Silberband 083 - Kampf um die SOL
»Wenn wir eine Expedition starten und herausfinden, dass die Bewohner dieser Welt uns haben wollen, verfügen wir über einen zweiten Stützpunkt. Roi hat mir von den voll funktionsfähigen Raumschiffen der Lemurer erzählt.« Er hielt inne, ließ seinen Blick über die zum Teil abweisenden Gesichter gleiten und sagte, scheinbar amüsiert: »Entschuldigung. Ich sprach immer von wir. Ich habe wohl etwas zu schnell neue Hoffnung gespürt.«
»Keineswegs. Du hast völlig Recht«, fügte Roi Danton laut hinzu. Erschrocken erkannte er, dass Bully nahe daran war zu resignieren. Reginald befand sich in einer Situation, die kaum schlechter sein konnte. »Ich weiß«, erklärte er, »dass es nicht einfach ist, Planungen umzuwerfen. Bully und ich werden für die genannten Absichten nicht so schnell Begeisterung wecken können. Ich stelle die Vorschläge jedoch zur Diskussion und Abstimmung. Abgesehen davon müssen wir beide Aktionen ohnehin langfristig vorbereiten.«
»Ich bin dafür, hier in Porta Pato zu suchen«, sagte Professor el Fataro. »Wir haben Schiffe entdeckt und ihre Bedienung entschlüsseln können, wir werden auch andere Dinge finden. Vielleicht nicht gerade ein Mittel, um die Waringer-Strahlung zu neutralisieren, aber wer weiß? Wer kann sagen, was sein wird?«
»Stimmen wir ab. Wer ist grundsätzlich für Reginald Bulls Vorschläge?«
Eine lange und ermüdende Diskussion begann. Stunden später mussten Reginald Bull und Roi Danton zugeben, dass unter den negativen Argumenten eine stattliche Menge beherzigt werden musste. Letztlich einigte man sich, zwei Arbeitsgruppen ins Leben zu rufen. Sie sollten die Voraussetzungen und die logistischen Notwendigkeiten aufschlüsseln.
Niedergeschlagen ging Bull in seine Räume zurück. Niemand hasste ihn, keiner würde ihn beleidigen oder gar angreifen. Aber er hatte die Unterdrückung geleitet, und das konnten die Immunen nicht so schnell vergessen. Die Vergangenheit klebte an ihm wie zäher Morast.
Kurz nach Mitternacht landete die Space-Jet auf einem unbedeutenden Raumhafen in Miami. Die Frauen von Ovarons Planet hatten sich entschlossen, ihr kleines Raumschiff zu opfern. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden die Terraner die Jet entdecken und ihre Herkunft herausfinden. Trotzdem landete Nano Balwore zwischen Raumern ähnlicher Größe.
»Es muss schnell gehen. Wir dürfen nicht gesehen werden. Ab jetzt gelten andere Voraussetzungen.« Sie hatten alles Verräterische mitgenommen, jede von ihnen zwei schwere Gepäckstücke, die bereits in der Schleuse standen.
Nacheinander verließen sie das Schiff. Sie brauchten einen Gleiter. In einigen hundert Metern Entfernung sahen sie die Lichter der Raumhafengebäude.
»Dorthin!«, ordnete Marhola an. Bevor sie den erhellten Bereich betraten, bogen sie nach links ab. Fünfzig Meter weiter versperrte ihnen ein Zaun den Weg. Mit dem Desintegrator kappte Nano die einfachen Metallgitter.
»Dort stehen Gleiter!« Terfy spurtete über den Vorplatz.
Neben einem Lagergebäude verharrten sie in der Dunkelheit und orientierten sich. Die Lichter von Second Jacksonville waren noch weit entfernt.
Nano sagte knapp: »Seht ihr den großen silbernen Gleiter? Der Einstieg steht offen, vielleicht können wir ihn starten.«
Es erschien sinnvoll, erst einmal in der Anonymität der nahen Stadt unterzutauchen. Nano stellte ihr Gepäck ab und verschwand hinter dem Lagerhaus. Sie bewegte sich schnell und erreichte ungesehen das Fahrzeug.
»Sie schafft es«, flüsterte Nayn.
Der Gleiter bewegte sich. Er drehte auf der Stelle, dann schwebte er auf die Frauen zu. Er hatte etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als in dem nahen Gebäude eine Tür aufgerissen wurde. Ein Scheinwerfer überschüttete den Vorplatz mit greller Lichtflut.
»Polizei! Anhalten!« Zwei Männer stürzten aus dem Eingang hervor. Ihre Waffen waren nicht zu übersehen.
Langsam hob Terfy Heychen den Paralysator und verfolgte mit der Zieleinrichtung die Polizisten, die dem Gleiter nachrannten. Sekundenbruchteile später traf ihr Lähmschuss den ersten Polizisten. Der Mann stolperte, schlug schwer auf den Boden und blieb reglos liegen.
Der Gleiter stoppte im Schlagschatten der Gebäudeecke. »Schnell! Nehmt die Taschen mit!«, rief Nano. Terfy gab weitere Schüsse auf den zweiten Polizisten ab, der im Zickzack über den Platz rannte.
Ein Treffer ließ den Uniformierten zu Boden gehen. Doch er verlor seine Waffe nicht. Schwerfällig wälzte er sich herum und feuerte
Weitere Kostenlose Bücher