentrale. Aber niemand antwortete ihm.
    Niemand antwortete

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