Silberband 083 - Kampf um die SOL
Khantank.
»Selbstverständlich, Sir!«, entgegnete der Pilot. Augenblicke später setzte sich der Gleiter wieder in Bewegung und schwebte hinaus auf die breite Piste. Die Automatik schaltete sich ein.
Der Pilot drehte sich um und blickte Khantank ausdruckslos an. Leifers Blick wurde starr. »Sie?«, sagte er laut, dann schlug er sich die Hände vors Gesicht.
»Ja, ich. Sie haben in diesem Spiel nichts mehr verloren«, sagte Major Heylin Kratt, hob seinen Strahler und feuerte. Er traf Leiter Khantank zwischen Kinn und Brustbein und tötete ihn.
Der Gleiter schwebte weiter. Kratt bemerkte nicht, dass der Pilot eines schweren Lastenfahrzeugs alles gesehen hatte und nach einem winzigen Funkgerät griff.
Es sah auch niemand, wie der Mann in der farblosen, zerlumpten Kleidung eines arbeitsscheuen Aphilikers den Arm anwinkelte und einer Stimme lauschte. Dann sagte dieser Mann überraschend klar einige wichtige Sätze …
… die in einem anderen Stadtteil gehört wurden. Ein hagerer Typ mittleren Alters, der mehrere Arbeitsroboter beaufsichtigte, antwortete: »Verstanden. Ich kümmere mich persönlich um Casalle. Kann sein, dass ich Verstärkung benötige.«
In wenigen Minuten würde Trevor Casalle sein Büro verlassen, um über Terra Vision seinem Gegner zu antworten. Seit Ructyns kühner Herausforderung war erst ein halber Tag vergangen. Die unmittelbar darauf folgende Störung war zu einer halbstündigen, hervorragend konstruierten Sendung der OGN ausgeartet. Selbst Dustin Seraph hätte es nicht besser machen können.
Wieder summte das Armband. »Seraph und Casalle nähern sich dem Gleiter.«
»Verstanden. Alles in Ordnung«, antwortete Sergio Percellar und gab seinen Arbeitsrobotern neue Befehle. Sie waren programmiert worden, die Straßen, Fußgängerbezirke, Parkplätze und angrenzende Bereiche der Grünanlagen zu säubern. Er war der Aufseher der stupiden Maschinen. Er setzte sich in die Kabine seines Gleiters, auf dessen Ladefläche schon einige Tonnen Abfall lagen. Von hier aus hatte er einen guten Überblick.
Seraph verließ soeben das Bürogebäude und schaute sich um. Etwas an der Erscheinung und im Verhalten dieses Mannes irritierte Percellar. Ihm war, als würde er ihn kennen. Oder zumindest schon öfters gesehen haben, obwohl Seraph neu in der Umgebung des Admirals war.
Endlich kam auch Casalle. Er beachtete das Spalier der Wachen und Roboter nicht einmal, das sich bis zu seinem gepanzerten Gleiter erstreckte. Casalle blickte auch nicht ein einziges Mal in Percellars Richtung, obwohl er wusste, dass ihn die OGN beschützte und bisher vor zwei tödlichen Anschlägen bewahrt hatte.
Beide Männer stiegen in einen Gleiter. Die Eskorte aus sieben Fahrzeugen setzte sich in Bewegung.
Sergio Percellar murmelte einige Worte und wandte sich wieder seiner Tarnbeschäftigung zu.
Milliarden Menschen sahen an diesem Tag die Übertragung, entweder die Originalsendung oder eine der zahlreichen Wiederholungen. Das Format war hervorragend gestaltet worden.
Dustin Seraph führte Regie. In der Eile hatte er nicht alle seine Intentionen realisieren können, aber er bewies, dass er in Massenmanipulation eine unerreichbar hohe Qualität herstellen konnte.
Auf den Holoschirmen bewegte sich ein Modell der Erde zwischen den Sternen auf den Schlund zu. Aufpeitschende Tonfolgen waren zu hören, die nahezu jeden Zuhörer in ihren rhythmischen Bann zwangen und ihm die Ausweglosigkeit der Lage in den Verstand hämmerten. »Die Erde ist in Gefahr«, flüsterte eine quadrofonisch nachhallende Stimme, »und nur ein Mensch kann sie retten: das Licht der Vernunft.«
Von allen Lösungsversuchen war nur derjenige, den ein junger, dynamischer Mann vorschlug, Erfolg versprechend.
Wer war dieser Mann?
Dramatische Szenen, starke Töne, eindringliche Stimmen und schließlich das Bild einer Fantasiegestalt, von der die Erde und die Menschheit gerettet wurden. Keine Morde mehr, keine Zwischenfälle, keine Aufregung. Ein Mann, den alle brauchten. Jeder wurde angesprochen und zu einem Punkt gedrängt, an dem er seine Vorstellungen verwirklicht sah.
Sergio Percellar, der die Sendung in dem winzigen Empfänger des veralteten Lastengleiters der Stadtverwaltung verfolgte, pfiff anerkennend durch die Zähne. Dustin Seraph war mehr als ein Künstler, in einer Welt der Aphilie war es schwer, Reaktionen, Träume, Wünsche und andere nichtaphilische Überlegungen hervorzuzaubern. Hier glückte es.
Wer war der vielversprechende Retter der
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