Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Hause zu kommen, oder krochen bei Freunden und Verwandten unter.
»Danke, mein Freund«, sagte ich zu Ettoman.
Der Springer lachte nur und brachte mich endgültig nach Hause. Maldya wartete.
Als die Roboter mich auf mein Pneumobett gelegt hatten, schickte Ettoman sie wieder hinaus. Lächelnd blickte er von Maldya zu mir und sagte: »Ich denke, ich werde hier nicht mehr gebraucht, Freunde. Aber vergiss nicht, Kalteen, dass ein Mann mit deinen Verletzungen sich eine gewisse Zeit schonen sollte.«
»Mit dir geht die Fantasie durch«, schimpfte ich.
Er blickte mich ernst an. »So viel Fantasie, um dich ganz zu durchschauen, kann ich gar nicht aufbringen. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
»Vielen Dank und alles Gute, Ettoman«, erwiderte ich, ohne auf seine letzten Bemerkungen einzugehen.
Wortlos verließ er die Wohnung.
Vross Barratill
Anfangs war in der Gemeinschaftsbar des Hotels außer uns kein einziger Gast gewesen. Das änderte sich am späten Nachmittag schlagartig. Innerhalb von zwanzig Minuten füllte sich der verhältnismäßig große Raum. Die meisten Gäste waren Überschwere, aber es kamen auch Springer, Akonen und Arkoniden. Ich nahm an, dass nicht alle im Hotel wohnten.
Kertan Tigentor, Ertyn Grammlond und ich waren beim Eintreffen der ersten Gäste weit genug auseinander gerückt, damit jeweils drei oder vier Fremde zwischen uns Platz fanden. Es kam nur noch darauf an, dass jeder von uns andere Besucher ins Gespräch zog und so viel wie möglich in Erfahrung brachte.
Nur Ertyn, so hatten wir vereinbart, sollte keinen Gesprächskontakt aufnehmen. Ihm fiel die Aufgabe zu, mit Hilfe von Betty Toufrys Bewusstsein und ihren parapsychischen Fähigkeiten die Gedanken unserer Gesprächspartner zu belauschen.
Es war durchaus möglich, dass jemand unsere Fragen nicht ausführlich genug oder nicht ehrlich beantwortete. Aber jeder würde die richtige Antwort denken.
Links von mir hatte sich ein Akone niedergelassen, ein hochgewachsener Mann um die sechzig, mit kupferrotem, auf die Schultern fallendem Haar.
Rechts saß ein Überschwerer, dessen Alter ich auf neunzig Jahre – Erdzeit – schätzte. Sein kahler Schädel glänzte wie eine Billardkugel, und in seinem Gesicht hatten sich unzählige Falten und Runzeln eingegraben. Er trug an einer Kette vor der Brust einen in Panzertroplon eingelassenen riesigen Howalgonium-Kristall. Da Howalgonium noch immer sündhaft teuer war, musste der Überschwere ein sehr wohlhabender Mann sein.
Er musterte mich kurz, bevor er mich ansprach. »Sie sind wahrscheinlich erst heute auf dem Mars gelandet?«, fragte er.
Ich nippte an dem Drink, der vor mir stand. »Das ist richtig«, sagte ich. »Mein Name ist Vross Barratill.«
»Und ich heiße Hatkyn Tekkeron«, erwiderte der Überschwere. »Befehlshaber und Eigentümer der 18. Kampfflotte des Ersten Hetrans – und Kunsthändler.«
Ich lachte so schallend, wie Überschwere das ohne Rücksicht auf andere Anwesende tun. »Verstehe«, sagte ich. »Nach der Besetzung eines Planeten sind Kunstschätze meist preiswert zu haben.«
Da ich mich mit den Verhältnissen der Überschweren gut auskannte, wunderte ich mich nicht darüber, dass Hatkyn Tekkeron sich als Eigentümer einer Kampfflotte bezeichnete. Alles befand sich im Besitz von Patriarchen und ihren Familien, die in Friedenszeiten vom Handel lebten, mitunter auch von Überfällen auf unterentwickelte Planeten. Ihren größten Reichtum erwarben sie aber, wenn sie sich von anderen Völkern als Söldner anheuern ließen. Nicht als gewöhnliche Söldner wohlgemerkt. Die Überschweren vermieteten ihre jeweiligen Kampfschiffe oder kleinen Raumflotten gleich mit. War der Brocken zu groß für die Familie eines einzigen Patriarchen, beteiligten sich mehrere Patriarchen an dem Geschäft. Sie setzten dann einen Ältesten ein, der die vorübergehend vereinigten Schiffsverbände im Kampfeinsatz kommandierte.
Nicht einmal Leticron hatte dieses System ändern wollen. Zwar gehörte ihm die größte Flotte der Überschweren, sozusagen als Familienbesitz und Hausmacht, aber die übrigen Verbände blieben weiterhin bei ihren Patriarchen. Sie hatten sich Leticron unterstellt, weil die Versklavung der Menschheit unter dem Patronat der Laren für sie das beste Geschäft ihres Lebens war.
Hatkyn Tekkeron lachte ebenfalls. »Sie haben es erfasst, Barratill. Sind Sie auch zum Mars gekommen, um Geschäfte zu machen?«
Er blickte mich lauernd an. Vielleicht fürchtete er, in mir
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