Silberband 083 - Kampf um die SOL
zugeben, dass ich von höchst eigenartigen Gefühlen gequält wurde. Inzwischen hatten sich gut zweihundert Frauen vor dem Beiboot versammelt, und ihre Zahl wuchs weiter. Sie musterten mich erstaunt, voller Neugier und Sehnsucht. In den Augen vieler entdeckte ich aber auch namenlose Furcht. Ich war der erste Mann, den sie in ihrem Leben sahen. Sie wussten nicht, wer und wie ich war. Sie redeten durcheinander. Und Nayn versuchte, alle zu übertönen.
»Ruhe!«, brüllte Mayk Tema schließlich mit unglaublich kraftvoller Stimme.
Allmählich wurde es still. Ich stemmte meine Hände in die Hüften. »Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Aphiliker auf Ovarons Planet kommen«, erklärte ich so laut, dass mich auch die weiter entfernten Frauen verstehen konnten. »An Bord der PHARAO befinden sich ausschließlich Immune, also Männer mit normalen Gefühlen. Männer, die der Liebe fähig sind.«
Meine Worte hatten eine unglaubliche Wirkung. Es wurde still. Gebannt warteten die Frauen darauf, dass ich weitersprach, aber ich wusste kaum, was ich sagen sollte.
»Marhola el Fataro, Terfy Heychen, Nano Balwore und natürlich Nayn Taibary haben sich bis zur Erde durchgeschlagen. Sie haben es verdient, dass sie wie Heldinnen empfangen werden.«
»Wer garantiert uns, dass an Bord der PHARAO nicht doch nur Aphiliker sind?«, fragte Mayk Tema.
»Wir!«, rief Nayn. »Komm an Bord! Von hier aus kannst du mit der Hauptleitzentrale der PHARAO sprechen und dich informieren.«
Mit verengten Augen blickte die Regierungschefin uns an. »Und falls einer mit angeschlagener Waffe hinter den Frauen steht und sie zwingt, genau das zu sagen, was wir hören sollen?«
»Wenn es den Männern der PHARAO darauf ankäme, unsere winzige Kolonie zu erobern, dann hätten sie das längst getan«, erwiderte Nayn heftig. »Sie brauchten sich nicht dabei anzustrengen. Und nun komm endlich an Bord!«
Mayk Tema kletterte in die Schleuse. Ich half ihr, indem ich ihr die Hand reichte. Sie musterte mich dafür, als hätte ich ihr eine Grobheit an den Kopf geworfen. Ich tat, als ob mir nichts aufgefallen sei, und führte sie in die Zentrale.
Bericht Oppouthand:
Sopper Round war dem Zusammenbruch nahe. Zu sehr hatte er sich während der letzten Stunden verausgabt.
Ich merkte, dass ich mir in meiner Nervosität die Lippen aufbiss. Die Zeit lief ab. Von den dreißig Minuten, die Reginald Bull als Frist gesetzt hatte, waren nur noch sieben übrig.
Weshalb sperrte sich NATHAN? Warum war er nicht konsequent, nachdem er uns nun schon so weit geduldet hatte?
Ich sah, dass Bull seine Kombination öffnete und den Zellaktivator abnahm, dem er seine potenzielle Unsterblichkeit verdankte. Er hängte ihn Sopper um den Hals. Hot riss dankbar und ungläubig zugleich die Augen auf und bat, ihn allein zu lassen. Bull nickte ihm zu und kam zu mir herüber.
Ich lehnte am Schott. Ein Akustiksensor haftete auf dem Stahl und ließ mich hören, was auf der anderen Seite gesprochen wurde. Dort hielten sich mehrere Aphiliker auf.
Ich deutete auf Sopper. »Können Sie ihm damit helfen?«, fragte ich flüsternd. »Ich erinnere mich, gehört zu haben, dass jeder Unberechtigte stirbt, der sich einen Zellaktivator umhängt.«
Bull schmunzelte amüsiert. »Alles ist relativ«, erklärte er. »Sehen Sie sich Ihren Freund doch an!«
Tatsächlich. Sopper wirkte schon jetzt nicht mehr so grenzenlos müde und erschöpft. Mit Hilfe des Aktivators gelang es ihm fraglos, sich wieder auf NATHAN zu konzentrieren.
»Sie sind ein feiner Kerl, Mücke«, fuhr Reginald Bull fort. »Wenn ich einen Schnaps hätte, würde ich mit Ihnen anstoßen.«
»Ich erlaube mir auch so, Sie Bully zu nennen.«
Er grinste. Aber damit überspielte er nur unsere Zeitknappheit.
Der Sensor reagierte. Ich hob abwehrend die Hand, als Bully etwas sagen wollte, und lauschte. Undeutliche Geräusche waren zu vernehmen. Als ob die Aphiliker schwere Maschinen transportierten.
»Da tut sich etwas«, sagte ich.
Bully nickte. »Noch zwei Minuten. Kommen Sie, Mücke, wir werden uns so teuer wie möglich verkaufen.«
Sopper massierte mit den Fingerspitzen seine Schläfen. Was immer er unternahm, es würde wohl zu spät sein.
Bericht Attra Rauent:
Mayk Tema wartete darauf, dass ich die Verbindung herstellte. Die PHARAO meldete sich. Das Gesicht des Funkoffiziers Hequarry erschien auf dem Schirm. Ich war überrascht, denn ich hatte erwartet, mit Gnaden Wennein zu sprechen.
»Geben Sie mir Danton!«
Das Bild wechselte,
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