Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Überschwerer.
Der Tiermeister dagegen war selbst ein Sklave, ein Kamashite, der jedoch auf dem Mars geboren worden war. Sein Vater hatte hier den Galaktischen Zoo geleitet und seine Tiere nicht im Stich lassen wollen, als das Solsystem annektiert wurde. Es war nutzlos gewesen, denn die Überschweren hatten die Tiere des Zoos entweder getötet oder an Galaktische Händler verkauft. Der Zoodirektor aber war genauso versklavt worden wie die Terraner.
Mynra Buccuon war in seinem dreißigsten Lebensjahr gezwungen worden, als Tiermeister in der Arena von Colderan zu dienen, nachdem die Überschweren erfahren hatten, dass alle Kamashiten von Natur aus besser als andere Intelligenzen mit Tieren umgehen konnten.
Mynra hatte gerade einen tobenden Okkuldor beruhigt, ein gefährliches Raubtier vom Planeten Yppersan, das sogar einen Überschweren im Bruchteil einer Sekunde töten konnte. Ich schwitzte, als ich sah, wie unbesorgt der kleinwüchsige Kamashite – er war nur 1,47 Meter groß – sich im Käfig des Okkuldors bewegte.
Als er mich erblickte, leuchteten seine Augen auf. »Ich komme gleich, Kalteen!«, rief er mir zu.
Der Okkuldor fauchte mich an, beruhigte sich aber sofort wieder, als Mynra leise auf ihn einsprach. Der Kamashite strich dem Tier mit den Fingern über den Kopf, dann verließ er den Käfig.
Ich war immer wieder fasziniert von Mynras Anblick. Wie alle Kamashiten, die sich aus terranischen Siedlern entwickelt hatten, besaß er eine bronzefarbene Haut, silberne Zähne, Finger- und Zehennägel sowie grasgrünes Haar, das zu vielen kleinen Zöpfen geflochten war. Die Brauen waren ebenfalls grün und sehr dicht und passten zur Hakennase des Kamashiten.
Wir schüttelten uns die Hände. »Freut mich, dich wieder einmal zu sehen, Kalteen«, sagte Mynra mit volltönendem Bass, der gar nicht zu seiner geringen Körpergröße passte. »Was hast du auf dem Herzen?«
»Mich interessiert die Zusammensetzung der nächsten Kämpfe«, antwortete ich. »Weißt du etwas darüber? Oder kannst du es in Erfahrung bringen?«
Mynra Buccuon lächelte und zeigte dabei seine silberfarbenen Zähne. »Was ich nicht weiß, kann ich erfragen. Warum interessierst du dich dafür, Kalteen?«
»Mein Herr will mich in die Arena schicken«, erklärte ich. »Da hätte ich natürlich gern gewusst, gegen wen ich kämpfen soll.«
Mynra erschrak. Er hatte keine Ahnung, wer ich wirklich war und dass ich mich durchaus meiner Haut wehren konnte, wenn ich auch annahm, dass er etwas ahnte. Kamashiten konnten sich gefühlsmäßig in die Mentalität anderer Lebewesen versetzen.
Mynra sah prüfend zu mir auf. »Warum fliehst du nicht, Kalteen? Willst du dich abschlachten lassen?« Er runzelte plötzlich die Stirn. »Aha! Du hoffst, mit dem Leben davonzukommen. Unterschätze aber die Gefährlichkeit eines Arenakampfes nicht.«
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und erwiderte: »Keine Sorge, mein Freund. Ich werde es schon überstehen. Dennoch wäre ich dir dankbar, wenn du dich umhören könntest.«
Der Kamashite seufzte. »Heute und morgen stehst du nicht auf dem Programm. Das heißt, soweit es meine Tiere betrifft. Aber für dich könnte durchaus ein menschlicher Gegner ausgesucht worden sein. Ich werde die Kampfliste des Arenameisters einsehen.«
»Ist das nicht gefährlich für dich, Mynra?«
Der Kamashite winkte ab. »Trantor Zharim behandelt mich fast wie einen Gleichgestellten, seitdem ich ihn aus den Klauen und vor dem Schnabel eines Rhuorg-Vogels rettete. Außer einem Schimpfwort habe ich von ihm nichts zu befürchten. Kannst du hier auf mich warten?«
Ich nickte, und Mynra eilte davon. Als er zurückkam, wirkte er verstört. »Du musst fliehen und dich irgendwo verstecken, Kalteen!«, beschwor er mich. »Gegen die Gegner, gegen die du morgen antreten sollst, hast du nicht die geringste Chance.«
»Du hast die Gegner gesagt«, erwiderte ich ahnungsvoll. »Muss ich gegen Orlanda und Harun Griffith antreten?«
»Genau das, Kalteen«, antwortete der Kamashite mit belegter Stimme. »Ich weiß nicht, ob du schon etwas über sie gehört hast.«
»Ich habe sie gestern bewundert, als sie den Tyr besiegten«, erklärte ich.
»Du hast sie bewundert?«, fragte der Tiermeister. »Wahrscheinlich, weil es nur ein Tier war, das sie töteten. Du solltest erst sehen, wie grausam dieses Zwillingspärchen mit menschlichen Gegnern umgeht. Sie scheinen intelligente Lebewesen geradezu zu hassen, anders ist es nicht zu erklären, dass sie
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