Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
bitter. »Sklaven dürfen dort nur hinein, wenn man sie schwer verwundet aus der Arena getragen hat. Aber ich sehe, es geht dir schon besser.«
»Danke, Mynra«, erwiderte ich. »Falls du Ettoman noch nicht kennen solltest.«
»Wir kennen uns«, sagte der kleine Kamashite. »Ettoman ist in Ordnung. Wären alle Springer und Überschweren wie er, sähe es im Solsystem viel besser aus.«
»Es sind auch nicht alle Terraner wie Kalteen«, warf Ettoman ein. »Wenn ich an das Killerpärchen denke, dreht sich mir noch der Magen um. Ich habe nie begriffen, wie es ihnen möglich war, freie Kämpfer zu werden, obwohl sie doch Terraner und damit automatisch Sklaven waren.«
»Das kann ich dir sagen«, erklärte Mynra Buccuon. »Orlanda und Harun Griffith hatten früher eine Widerstandsorganisation gegen die Überschweren aufgezogen. Sie benutzten die Organisation aber vor allem, um sich persönlich zu bereichern und andere Menschen zu töten. Als man sie ergriff, bot Leticron ihnen die Freiheit an, wenn sie Ethyr Kamamtschuk, den Chef der gefürchteten Asteroiden-Partisanen, aufspürten und töteten.«
»Und sie schafften es?«, fragte ich gespannt.
»Sie schafften es, indem sie sich in die Partisanenarmee einschlichen«, erklärte der Kamashite. »Was damals alles geschehen ist, weiß ich nicht. Fest steht, dass sie Kamamtschuk töteten und seine Leiche Leticron als Beweis präsentierten. Von da an waren sie frei. Allerdings mussten sie eine andere Staatsbürgerschaft annehmen. Sie wählten die arkonidische, weil sie am leichtesten zu erhalten war.«
»Was wurde aus den Asteroiden-Partisanen?«, erkundigte sich der Springer.
Mynra Buccuon blickte ihn scheinbar schläfrig an. »Keine Ahnung, Rotbart«, antwortete er. »Vielleicht gibt es noch ein paar von ihnen im Asteroidengürtel. Hin und wieder habe ich gehört, dass einzelne Raumschiffe der Überschweren in der Nähe der Asteroiden spurlos verschwanden.«
Ich horchte auf. Das war endlich eine Neuigkeit, die auch Atlan interessieren würde. Ich war sicher, dass der Kamashite mehr wusste, als er zugab. So schwer der Tod Kamamtschuks für die Partisanenarmee gewesen sein musste, es hatte sich bestimmt ein fähiger Nachfolger gefunden.
Der Asteroidengürtel war das ideale Operationsfeld für Partisanen, die über Raumschiffe verfügten. Erstens konnten die Überschweren niemals jeden einzelnen Asteroiden untersuchen, und zweitens wurden große Verluste an Menschen und Material vermieden, wenn Männer und Schiffe auf zahlreichen Stützpunkten verstreut waren.
Ettoman lachte. »Ich wusste doch, dass Terraner niemals aufgeben«, erklärte er. »Am liebsten würde ich zu den Asteroiden-Partisanen gehen. Dort wären meine Kampferfahrungen sinnvoller verwertet als in den Arenen.«
»Vielleicht findest du eines Tages den Weg zu ihnen«, sagte Mynra Buccuon orakelhaft.
Da wurde mir klar, dass der Kamashite Verbindung zu den Asteroiden-Partisanen oder zumindest zu ihren Verbindungsleuten auf dem Mars hatte. Anders ließen sich seine letzten Worte nicht deuten.
Die Medoroboter bugsierten mich samt der Antigravtrage in den Gleiter. Der Springer kletterte in den Pilotensitz und startete.
Eine Dreiviertelstunde später erreichten wir das Jassich-Viertel. Sekunden später war der Gleiter von Marsterranern umringt, die mir zujubelten und wahre Freudentänze aufführten. Ich fürchtete schon, dass sie sich in Verkennung der Sachlage an dem Springer vergreifen würden. Doch keiner beschimpfte ihn, und keiner rührte ihn an.
»Macht Platz!«, forderte ich die Umstehenden auf. »Mein Freund Ettoman wird mich nach Hause bringen. Jemand soll Maldya benachrichtigen. Und zerstreut euch wieder, sonst gibt es Unannehmlichkeiten.«
Die Menschen machten zwar dem Gleiter Platz, aber sie dachten nicht daran, sich zurückzuziehen. Ich hielt das für unvernünftig. Die riesige Menschenansammlung musste unweigerlich von einer Flugpatrouille der Überschweren entdeckt werden.
Natürlich würden die Überschweren Zusammenrottung und Aufruhr vermuten und Soldaten schicken, die die Menge mit Schockwaffen paralysierten, wahllos einige Menschen herausgriffen, als Aufwiegler bezeichneten und erschossen.
Ettoman stellte offenbar die gleichen Überlegungen an, denn er richtete sich plötzlich auf und schrie: »Soldaten! Meine Ortung zeigt Mannschaftsgleiter mit Soldaten an, die sich dem Jassich-Viertel nähern. Rette sich, wer kann!«
Schreiend stoben die Menschen auseinander, versuchten noch, nach
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